The Stratosphere Girl

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Lost in Tokyo

Kurz nach ihrem Abitur weiß die achtzehnjährige Angela (Chloé Winkel) nicht, wie es weitergehen soll: Sie hat keine Lust auf ein Studium und die Arbeit im Steuerbüro ihres Onkels kommt für sie auch nicht in Frage. Auf ihrer Abiturfeier begegnet die begabte Comiczeichnerin dem japanischen DJ Yamamoto (Jon Yang), mit dem sie sich schnell anfreundet und der ihr voller Begeisterung von seiner Heimatstadt Tokio erzählt. Angela fängt sofort Feuer und beschließt, für kurze Zeit dort zu leben. Durch Vermittlung von Yamamoto kommt sie in der Wohngemeinschaft von Monika (Tuva Novotny) unter und kann zunächst in Tokio als Hostess arbeiten, um sich über Wasser zu halten.

Auch die anderen drei Mädchen in der Wohnung verdienen sich nebenbei ihr Geld als illegal beschäftigte Hostessen im ‚Golden Gate Club’. Als „Neue“ wird Angela zunächst misstrauisch beäugt und ausgegrenzt, bis sie sich schließlich handgreiflich gegen die Schikanen zur Wehr setzt und sich so den Respekt der Mädchen und der Kunden – meist erfolgreiche japanische Geschäftsleute – verschafft. Alsbald ist ihre unterkühlte Art und ihre unschuldige Ausstrahlung bei den Kunden sehr gefragt und sie erarbeitet sich schnell eine Sonderstellung im Club. Doch der Erfolg schürt den Neid der anderen Hostessen, die Angela mehr und mehr drangsalieren, was auch Auswirkungen auf das Leben in der Wohngemeinschaft hat.

Die Spannungen spitzen sich noch weiter zu, als Angela sich auf die Suche nach der spurlos verschwundenen ehemaligen Mitbewohnerin Larissa macht, die sie zufällig auf einem Foto entdeckt, und deren mysteriöses Schicksal ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Niemand scheint ihr die Wahrheit sagen zu wollen und schon bald hat Angela den Überblick verloren, wem sie trauen kann und wem nicht.

Als zugleich im Club der undurchsichtige europäische Geschäftsmann Kruilmann (Filip Peeters) auftaucht, glaubt Angela, in ihm den Schlüssel zu Larissas Verschwinden gefunden zu haben. Der Verdacht verstärkt sich, als sie von ihrer Kollegin Ella (Linda Steinhoff) erfährt, dass Larissa angeblich auf einer von Kruilmann organisierten Party ums Leben gekommen ist.

Fasziniert bannt Angela die Geschehnisse in Comicform, doch Kruilmann verfolgt sie argwöhnisch. Als der Geschäftsmann schließlich ihre Zeichnungen findet, muss Angela fliehen. Ihre Lage scheint aussichtslos, als schließlich Yamamoto auftaucht, mit dem Angela eine Liebesnacht verbringt. Doch schon am nächsten Morgen muss sie feststellen, dass auch ihr Liebhaber eine zwielichtige Rolle spielt, denn der DJ hat all ihre Zeichnungen verschwinden lassen. In Kruilmanns Penthouse schließlich kommt es zu einem spannenden Showdown, der die Dinge wieder ins rechte Licht rückt. Oder war alles nur eine Geschichte?

Zugegeben, die erste Assoziation zu diesem Film ist mit Sicherheit Lost in Translation, mit dem M. X. Obergs wundervoller Thriller nicht nur den Drehort Tokio teilt, sondern auch die Vorliebe für den gleichen Typus Frau. Wie Scarlett Johansson wirkt auch Chloé Winkel sehr zerbrechlich, fast kindlich und unglaublich sexy. Doch während Sofia Coppola die komischen Seiten des Fremdseins in einer Stadt wie Tokio betont, wechselt dieser Film die Perspektive und zeigt die düsteren Nachtseiten Tokios. Getragen von den wundervoll schwebenden, melancholischen Trompetenklängen Nils Petter Molvaers und einem unwiderstehlichen Rhythmus der Beats und Bilder zeigt Oberg die Reise seiner Heldin als Schritt zur künstlerischen und charakterlichen Reifung, als rasanten Traum und als abgründigen Thriller. Besonders bemerkenswert sind die virtuosen Wechsel zwischen den Comicbildern, die die Grafikerin Ann-Kathrin Otto gestaltete, und den „realen“ Filmbildern. Eine echte Entdeckung und eine Reise ans Ende der Nacht.
 

The Stratosphere Girl

Kurz nach ihrem Abitur weiß die achtzehnjährige Angela (Chloé Winkel) nicht, wie es weitergehen soll: Sie hat keine Lust auf ein Studium und die Arbeit im Steuerbüro ihres Onkels kommt für auch nicht in Frage.

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Meinungen

Linnemann · 13.01.2006

Bist du der Produzent?

Stefan A. · 13.01.2006

Einer von den besten deutschen Filmen überhaupt !!! Regie, Darsteller, Story, Kamera... alles 1A !!!

Linnemann · 13.01.2006

Bist du der Produzent?

Stefan A. · 13.01.2006

Einer von den besten deutschen Filmen überhaupt !!! Regie, Darsteller, Story, Kamera... alles 1A !!!