The Producers

Eine Filmkritik von Gesine Grassel

Bunt, bombastisch, bodenlos - willkommen am Broadway, willkommen in New York City!

Wir schreiben das Jahr 1959 und die New Yorker Unterhaltungsmeile mit Kultcharakter erlebt eine ihrer Blütezeiten. Stücke kommen und gehen, Namen verschwinden ebenso schnell wieder wie sie es auf die leuchtenden Reklametafeln geschafft haben. Auch Produzent Max Bialystock (Nathan Lane) hat schon bessere Zeiten erlebt. Die großen Erfolge liegen lange zurück, sein Leben kann der durchtriebene Geschäftsmann nur mithilfe großzügiger Geldgeberinnen jenseits der 60 bestreiten, die ihm haufenweise verfallen sind. Eines Tages taucht der farblose Buchhalter Leo Bloom (Matthew Broderick) in Bialystocks Büro auf, um sich einen Einblick in die nicht immer ganz korrekt geführten Finanzlisten zu verschaffen. Bloom, ein unscheinbarer und von seinem Leben deprimierter Bänker, fühlt sich zu größerem berufen und träumt seit Kindheitstagen von einer Karriere als Broadway-Produzent. Inspiriert vom Büro Bialystocks erläutert Bloom diesem eine profitabele Finanzstrategie, wie man auch mit schlechten Stücken eine große Menge Geld scheffeln kann. Der Plan ist denkbar einfach: Man veruntreut Millionen von Dollar, indem man einen sicheren Flop produziert und sich mit allem Bargeld aus dem Staub macht. Die beiden Männer werden, wenn auch aus ganz unterschiedlichen Beweggründen, zu Komplizen.
Die Suche nach einem schlechten Stoff und garantierten Kassengift beginnt. Schnell stoßen die beiden auf das Musical „Springtime for Hitler – A Gay Romp with Adolf and Eva in Berchtesgaden“, was nicht einmal den Premierenabend überleben soll. Soweit der Plan. Max and Leo verbünden sich mit dem Autor des Stückes, Franz Liebkind (Will Ferrell), der auf einem Hausdach Brieftauben züchtet, sich als Nazi-Fan outet und die beiden Produzenten erst einmal auf Hitler schwören lässt. Jetzt fehlt nur noch ein Regisseur, der auch das beste Stück nicht zum Erfolg machen kann. Die Wahl fällt auf den schwulen Roger DeBris, der mit seiner männlichen Lebensgefährtin und allerlei skurriler Gestalten in einer Villa voll Prunk und Kitsch haust. Die schwedische Schauspielerin Ulla (Uma Thurman) komplettiert das Team mit der Lizenz zum Scheitern.

Während die Proben beginnen, sich Ulla und Leo verlieben und die Macken der Beteiligten das Projekt fast scheitern lassen, erlebt der Kinozuschauer zweieinhalb Stunden bissigen Humor und cineastisches Feingefühl aus sicherer Entfernung. Regisseur Mel Brooks bearbeitete seinen oscarprämierten Film von 1968 und das darauf basierende Broadway-Musical neu und fügte beides zu einem Broadway-Musical-Film zusammen. Die Darsteller des kleinen Schauspielerensembles, allesamt große Stars in der Traumfabrik, überraschen und beeindrucken durch Gesang, Tanz und den mitreißenden Spaß, den sie miteinander haben. Das Sujet NS-Zeit in Deutschland ist heikel, aber die anfänglichen Sorgen und Vorbehalte gegenüber einer Nazi-Persiflage im Broadway-Kostüm räumt Brooks überzeugend aus der Welt. Er spielt mit Klischees und inszeniert so betont an der Realität vorbei, dass die Skepsis schnell dem Spaß weichen muss. So ist vor allem das Stück im Film, eine schonungslose und rabenschwarze Parodie auf den Nationalsozialismus, ein Hingucker und Hinhörer.

Auch wenn The Producers manchmal politisch nicht ganz korrekt ist und man hier und da an die Belastbarkeitsgrenze des guten Geschmackes stößt, braucht sich niemand angegriffen zu fühlen. Der Film nimmt alles auf die Schippe, besonders sich selbst. Ein schwuler Hitler passt dabei genauso treffend in die Handlung wie das überraschende Ende des Films. Neben aller Komik schließt sich der filmische Kreis durch die Freundschaft der zwei Männer und Geschäftspartner. Der moralische Aspekt, dass man Freunde in Notlagen nicht hängen lässt und füreinander einsteht, ist subtil aber passend verpackt.

The Producers ist ein strahlendes Farbenfeuerwerk wie Moulin Rouge, ein musikalischer Ohrwurm wie Chicago und eine menschlich anrührende Freundschaft wie Ein seltsames Paar. Ein Film, bei dem man auch den kompletten Abspann verfolgen sollte…

The Producers

Wir schreiben das Jahr 1959 und die New Yorker Unterhaltungsmeile mit Kultcharakter erlebt eine ihrer Blütezeiten. Stücke kommen und gehen, Namen verschwinden ebenso schnell wieder wie sie es auf die leuchtenden Reklametafeln geschafft haben.
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Meinungen

Gunnar · 18.06.2007

Excellentes gute Laune Musical mit hervorragend aufgelegten Darstellern gutem Wortwitz, Slapstick und gut abgestimmter Musik! - Sehr empfehlenswert! (Hinweis: nur auf Englisch sehen! Die deutsche Synchronisation ist unpassend für diese Art Film!)

Martin Berger · 31.03.2006

Dieser Film ist ein Meisterwerk!
Natürlich ist er nicht übermäßig bedeutungsschwanger, sondern einfach gute Unterhaltung, aber der großartige Cast, das brüllend komische Drehbuch und vor allen Dingen die umwerfende Partitur (!!!) habn mich dazu gebracht, den Film innerhalb zweier Wochen drei Mal anzusehen.
Allein die "Springtime for Hitler"-Szene macht es den Besuch wert.
Also: wer mal ordentlichen Showtune in Deutschland haben will, dem Land wo mittelmäßige Popkomponisten das Genre Musical versauen, der sollte ins Kino rennen, solange es noch geht!!!

David · 18.03.2006

...ganz großes Kino!

Zitat:
"Gleich vorweg und geradeaus gesagt: Wenn Sie zweieinviertel Stunden fantastisches Entertainment erleben, sich einfach mal gut unterhalten wollen, dann sehen Sie sich diesen Film an, auch wenn sie kein Musical-Fan sind! Er hat Schauwert, mitreißende Musik, glänzende Darsteller, intelligente Dialoge, Komik und Tempo – er ist einfach perfekt gemacht. "

Neues Deutschland, 16.03.06, Marion Pietrzok

Fiete · 17.03.2006

Super Film!
Ich hab ein bisschen gebraucht um reinzukommen, aber dann hat der Film mich mitgerissen. Ein so schön makaberer Humor, der es einfach nicht zuläst zu sehr in Kitsch abzurutschen. Und das bei einem Musicalfilm. Ich würde allerdings empfehlen den Film unsynkronisiert zu sehen. Das auf englisch gesungen und auf deutsch geredet wird ist doch sehr störend!!! Der Abspann lohnt sich!