The Infernal Comedy - Confessions of a Serial Killer

Eine Filmkritik von Marie Anderson

John Malkovich brilliert als Jack Unterweger

Auch wenn diese Theateraufführung live aus dem Ronacher Theater in Wien vom Juli 2009 als Drama für einen Schauspieler, zwei Sängerinnen und Orchester ausgewiesen ist, ist es dieser Mann, der in ebenso lässiger wie höchst professioneller Manier das Stück dominiert, das in diesem Sommer auf Welttournee ging: Der US-amerikanische Charakterdarsteller John Malkovich. Mit seiner charismatischen Bühnenpräsenz fasziniert er als legendärer österreichischer Schriftsteller und Frauenmörder Jack Unterweger sein begeistertes Publikum, und zwar sozusagen posthum, indem er als bereits durch Suizid verschiedener Verurteilter seine „wahre“ Autobiographie präsentiert – Confessions of a serial killer.
In der Situation einer skurrilen Autorenlesung begrüßt der tote Serienkiller Jack Unterweger (John Malkovich) im Wiener Ronacher Theater die zahlreich erschienenen Zuhörer, plaudert mit eleganter Eloquenz über seinen Verleger, ergeht sich in ironischen Scherzen und kündigt umfangreiche Geständnisse seines neuen, posthum verfassten Romans an, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass er noch niemals ein wahres Wort geschrieben habe. Mit diesem starken Auftakt, der sofort eine gute Verbindung zum Publikum entstehen lässt, beginnt das schräge Stück The Infernal Comedy – Confessions of a Serial Killer des österreichischen Regisseurs Michael Sturminger, das musikalisch vom Orchester Wiener Akademie sowie von den Sopranistinnen Laura Aikin und Aleksandra Zamojska begleitet wird, die szenisch in Interaktion mit John Malkovich einige Frauen darstellen, denen der gebildete Mörder auf verhängnisvolle Weise begegnet ist.

Eingebettet in sakral anmutende Arien und vom Orchester intonierte Stücke von den Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart, Antonio Vivaldi, Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven, Christoph Willibald Gluck, Luigi Boccherini und Carl Maria von Weber ereignet sich hier eine fesselnde, oftmals zynische fiktive Selbstdarstellung des berühmten Frauenmörders, die ebenso unterhaltsam wie tiefgründig daherkommt. Die großartigen Monologe, die John Malkovich ganz hervorragend transportiert, sprühen vor Wortwitz und philosophischen wie politischen Anspielungen, flankiert von den galgenhumorig-gruselig erscheinenden Spielszenen mit den beiden Sopranistinnen. Die direkte Publikumsansprache kreiert eine Atmosphäre von dynamischer Lebendigkeit, die gelungen mit den Erwartungen der Zuschauer und den Aspekten der Sensationslust jongliert. Das ist ganz großes, selbstreferentielles Theater, dessen vielschichtige Intensität auch in der filmischen Aufzeichnung erhalten bleibt.

Das Stück The Infernal Comedy – Confessions of a Serial Killer, das nun mit einer ausführlichen Dokumentation über seine Entstehung als Bonusmaterial auf DVD erscheint, spielt souverän mit den gängigen Klischees über den Serienmörder Jack Unterweger, der seinerzeit nach seiner Haftentlassung als rehabilitiert galt, bis er weiterhin einige Frauen tötete und sich nach seiner erneuten lebenslänglichen Verurteilung im Gefängnis erhängte. Die absurde Fiktion seiner posthumen Geständnisse bereitet ein höllisches Vergnügen, auch wenn einem bei Zeiten auf Grund der letztlichen Tragik für die Opfer auch schon einmal das Lachen vergeht. Doch genau in dieser ambivalenten Brisanz liegt die mitunter geradezu magische Qualität dieses Stückes, das in der Tat dämonische Züge aufweist.

The Infernal Comedy - Confessions of a Serial Killer

Auch wenn diese Theateraufführung live aus dem Ronacher Theater in Wien vom Juli 2009 als Drama für einen Schauspieler, zwei Sängerinnen und Orchester ausgewiesen ist, ist es dieser Mann, der in ebenso lässiger wie höchst professioneller Manier das Stück dominiert, das in diesem Sommer auf Welttournee ging: Der US-amerikanische Charakterdarsteller John Malkovich.
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