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Einst scharte König Artus Freunde und ehemalige Feinde als Verbündete um sich. Nun taucht plötzlich sein Schwert Excalibur auf, um zur Rettung des Landes geführt zu werden. Ermahnt Regisseur Joe Cornish mit diesem Kinderfilm das britische Parlament zur Geschlossenheit in der Brexit-Frage?

Wenn du König wärst (2019)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Der Junge mit dem Schwert Excalibur

Kinder versetzen sich gerne im Spiel in die Welt der Ritter und Sagen. Allerdings lassen sich dort nur schwer Verbindungen zur Gegenwart finden. Die englischen Schüler Alex (Louis Ashbourne Serkis) und Bedders (Dean Chaumoo) aber entdecken diese Welt in ihrem vertrauten Umfeld. Sie müssen noch nicht einmal auf das Smartphone verzichten, wenn sie unter Anleitung des jungen Zauberers Merlin (Angus Imrie) in den Kampf gegen die Mächte der Finsternis ziehen. Dieser britische Fantasyfilm bezieht seinen besonderen Reiz aus dem Brückenschlag zwischen der König-Artus-Sage und Kinder-Charakteren, die zumindest mit einem Bein im Hier und Jetzt verbleiben.

Nach einer animierten Einführung in die König-Artus-Sage springt die Handlung als Realfilm in die Gegenwart. Alex ist noch nicht in der Pubertät, doch er hat auch so schon genug Probleme am Hals. In der Schule mobben ihn und seinen besten Freund Bedders zwei ältere Schüler. Er fühlt sich unverstanden von seiner fürsorglichen, alleinerziehenden Mutter (Denise Gough) und sehnt sich nach seinem Vater, der die Familie schon vor Jahren verließ. Auch Großbritannien und der Rest der Welt haben Probleme, die Nachrichten berichten über wachsende Differenzen und Existenzangst, über Kriege.

Alex schlüpft in der Stadt hinter ein Plakat, das einem jungen Paar traumhaften Wohnraum verheißt – an der Stätte der geplanten Gentrifizierung liegen noch die Betonreste des abgerissenen Gebäudes. Aus einem Sockel ragt das Schwert Excalibur – und siehe da, Alex kann es herausziehen. Der Sage nach bedeutet das, dass er der König ist, der das Land retten muss. Zuerst glaubt das weder er, noch Bedders, obwohl dieser sich spaßeshalber schon mal zum Ritter schlagen lässt, nach seinem mythologischen Vorbild Sir Bedivere.

Aber die böse Magierin Morgana (Rebecca Ferguson), König Artus‘ in den Untergrund verbannte Halbschwester, hat vernommen, dass das Schwert wieder aufgetaucht ist und will es in ihren Besitz bringen. Noch ist sie an einen Baum gefesselt, doch ihre Kräfte wachsen und sie hat mächtige Helfer. Sie brechen aus der Erde als schwarze Ritter hervor, die von glühender Lava erfüllt sind. Im Steinkreis von Stonehenge appariert ein Jüngling, der sich seinen Weg zu Alex‘ Schule bahnt. Mit dem merkwürdigen, den allgemeinen Spott auf sich ziehenden Mitschüler wollen Alex und Bedders lieber nichts zu tun haben, doch der Neue gibt sich Alex als Merlin zu erkennen. Er sagt, dass Alex mit seiner Tafelrunde in die Schlacht ziehen muss. Die Zeit drängt, denn in wenigen Tagen ist Sonnenfinsternis und bis dahin muss Morgana besiegt sein.

Und so findet Alex‘ Mutter eines Tages einen Zettel in der Wohnung: „Bin auf Mission, um Großbritannien zu retten!“ Alex, Bedders, die beiden schulischen Gegner und neuen Mitstreiter Lance (Tom Taylor) und Kaye (Rhianna Dorris) sind in Begleitung von Merlin unterwegs zur Insel Tintagel. Merlin ist mal ein Jüngling, mal eine Eule, dann wieder ein alter Mann (Patrick Stewart). Der britische Regisseur Joe Cornish (Attack the Block), der auch das Drehbuch schrieb, schafft es eine beträchtliche Spannung aufzubauen, während die gute und die böse Magie immer stärker in die Wirklichkeit treten. Ein wenig erinnert dieser Spagat zwischen Jetzt und Mythos an die Abenteuer des amerikanischen Teenagers Percy Jackson, der erfährt, dass er der Sohn eines griechischen Gottes ist (Percy Jackson: Diebe im Olymp, Percy Jackson: Im Bann des Zyklopen). Die Mischung aus geerdetem Humor und kampflastiger Fantasy-Action ist auch hier attraktiv und bietet kurzweilige Unterhaltung.

Lustig ist zum Beispiel das Scheitern Merlins, wenn er mit einer flammenden Rede die gesamte, perplexe Schülerschaft an Alex‘ Lehranstalt zum Mitmachen aufruft. Keine Hand schnellt in die Höhe – erst die Aussicht auf Entfall des Unterrichts führt zum Erfolg. Aufregend und stimmungsvoll gestaltet sich die Reise nach Tintagel. Alex, Bedders, Lance und Kaye waten an einer Stelle ratlos, entmutigt durch ein sumpfiges Gewässer, sie streiten, das Schwert geht kaputt. So entsteht ein starkes Bild für den moralischen Tiefpunkt, der zu einer Wende führt. Wie sich Alex vom unscheinbaren Schüler zum ernsthaften Anführer mausert, ohne gleich den Überflieger markieren zu müssen, kann Louis Ashbourne Serkis, der Sohn des Schauspielers Andy Serkis, sehr glaubwürdig darstellen.

Die anderen Figuren sind nicht so elaboriert gezeichnet. Die Wandlung der beiden Mobber Lance und Kaye zum treuen Gefolge Alex‘ wirkt ziemlich gewollt. Und dann hat der Film auch noch ein Problem mit seiner Zielgruppe. Die FSK-Freigabe ab sechs Jahren ermöglicht Kindern, die sich auch daheim mit Ritterspielen beschäftigen, den Zugang. Wenn der Film dann auch noch mit dem ritterlichen Ehrenkodex daherkommt – nicht lügen, die Mutter ehren und so weiter — entfernt er sich ohnehin stark von der Wahrscheinlichkeit bei Teenagern noch als cool zu gelten. Allerdings sind die untoten Ritter und Morgana in ihrer dämonischen Gestalt schon richtig grimmig und gruselig. Die Fantasyelemente und die Kampfaction überzeugen auf düstere Weise, könnten aber auf manche Sechs- oder Siebenjährige auch ziemlich beängstigend wirken.

Auch die Länge des Films ist nicht kindgerecht – nach dem ersten Kampf, den Alex gegen Morgana führt, hätte durchaus schon Schluss sein dürfen. Aus dramaturgischer Sicht wirkt der folgende ausufernde Actionzuschlag nämlich unnötig. Und man vermisst auch, trotz netter punktueller Witze hier und dort, einen durchgehenden Humor mit pfiffigem Pepp, wie er ja auch zu den Erwartungen an einen britischen Film gehört.

Wenn du König wärst (2019)

Eine Gruppe Kinder macht sich auf eine mittelalterliche Gefahr abzuwehren.

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