Thor - The Dark Kingdom

Eine Filmkritik von Björn Helbig

Der Mann mit dem Hammer ist wieder da

Thor von Kenneth Branagh war aus der Reihe der bisherigen Superhelden-Filme aus dem Hause Marvel und DC vielleicht der überraschendste: Quietschbunt und trotzdem mit dem nötigen Ernst und einem Gespür für Drama, unironisch, aber nicht humorlos. Im Zentrum der Geschichte steht der Konflikt zwischen zwei Brüdern. Das aktuelle Sequel Thor — The Dark Kingdom von TV-Regisseur Alan Taylor ähnelt in vielerlei Hinsicht seinem Vorgänger, erreicht aber aufgrund des überfrachteten und oft beliebig wirkenden Drehbuchs fast nie dessen Stärke.
Es sind schwere Zeiten für Thor (Chris Hemsworth). Sein machthungriger Bruder Loki (Tom Hiddleston) befindet sich zwar nach den Ereignissen in Avengers in Asgarder Gefangenschaft. Doch Odin hat Thor untersagt, seine große Liebe Jane Foster (Natalie Portman) auf der Erde zu besuchen. Außerdem hat Thor alle Hände voll zu tun, Rebellionen in den neun Welten zu unterbinden. Unterdessen braut sich eine Gefahr ganz anderer Größenordnung zusammen: Unter der Führung des uralten Malekith (Christopher Eccleston) wollen die Dunkelelfen das Universum zerstören. Um dies zu erreichen, will er Jane Foster in seine Gewalt bringen, die auf der Erde zufällig mit einer Substanz in Berührung gekommen ist, die der mächtige Dunkelelf für die große Vernichtung benötigt.

Im Kern ist die Handlung von Thor — The Dark Kingdom sehr simpel. Irgendwer will ­– warum auch immer – mal wieder die Welt vernichten. Dieses schlanke Storygerüst ist jedoch derart dicht behangen mit Verweisen auf den ersten Teil sowie andere Filme des Marvel Cinematic Universe, dass sich Fans zwar über die zahlreichen Bezüge freuen dürften, viele aber auch das Problem haben werden, sich in dem Durcheinander zurechtzufinden. Erschwerend kommt hinzu, dass sich viele Elemente der Geschichte – sei es die Handlung oder die Ausformulierung von Charakteren – völlig willkürlich anfühlen. Dies ist allerdings nur eins der Defizite des Drehbuchs, das auf einer Story von Don Payne und Robert Rodat beruht. Dem Script von Christopher Yost sowie Christopher Markus und Stephen McFeely, die schon bei Captain America – The First Avenger und Die Chroniken von Narnia zusammengearbeitet haben, mangelt es nicht an guten Ideen (allerdings auch nicht an schlechten!), aber vor allem herrscht ein erstaunlicher Mangel an dramaturgischem Gefühl: Thor lebt von der Chemie zwischen den Figuren, doch Yost, Markus und McFeely versäumen es lange Zeit, die Pro- und Antagonisten zusammenzubringen, so dass ein Großteil des Films wie eine überlange Exposition wirkt.

Mal abgesehen von den genannten Schwächen im Script (oder vielleicht auch gerade deswegen?) ist Thor — The Dark Kingdom trotzdem insgesamt ein recht vergnüglicher Film geworden. Das mag an einigen sonderbaren Einfällen liegen, die dem Film einen gewissen B-Movie-Charme verleihen, auf jeden Fall aber punkten seine gut gelaunt aufspielenden Darsteller: Chris Hemsworth und vor allem Tom Hiddleston als ungleiches Brüderpaar können erneut überzeugen und bekommen zum Glück ein paar starke gemeinsame Szenen – nachdem es zunächst den Anschein macht, als würden sich die Figuren gar nicht begegnen. Die anderen Darsteller legen sich ebenfalls freudig ins Zeug und so ist es auch Natalie Portman und Kat Dennings als ihrer schlagfertigen Assistentin Darcy sowie Stellan Skarsgård als nach The Avengers völlig durchgeknalltem Wissenschaftler Dr. Erik Selvig zu verdanken, dass Thor — The Dark Kingdom oft unterhält. Lediglich Anthony Hopkins als Göttervater Odin wirkt etwas spielmüde.

Im Finale, das ein wenig wie die Greenwich-Variante des Endes von Man Of Steel daher kommt und auch aus einer Doctor Who-Folge hätte stammen können, nimmt der Film dann noch einmal Fahrt auf: Malekith ist auf der Erde in London angekommen, bereit, alles in Dunkelheit zu stürzen. Die Sterne haben die richtige Konstellation und die Grenzen zwischen den neun Welten sind durchlässig. Aber unsere Helden, allen voran der Große mit dem Hammer, haben nicht vor, den fiesen Dunkelelf einfach walten zu lassen. Es kommt zu einem irren Kampf quer durch die Dimensionen und auf einmal ist Thor — The Dark Kingdom spannend, lustig, visuell einfallsreich und herrlich durchgeknallt. Nur schade, dass es nicht mehrere solcher Momente im Film gibt.

Thor - The Dark Kingdom

„Thor“ von Kenneth Branagh war aus der Reihe der bisherigen Superhelden-Filme aus dem Hause Marvel und DC vielleicht der überraschendste: Quietschbunt und trotzdem mit dem nötigen Ernst und einem Gespür für Drama, unironisch, aber nicht humorlos. Im Zentrum der Geschichte steht der Konflikt zwischen zwei Brüdern.
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