The Ghostmaker

Eine Filmkritik von Lida Bach

Es rappelt in der Kiste

Heute ist ein schöner Tag zum Sterben, denken sich der drogensüchtige College-Student Kyle (Aaron Dean Eisenberg) und sein querschnittsgelähmter Freund Sutton (J. Walter Holland), als sie hinter das makabere Geheimnis von The Ghostmaker kommen. Das Sargwerkzeug eines satanischen Erfinders macht in Mauro Borellis Geisterstreifen seinem Namen alle Ehre, denn es ermöglicht die Gratwanderung zwischen Diesseits und Jenseits. Dass der Tod nicht mit sich spaßen lässt, weiß spätestens seit Final Destination jeder — außer Kyle und seine Freunde.
Das dämonische Erdmöbel findet Kyle im Sperrmüll einer skurrilen alten Dame. In deren Keller entdeckt Kyle die Totenkiste, die des ursprünglichen Filmnamens Box of Shadows. Der Originaltitel ist nicht nur klangvoller, sondern durch seinen Bezug auf die Fähigkeit des Sargs, die Schattenseite der Benutzer zu wecken, durchaus passend. Der amerikanische Verleih bevorzugte allerdings den plakativeren Namen für ein holpriges B-Movie, dessen Handlung eindeutig zu klein ist für die große Leinwand und es auch nur hierzulande darauf schafft. Dass The Ghostmaker der voraussichtlich kurze Umweg über die Kinos andernorts erspart blieb, liegt wohl ebenso an Borellis Neigung zu läppischem Mummenschanz wie an Scott Svatos´ krudem Drehbuch. Da die Besitzerin den Sarg nicht für den Eigengebrauch aufheben will, reagiert Kyle wie ein Pfandflaschensammler, der auf einen Jahresvorrat Leergut gestoßen ist. Er eignet sich den Fund kurzerhand an und tut damit das Naheliegende: er stellt ihn zum Verkauf ins Internet.

Dort gab es immerhin bereits die Dybbuk-Box, die das von Sam Raimi produzierte Exorzismus-Vehikel Possession — Das Dunkle in Dir inspirierte. Sicher ist es nur eine Frage der Zeit, bis ebay sich den Kundenbedürfnissen anpasst und „okkulte Gefäße“ zu einer eigenen Suchkategorie erhebt. Neben der Bundeslade, Aladins Wunderlampe und der Büchse der Pandora würde The Ghostmaker dann vermutlich besser dastehen, wenn Kyle sich über dessen Funktionen früher Gedanken gemacht hätte. Doch für so etwas gibt es in Horrorfilmen von der stereotypen Sorte stets irgendeinen Streber, der den Protagonisten das nötige Hintergrundwissen liefert und den Zuschauern eine möglichst spannende Hintergrundgeschichte. Die aus dem Munde von Kyles Kumpel Platt (Jared Grey) ist bestenfalls unfreiwillig komisch und beginnt damit, dass jeder große Geist einen Widersacher hat. Mozart hatte Salieri und Leonardo da Vinci hatte Wolfgang von Tristen. Der wollte den Menschen nicht nur im philosophischen Sinne, sondern auch durchaus buchstäblich von den körperlichen Fesseln befreien und erbaute dazu den Geistermacher. Darin tickt eine Spieluhr, deren Melodie den Sarginsassen in ewigen Schlaf wiegt.

Für ein im 15. Jahrhundert erbautes Gerät läuft der Klimper-Kasten wie geschmiert. Folglich gehen die Freunde damit über Leichen – und zwar ihre eigenen. Denn die Todeserfahrung ist nur temporär und erlaubt es dem Betroffenen, als bläulich schimmernder Geist umherzuwandern. Die Charaktere sind geblendet von ihren Gespensterfähigkeiten; die Zuschauer davon, dass das Geister-Trio aussieht wie Dr. Manhattan aus Alan Moores The Watchmen. Tot wirken die Protagonisten wie Superhelden, die durch Wände gehen, unsichtbar sein oder mit Lebenden interagieren können. Während Sutton heimlich die Freundin (Liz Fenning) seines besten Freundes beobachtet, plant der die kriminelle Finanzierung seiner Drogenabhängigkeit. Diese wird allerdings schon bald abgelöst von einer noch gefährlicheren Sucht nach immer längeren Geistertrips. An deren Ende wartet der Tod in Gestalt eines dämonischen Kuttenträgers, dessen Gesicht den Figuren drastisch vor Augen führt, dass ihre Zeit abläuft.

Offenkundig bedient sich Borelli schamlos bei Flatliners, der die gleiche Prämisse auf jeder Ebene von Schauspiel über Dramaturgie bis hin zur Inszenierung bedeutend besser umsetzt. Der einzig interessante Geist in The Ghostmaker ist der von Flatliners. Er erinnert an die Box, die man statt jener der Schatten in die Hand nehmen und öffnen sollte – gemeint ist der Schuber mit den DVDs von Joel Schumacher.

The Ghostmaker

Heute ist ein schöner Tag zum Sterben, denken sich der drogensüchtige College-Student Kyle (Aaron Dean Eisenberg) und sein querschnittsgelähmter Freund Sutton (J. Walter Holland), als sie hinter das makabere Geheimnis von „The Ghostmaker“ kommen. Das Sargwerkzeug eines satanischen Erfinders macht in Mauro Borellis Geisterstreifen seinem Namen alle Ehre, denn es ermöglicht die Gratwanderung zwischen Diesseits und Jenseits.
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