The Other Side of the Door (2016)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Gruselig geht anders

Es gibt Türen, die sollte man nicht durchschreiten. Nicht als Protagonist eines Horrorfilms – und erst recht nicht als Zuschauer, der hofft, jenseits der Türe einen packenden Film geboten zu bekommen. Denn was hier auf der anderen Seite der Tür lauert, ist ein Horrorstreifen nach Schema F, der trotz Geistern frei von Esprit ist.

Eine Frau kann den Tod ihres kleinen Jungen nicht verwinden. Sie wird von Albträumen geplagt, aber niemand kann ihr helfen. Bis ihre Haushaltshilfe Mitleid hat und ihr von einem alten indischen Ritual erzählt. Es erlaubt einmaligen Kontakt zu den Toten, um sich so von ihnen verabschieden zu können. Doch die Frau wird durch eine Tür von ihrem Sohn getrennt sein – und darf sie auf keinen Fall öffnen. Natürlich tut sie es dennoch und zieht so die Aufmerksamkeit eines bösen Geistes auf sich und ihre Familie.

Die Geschichte in Indien anzusiedeln, mag das Maximale dessen sein, was bei The Other Side of the Door als Mut zum Originellen durchgeht, alles andere bewegt sich in einschläfernd vorhersehbaren Bahnen. Die Schauspieler sind passabel, im Grunde aber auch Gesichter, die man eher im Fernsehen verortet. Dementsprechend stellt sich auch ständig das Gefühl ein, einer Videopremiere im Kino beiwohnen zu müssen. Dabei schlägt sich Sarah Wayne Callies noch am besten, da sie in ihren eindringlichsten Momenten den Schmerz einer Mutter, die sich selbst die Schuld am Tod des eigenen Kindes gibt, durchaus spürbar werden lassen kann. Das sind dramatische Elemente dieses Werks, die funktionieren, die aber auch nicht darüber hinwegtäuschen können, dass ansonsten nichts geboten ist.

Noch nicht mal der Horroraspekt wird voll ausgespielt. Natürlich gibt es die üblichen Geistermätzchen, aber selbst die jump scares sind schwachbrüstig. Gepflegter Grusel stellt sich eigentlich nie ein, die Spannung, die ein solcher Stoff mit sich bringen sollte und müsste, bleibt auf der Strecke. Stattdessen mäandert das Ganze uninspiriert dahin, hakt alle wesentlichen plot points via Checkliste ab und mündet dann in einem unspektakulären Finale, das natürlich überraschend erschreckend sein soll, aber eigentlich nur ein müdes Gähnen verdient hat. Denn auch hier ist alles streng nach dem Baukastenprinzip gestaltet. Genre-Kenner wissen einfach, was kommt, so dass The Other Side of the Door lediglich ein Film für Novizen ist. Aber auch hier gilt: Einstiegsdrogen in das Genre gibt es weit, weit bessere.

Was bleibt, ist ein optisch schön gemachter Film, der die exotische Lokalität einigermaßen gut nutzen kann, aber ansonsten nicht viel zu bieten hat. Ein Film, der auf DVD oder Blu-ray vielleicht gnädiger aufgenommen werden würde, im Kino aber wirklich rein gar nichts zu suchen hat!
 

The Other Side of the Door (2016)

Es gibt Türen, die sollte man nicht durchschreiten. Nicht als Protagonist eines Horrorfilms – und erst recht nicht als Zuschauer, der hofft, jenseits der Türe einen packenden Film geboten zu bekommen. Denn was hier auf der anderen Seite der Tür lauert, ist ein Horrorstreifen nach Schema F, der trotz Geistern frei von Esprit ist.

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