Time Bandits (1981)

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Der zweite Streich des Terry Gilliam

Terry Gilliam war zu den Hochzeiten der Anarcho-Truppe des Monty Python’s Flying Circus der vielleicht zurückhaltendste Akteur der schrägen Briten, doch zumindest seine Bilder sind jedem Fan noch im Gedächtnis. Denn die Grafiksequenzen des Flying Circuslegten schon damals, Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre, ein beredtes Zeugnis von der schier unerschöpflichen Vorstellungskraft des einzigen Amerikaners der Pythons ab. 1977 folgte dann die erste Regiearbeit des gebürtigen Kaliforniers Jabberwocky, doch mit seinem zweiten Film Time Bandits trat Gilliam dann endgültig aus dem Schatten von Monty Python hinaus.

Basierend auf einem Drehbuch, das er zusammen mit Michael Palin geschrieben hatte, zog Terry Gilliam bei dieser fantastischen Komödie aus dem Jahre 1981 alle Register des absurden Humors und der skurrilen Einfälle. Manchen Kritikern erschien diese Geschichte fast zu gut, denn die Filmkritikerin Pauline Kael bemerkte: „Dies ist vielleicht einer jener seltenen Filme, die an einem Übermaß guter Ideen leiden.“ Was dem Erfolg des Filmes allerdings keinen Abbruch tat, schließlich spielte der Film in den USA mehr als 40 Mio. US-Dollar ein, kein schlechtes Ergebnis für einen Film mit einem Budget von gerade mal fünf Millionen.

Der kleine Kevin flüchtet sich in eine Welt der Mythen und der vergangenen Zeiten, denn die Gegenwart hält außer lieblosen Eltern nicht sehr viel Erfreuliches für ihn bereit. Auf seltsame Weise dringen seine Phantasien und Tagträume schließlich in seine reale Welt ein, als eines Nachts seltsame Zwerge vor ihm stehen, die sich vor einem Unbekannten in seinen Schrank geflüchtet haben. Mit sich führen die Gnome eine Weltkarte, die jede Menge Zeitlöcher aufweist, mit deren Hilfe sie in jedes beliebige Zeitalter reisen können, um dort Schabernack zu treiben oder alles zu stehlen, was nicht niet- und nagelfest ist. Kevin macht sich mit ihnen auf die Reise und landet schließlich nach zahlreichen merkwürdigen Begegnungen der dritten, vierten und fünften Art im Reich des Bösen, wo das Oberste Wesen (Sir Ralph Richardon) seine Weltkarte zurückverlangt. Doch auch das personifizierte Böse (David Warner) versucht, die Karte und damit die Herrschaft über die Welt an sich zu reißen. Ein brutaler Kampf entbrennt…

Zugegeben, für empfindsame Kinderseelen ist der Film trotz seiner FSK 12-Freigabe wenig geeignet – zu düster wirkt das bombastische Ende, doch auch heute noch versteht es der zeitlose Filme, die Zuschauer gleichermaßen mitzureißen und zu verunsichern. Die Mutter aller Herr der Ringe– Filme, mindestens.

Die Time Bandits Blu Ray bietet üppige Extras, in den ausführlich jeder der mitwirkenden Pythons zu Wort kommt. Neben einer, als Interview deklarierten, Two-Man-Show mit Terry Gilliam und Michael Palin, wobei sich die beiden Monty Python-Legenden gegenseitig mit Anekdoten zu übertreffen versuchen, wird noch eine weitere, leicht ernsthaftere Talkrunde mit Terry Gilliam und Terry Jones geboten. Ein Scrapbook über die Entstehung des Films, eine ausführliche Dokumentation über die Arbeit Terry Gilliams sowie ein Feature über George Harrison, der den Film produziert hat. Bild und Ton sind – was für eine Frage – außerordentlich gut.
 

Time Bandits (1981)

Terry Gilliam war zu den Hochzeiten der Anarcho-Truppe des Monty Pythons Flying Circus der vielleicht zurückhaltendste Akteur der schrägen Briten, doch zumindest seine Bilder sind jedem Fan noch im Gedächtnis.

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