Threesome – Eine Nacht in New York

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Das Leben inszenieren oder leben? Mhh…

Der Untertitel von Threesome – Eine Nacht in New York ist irreführend: Denn die Kamera begleitet die drei Hauptfiguren 24 Stunden lang auf ihrem Wandeln durch die Stadt. Orientierungslos sind sie alle drei und berauscht, auf der Suche nach Spaß, aber auch nach Sinn, und dann gleiten sie doch wieder in Alkohol, Drogen und Sex ab, was eigentlich so gar nichts zu tun hat mit dem, was sie sich vom Leben erträumen. Der Film ist ein intimes Portrait dreier vom Leben verwirrter und verletzt-verletzlicher Figuren.
Threesome beginnt in den frühen Morgenstunden, als John (Keanu Reeves) mit Violet (Bojana Novakovic) und Mia (Adelaide Clemens) nach einer wilden Nacht durch die morgendlichen Straßen der Stadt fährt und schließlich die beiden vor ihrem Apartment abliefert. Die drei erholen sich mehr oder minder von der Nacht, schlafen oder schlafen auch nicht, schlurfen so durch die Stadt und gehen verschiedenen Tätigkeiten nach.

John ist ein junger Mann, der von seiner Mutter zum Geburtstag einen Scheck über 75 Dollar für Medikamente geschenkt bekommt und, so scheint es, jeden Mittag im selben Bistro dasselbe Mittagessen isst. Das Essen und sein Auto sind die Konstanten in seinem Leben, alles andere baut sich variabel drum herum. So gelangweilt und lebensunlustig er wirkt, so fasziniert ist er plötzlich von der Videokamera, die er am Nachmittag von einer Gruppe Hula Hoop-schwingender Cowboys auf einem Sportplatz mitten in New York klaut. Nun hat er ein neues Ziel, eine neue Aufgabe: Das Leben seiner beiden Freundinnen aufzuzeichnen.

An dieser Stelle erfährt der Film eine entscheidende Wendung. Er widmet sich nunmehr dem Film im Film – auch ästhetisch, wenn er bisweilen nur das Bild der Videokamera projiziert und das Bild stoppt, wenn die Kamera stoppt. Es geht nun nicht mehr darum, das Leben der drei Figuren von außen zu verfolgen, sondern über die dargestellte Kamera einen Innenblick zu erhaschen. Dieser erweist sich dann auch als sehr reizvoll, lässt die Tiefe der Figuren erkennen und sorgt für Spannung, die dem Film bis dahin fehlte.

Wenn Violet und Mia aus ihrer Vergangenheit erzählen oder ihre Sicht auf die Dinge und die Welt zu erklären versuchen, übernimmt der Zuschauer die Rolle des Zuhörers. Wie John lauscht er dem, was er da zu hören bekommt, wird in den Bann der Geschichten und Gefühle gezogen, welche die beiden jungen Frauen offenbaren; einige Geheimnisse werden gelüftet, andere aber verschwiegen. Sie reden über Sex und Liebe, über Freundschaft und darüber, wie sie sich den richtigen Mann vorstellen. Und dann wird Violet plötzlich still.

In seiner Figurenkonstellation, aber auch dem unentschlossenen Herumtigern seiner Figuren erinnert Threesome an die „Generation X“-Kultfilme Einsam, Zweisam, Dreisam (1994) von Andrew Fleming und Reality Bites – Voll das Leben (1994) unter der Regie von Schauspieler Ben Stiller. Mit beiden Filmen gemeinsam hat das Regiedebüt von Mark L. Mann die Dreiecksbeziehung (Einsam, Zweisam, Dreisam trägt im Original ebenfalls den Titel Threesome), mit Reality Bites den Film im Film. Und auch hinsichtlich seiner intimen Darstellung der drei Figuren und ihrer Beziehung zueinander lässt sich Threesome durchaus in dieselbe Reihe einordnen wie die Filme aus den 1990ern. Wie diese Filme auch will Threesome ein Bild seiner Generation zeichnen – und das gelingt ihm auch. Nicht umsonst heißt der Film im Original Generation Um…, wobei fraglich ist, inwieweit sich die „Generation Um…“ von der „Generation X“ unterscheidet – das könnte an anderer Stelle ausführlicher beantwortet werden.

In jedem Fall ist Generation Um… – im Vergleich zum deutschen Threesome – Eine Nacht in New York – der treffendere Titel, den man durchaus hätte ins Deutsche übernehmen können. Als Untertitel wählte das Original die Aneinanderreihung „Sex, drugs and indecision“ – Sex, Drogen und Unentschlossenheit, die wie die Definition der „Generation Um…“ wirken. John, Mia und Violet sind – von allen drei sehr gut und überzeugend gespielt – Unentschlossene, die überlegen, aber nicht wissen, was sie tun und sein wollen. Sie haben Bilder vor Augen, etwa It-Girl Paris Hilton, doch ist diese eben weniger ein Rollenmodell als ein Bild, das man malen, aber nicht leben kann. So versuchen Violet und Mia, sich im Film im Film zu inszenieren, verraten dabei aber auch Stückchen aus ihrem eigenen Innersten. Zurück im Leben machen sie dann jedoch genauso weiter wie zuvor: Sie machen einfach, nehmen Drogen, lassen sich für Sex bezahlen. Um… beziehungsweise mhh… Das wirkliche Leben und die wirkliche Liebe sind dann wieder ganz weit weg.

Threesome – Eine Nacht in New York

Der Untertitel von „Threesome – Eine Nacht in New York“ ist irreführend: Denn die Kamera begleitet die drei Hauptfiguren 24 Stunden lang auf ihrem Wandeln durch die Stadt. Orientierungslos sind sie alle drei und berauscht, auf der Suche nach Spaß, aber auch nach Sinn, und dann gleiten sie doch wieder in Alkohol, Drogen und Sex ab, was eigentlich so gar nichts zu tun hat mit dem, was sie sich vom Leben erträumen.
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