The Miss Jonas (Double Feature)

Eine Filmkritik von Martin Beck

"Die Sexualität ist unsere irdische Erfüllung"

1973 erschien The Devil in Miss Jones, einer der großen Klassiker des aufstrebenden Pornofilms. Sein Ruf reichte bis in die idyllische Schweiz, wo sich Tausendsassa Erwin C. Dietrich 1974 daran machte, ein Remake namens Der Teufel in Miss Jonas zu inszenieren. Das zwar keine Hardcore-Szenen beinhaltet, aber immerhin so erfolgreich war, dass noch im selben Jahr Was geschah wirklich mit Miss Jonas? entstand — eine als Fake-Doku angelegte Fortsetzung, die sich vor allem mit der Hauptdarstellerin aus Teil 1, Christa Free, beschäftigt.
Der Teufel in Miss Jonas – das erinnert erstmal an eingedeutschte Versionen englischer Hits und im zweiten Durchgang dann an bundesdeutsche Sleazeklamotten à la Beim Jodeln juckt die Lederhose. Erwin C. Dietrich hatte ganz sicher nicht im Sinn, die subversive Revolution des Originals zu erreichen, sondern wollte einfach mal wieder Titten zeigen. Und Biber. Und noch mehr Titten. Und dann vor allem Miss Jonas (Christa Free), die drei Tage zu früh beim Teufel (Herbert Fux) vorspricht und folglich nochmal zurück auf die Erde darf. Wo sie alles daran setzt, sich ihren Platz am Fegefeuer redlich zu verdienen.

Und zwar mit Ausziehen. Mit Einseifen. Mit Nippelgesauge. Und mit Sex. Vor allem mit Sex, der so richtig schön schmierig zelebriert wird. Ältere Männer beglücken die dralle Blondine von oben und von unten, von hinten und von vorne, und dazu ertönt dann lebensechtes Brunftstöhnen – das auf keinen Fall davon ablenken kann, dass sich hier keinerlei Körper vereinigen, sondern einfach nur wild aufeinander herumgerutscht wird. Als Beweis darf die liebliche Szene angeführt werden, in der die Dienerin von Miss Jonas (Marianne Dupont) auf einem Mann schuftet und zwischen seinen Beinen ein ganz kleines Piepmännchen schlummert.

Ja, es war eine andere Zeit, das Softsex-Ghetto der 1970er Jahre. Wem so ein sleaziger Low-Budget-Emmentaler mundet, zu dem als weitere Beilagen noch Auspeitschen ohne Berühren und Herbert Fux‘ qualmende Teufelshose kredenzt werden, der darf hier sorgenfrei zuschlagen…und danach gleich noch Was geschah wirklich mit Miss Jonas? inhalieren. Erzählt wird hier die „wahre“ Geschichte des „Fotomodells Christa“, die einst als Nutte und Aktmodell arbeitete und nur über die Besetzungscouch (belegt von Erwin C. Dietrich höchstpersönlich) an die Hauptrolle des ersten Films kam. Ein mysteriöses Puzzle, ein tragisches Drama… und hauptsächlich erneut transpirierender Bahnhofskino-Schotter.

Was man Film Nummer 2 hoch anrechnen darf, ist die kuriose Fake-Doku-Kulisse, die mit ungewaschenem Witz und allerlei ironischen Brechungen aufwarten kann. Beiden Filmen gemeinsam ist die sehr hübsche Hauptdarstellerin, deren Zeigefreudigkeit das Kostümbudget fast bei Null einpendelt. Ebenfalls eine Gemeinsamkeit ist, dass hier keinerlei Gehirnzellen belästigt werden und die Inszenierung beizeiten ganz schön durchhängt. Für Erwin-C.-Dietrich-Fans ist so etwas eine eigene, unnachahmliche Handschrift, für alle anderen hingeknalltes Unvermögen, gepaart mit schlechtem Geschmack und zu wenig Geld.

Die Blu-Ray von Ascot Elite ist ungeschnitten und bietet erstaunlich gute Bild- und Tonqualität. Als Bonus gibt es ein Interview mit dem in beiden Filmen auftretenden Schauspieler Michel Jacot.

The Miss Jonas (Double Feature)

1973 erschien „The Devil in Miss Jones“, einer der großen Klassiker des aufstrebenden Pornofilms. Sein Ruf reichte bis in die idyllische Schweiz, wo sich Tausendsassa Erwin C. Dietrich 1974 daran machte, ein Remake namens „Der Teufel in Miss Jonas“ zu inszenieren. Das zwar keine Hardcore-Szenen beinhaltet, aber immerhin so erfolgreich war, dass noch im selben Jahr „Was geschah wirklich mit Miss Jonas?“ entstand — eine als Fake-Doku angelegte Fortsetzung, die sich vor allem mit der Hauptdarstellerin aus Teil 1, Christa Free, beschäftigt.
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