The Trust

Eine Filmkritik von Thorsten Hanisch

Überraschungsei

Nicht viele Hollywood-Stars mit unglücklich verlaufenden Karrierekurven haben ihren Niedergang auf solch spezielle Weise zu einem Quasi-Vorteil ummünzen können wie Nicolas Cage. Der einstmals traumhaft verdienende und für seine exzessiv-bizarre Lebensweise bekannte Oscar-Gewinner ist seit einigen Jahren verschuldet, was sich vor allem an seiner stetig anschwellenden Filmographie bemerkbar macht, deren Neueinträge zum größten Teil direkt in die Videothek wandern.
Dies muss nicht per se etwas Schlechtes heißen; das einstmalige Stigma der Videothekenveröffentlichung ist seit mindestens einem Jahrzehnt passé, allerdings ist die (scheinbare) Wahllosigkeit der Cage’schen Rollenannahme dennoch bemerkenswert. Offenbar scheint der Gagenscheck tatsächlich der einzig ausschlaggebende Grund zu sein, anders kann man sich ideologisch völlig schief liegende Komplettausrutscher wie Left Behind nun wirklich nicht erklären. Jedenfalls ist das Waten durch den Output des Schauspielers in den letzten Jahren ein bisschen zu einer Lotterie geworden, allerdings auch einer bei Stange haltenden. Anders als Kollegen wie zum Beispiel Bruce Willis, der sich mittlerweile nicht die geringste Mühe mehr gibt, seine absolute ‚Bocklosigkeit‘ zu verbergen, scheint Cage — zumindestens zeitweise – trotzdem immer noch Spaß an seinem Job zu haben und wertet selbst Ausrutscher dank exzessivem overacting und erfindungsreichen Grusel-Frisuren noch ein wenig auf, was dem charismatischen Mimen zu einer Art Zweitkarriere als Videotheken-Kultstar verholfen hat.

Nun also The Trust – Big Trouble in Sin City, der Debütfilm des Bruderpaars Alex und Benjamin Brewer, der von Ascot mit unfassbar scheußlichem 08/15-Cover veröffentlicht wird.

Um gleich die Frage aller Cage-Fanatics zu beantworten: Ja, Mr. Wahnwitz glänzt auch hier wieder mit geschmacksneutralem Auftreten (die überraschende Gerade-Noch-Erträglichkeit der Frisur wird durch einen doppelt so fiesen Zuhälter-Schnäuzer zunichtegemacht); und zwei bis drei bizarre Szenen (unter anderem: ein Anruf nach Köln, ein Komplettausraster) sorgen mit Sicherheit für entzücktes Kreischen der Fanboys und -girls. Wichtiger aber: Der Film drum herum ist dieses Mal gut gelungen.

Allerdings nicht von Anfang an. Eine halbe Stunde lang bleibt man tatsächlich vor allem wegen Cage dran, der gut gelaunt durch die Szenerie poltert, alles andere ist aber zum Abgewöhnen. Lauer Humor, eine unfokussierte Handlung und meist unattraktive Bilder machen das Weitergucken irgendwie doch recht schwer. Aber dann entwickelt sich die Geschichte um zwei korrupte Cops (Cage und Elijah Wood), die den ganz großen Coup landen wollen, plötzlich zum handfesten Heist-Thriller oder vielmehr zur Quasi-Heist-Thriller-Dekonstruktion, denn von der üblichen Leichtigkeit des Genre ist nichts zu spüren; der Film wird überraschend ernst, blutig und steuert auf ein Ende zu, das so in einer Major-Produktion heutzutage vermutlich nicht mehr möglich wäre.

Sicherlich, über die Glaubwürdigkeit des Ganzen könnte man prima bei zwei Bier diskutieren, der Wille sich irgendwie abzuheben stand wohl im Vordergrund, die beiden Stars machen aber Mankos in der Hinsicht mit ihrem gut aufgelegten Spiel wieder wett. Cage reduziert seine Ausfälle angenehmerweise auf ein relatives Minimum beziehungsweise schaltet in den richtigen Momenten einen Gang zurück — und Elijah Wood scheint wie immer erst dann aufzublühen, wenn er nicht in Big-Budget-Blockbustern mitspielt: Sein nervöser, drogenaffiner, viel zu leicht zu beeinflussender Schlacks bildet die ideale Ergänzung zum etwas größenwahnsinnigen Cage-Part — beide rufen ein wunderbar griffiges Duo ins Leben, dem man trotz fragwürdiger Handlungen gerne folgt.

The Trust ist ein kurioser kleiner B-Thriller (Randnotiz: Sogar Altstar Jerry Lewis schaut mal vorbei!), der nicht unbedingt durch technische Virtuosität beeindruckt, dafür aber mit Spielfreude, einer gewisse Originalität und einem nicht zu unterschätzenden Mut. Ein weiterer Grund, sich mit Cage auch in den nächsten Jahren auf Berg- und Talfahrt zu begeben.

The Trust

Nicht viele Hollywood-Stars mit unglücklich verlaufenden Karrierekurven haben ihren Niedergang auf solch spezielle Weise zu einem Quasi-Vorteil ummünzen können wie Nicolas Cage. Der einstmals traumhaft verdienende und für seine exzessiv-bizarre Lebensweise bekannte Oscar-Gewinner ist seit einigen Jahren verschuldet, was sich vor allem an seiner stetig anschwellenden Filmographie bemerkbar macht, deren Neueinträge zum größten Teil direkt in die Videothek wandern.
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