The Green Wave

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

Iran 2.0

Iran, ein Land, bei dem einem zuerst Mahmud Ahmadinedschad, Gewalt und Unterdrückung in den Sinn kommen, aber auch, dass es dort eine immerwährende Opposition gab und gibt. Der Kölner Filmemacher mit iranischen Wurzeln, Ali Samadi Ahadi, hat mit The Green Wave ein beeindruckendes Porträt dieser Opposition des Sommers 2009 gezeichnet, das die Ereignisse als Mixtur aus Motion Comic und Dokumentarfilm darstellt.
Grün ist nicht nur die Farbe der Hoffnung und des Islam sondern bezeichnet auch die Protestwelle im Iran, die 2009 losbrach. Die sogenannte „grüne Revolution“ ließ Hunderttausende auf die Straßen gehen, um einen Regierungswechsel herbeizuführen. Es sind vor allem die jungen Leute, die mit Handy bewaffnet die Unruhen aus nächster Nähe ablichten und millionenfach im Internet verbreiten. Per Blog gehen Nachrichten und Bilder um die Welt, scheinen aber die Regierung Irans nicht von ihrer menschenverachtenden Politik abzuhalten. Ali Samadi Ahadi, mit Zwölf aus dem Iran nach Deutschland geflohen, verfolgt diese Szenen aus der sicheren Ferne und beschließt, darüber einen Dokumentarfilm zu machen. Da ausländische Journalisten des Landes verwiesen und oppositionelle iranische Reporter verhaftet wurden, muss sich der Regisseur seine Informationen mit Hilfe des Internets zusammensuchen. Dank Twitter und Facebook kann er die brutalen Machenschaften der Regierung und die Ohnmacht der Demonstrierenden als Zeitdokumente in seinen Film einbauen, wodurch er eine unglaublich starke Authentizität erhält. Neben diesen erschütternden Live-Aufnahmen und Blog-Einträgen hat Ali Samadi Ahadi noch zwei weitere Ebenen eingebaut. Zum einen werden zwei fiktive Charaktere in Form eines Motion Comics verwendet, die wie ein roter Faden durch den Film führen und fast wie eine Anlehnung an den israelischen Film Waltz with Bashir erscheinen, der ebenfalls ein politisch hochbrisantes Thema als Anime aufgriff. Regisseur Ali Samadi Ahadi bedient sich eben dieser trickfilmhaften Bildsprache, wenn es um die Folterungen der iranischen oppositionellen Inhaftierten geht. Dadurch wird eine scheinbare Distanz gewahrt, die jedoch mehr Emotionen transportiert, als es reale Bilder vermocht hätten.

Zum anderen kommen Menschenrechtler und Exil-Iraner zu Wort, wie die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadidie, die bisweilen mit Tränen in den Augen die Ausweglosigkeit ihres Landes und die unerträgliche politische Situation anklagen. Diese Dreischichtigkeit des Films ergibt ein komplexes Abbild der Geschehnisse im Iran, auch wenn Samadi Ahadi betont, dass es „ein subjektiver Blick auf die Ereignisse im vergangenen Jahr im Iran“ ist und es nicht „die einzige Wahrheit ist, die es gibt.“ Als Zuschauer bekommt man jedoch eine unangenehme Gänsehaut, wenn man die Hoffnungen auf einen Regierungswechsel der friedlichen und unbewaffneten Demonstranten sieht, die alsbald von brutalen Schlägertruppen zerstört werden. Mit unsäglicher Gewalt wird auf die Oppositionellen eingeprügelt, eingestochen und geschossen. Wer nicht rechtzeitig fliehen kann, wird verhaftet und gefoltert oder sogar umgebracht. Welche andere Wahrheit es im Iran da noch geben könnte, möchte man gar nicht wissen…

Nicht nur weil viele der Bilder von The Green Wave an die aktuellen Szenen aus Ägypten oder Tunesien erinnern, ist dies ein unglaublich wichtiger Film. Darüber hinaus zeigt er auch, dass trotz Gewalt und Unterdrückung der Wunsch nach Freiheit bei einem Großteil der Menschen wohl nie ausgelöscht werden kann.

The Green Wave

Iran, ein Land, bei dem einem zuerst Mahmud Ahmadinedschad, Gewalt und Unterdrückung in den Sinn kommen, aber auch, dass es dort eine immerwährende Opposition gab und gibt. Der Kölner Filmemacher mit iranischen Wurzeln, Ali Samadi Ahadi, hat mit „The Green Wave“ ein beeindruckendes Porträt dieser Opposition des Sommers 2009 gezeichnet, das sich als Mixtur aus Motion Comic und Dokumentarfilm darstellt.
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Meinungen

Martin Bleibtreu · 13.03.2011

Ein bedrückeneder Film, wenn wir spüren wollen, wie wichtig es ist,
in Freiheit leben zu dürfen. Interessant als Zeitdokument, weniger als Film, da größtenteils aus Amateur und Internetmaterial zusammengestellt.Ein Film der in Schulen gezeigt werden sollte um Jugendliche für Emegrationshintergründe zu sensibilisieren.
Sehenswert !!!

PHILL · 02.03.2011

überbewertet

Paul · 01.03.2011

Der Film ist sehr bewegend und eine wundebar zusammengesetzt Collage. Schaut ihn euch an!