The Lost Bladesman

Eine Filmkritik von Martin Beck

Donnie Yen, der Mann der 1000 Martial Arts-Epen

Fast wirkt er etwas unheimlich, wie er da schon wieder einem chinesischen Schlachtenepos eine Hauptrolle schenkt. Donnie Yen ist spätestens seit den Ip Man-Filmen die Allzweckwaffe für entschlossene Männer in historischen Kostümen und beweist immer wieder aufs Neue, dass fehlendes Schauspieltalent kein Hindernis für volle Kinos ist. Hauptsache es gibt auch satte Actionszenen, zumeist choreographiert von Donnie Yen selber, und Hauptsache, die epischen Panoramen geben nicht zu viele Gelegenheiten für erschlagende „voice over“-Ausführungen.
Letzteres wird von The Lost Bladesman leider nur bedingt beherzigt, denn der Film basiert auf Romance of the Three Kingdoms und wirft deswegen mannigfaltige Namen, Verstrickungen und Fehden in den Ring. Die Hauptfigur hier ist Guan Yu, der titelgebende Schwertkämpfer, der in eine Auseinandersetzung zwischen dem Premierminister Cao Cao und dem rivalisierenden Warlord Liu Bei gerät. Guan Yu wird gegen seinen Willen gezwungen, Cao Cao zu unterstützen, was ihm auch bestens gelingt und Ruhm und Ehre nach sich zieht. Ein Aufstieg, jawohl, doch letztendlich ein Aufstieg ohne loyales Herzblut.

Die Kerngeschichte von The Lost Bladesman, das muss man dem Film zugute halten, bleibt angenehm überschaubar, wohingegen alles drumherum verzweifelt nach einem parallel eingeblendeten Flussdiagramm schreit. Der hier behandelte Zeitabschnitt ist relativ klein und startet zum Glück in der Mitte von Guan Yus Leben, aber trotzdem fühlt man sich immer wieder etwas verloren. Romance of the Three Kingdoms ist selbst in kleinen Häppchen so komplex, dass wirklich packende dramaturgische Spannung kaum eine Chance hat.

Dieses eigentlich kuriose Phänomen trifft auf sehr viele Filme dieser Gattung zu und trägt nicht unwesentlich dazu bei, dass selbst das chinesische Publikum langsam genug von den ständig gleichen Historienschinken hat. Tiger & Dragon und Hero haben bereits vor geraumer Zeit eine Welle losgetreten, die nicht zuletzt dank der staatlich kontrollierten Filmverteilung und dem immensen Publikumspotential in China immer noch schwappen darf. Die Geschichte Chinas als einziges großes Big Budget-Epos zwischen heroischem Schwertergeklirr und massenkompatiblen Drehbuchsanktionen.

Dass The Lost Bladesman letztendlich doch über dem Durchschnitt endet, liegt tatsächlich an Mr. Durchschnitt himself, Donnie Yen. Wo das Regieduo Alan Mak und Felix Chong zum x-ten Mal seinem Infernal Affairs Erfolg hinterherhechelt, lässt der Hauptdarsteller erfreulich oft die Actionsense kreisen und macht wiederholt klar, dass wirkliches Spektakel vor allem mit rasanten Duellen, wilder Akrobatik und angenehm erdigen Martial Arts-Kämpfen zu tun hat. Alleine die schier großartige Szene, als eine enge Gasse stählerne Klingen auf erdiges Mauerwerk treffen lässt, reißt einen mehr mit als der ganze Labersülz um mal wieder aufrechten Heroismus. Ach, gebt Donnie Yen doch bitte mehr Rollen, in denen er stumme Kampfmaschinen darstellt!

The Lost Bladesman

Fast wirkt er etwas unheimlich, wie er da schon wieder einem chinesischen Schlachtenepos eine Hauptrolle schenkt. Donnie Yen ist spätestens seit den „Ip Man“-Filmen die Allzweckwaffe für entschlossene Männer in historischen Kostümen und beweist immer wieder aufs Neue, dass fehlendes Schauspieltalent kein Hindernis für volle Kinos ist.
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