The Gambler (2014)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Für Mark Wahlberg heißt es "Alles oder nichts"

In Leaving Las Vegas trank sich Nicolas Cage als Säufer zu Tode – ein langsamer Selbstmord auf Raten, wie er eindringlicher nicht hätte sein können. Bei The Gambler fühlt man sich an dessen Figur Ben Sanderson erinnert. Weil der Spieler seine eigene Sucht hat, seinen eigenen Todeswunsch, und nur sieben Tage Zeit.

Jim Bennett (Mark Wahlberg) ist ein Spieler. Er verzockt ohne mit der Wimper zu zucken Zehntausende Dollar am Black-Jack-Tisch. Aber er hat ein Problem. Oder eigentlich sogar zwei. Bei zwei Männern hat er sich Geld geliehen, nun bleibt ihm nur eine Woche Zeit, um eine Viertelmillion Dollar zurückzubezahlen. Er könnte es sich bei seiner Mutter leihen, aber Geld, das er in Händen hält, zerfließt auch wieder. Weil er es zum Spieltisch trägt. Bennett hat eine Alles-oder-nichts-Mentalität, etwas, das er auch seinen Schülern im Kreatives-Schreiben-Kurs immer wieder offenbart: Entweder man ist ein Genie oder man kann es sein lassen. Und so will Jim auch seine Schulden bezahlen, wenn er denn Glück hat …

The Gambler ist ganz und gar Mark Wahlbergs Film. Er spielt einen Mann, der alles verloren hat, am Wichtigsten davon den Glauben an sich selbst. Jim Bennett lebt eigentlich nur, wenn der Kitzel des Spiels einsetzt, ein paar Sekunden, ein paar Minuten, immer verdoppeln, gewinnen, verdoppeln, verlieren – bis nichts mehr da ist. Gewinnen ist bei dieser Spielweise praktisch unmöglich. Am Ende ist es das Haus, das obsiegt. Aber man hat den Eindruck, dass Jim Bennett das gar nicht anders haben will. Er will verlieren, er will sein Geld loswerden, er will Schulden aufbauen, und er will von seinen Kreditgebern bestraft werden. Was er hier auslebt, ist eine ganz kolossale Form von Selbsthass, die jeden Aspekt seines Seins durchdringt.

Wahlberg spielt dies mit einem Desinteresse an sich selbst, mit einer fast schon beispiellosen Kaltschnäuzigkeit gegenüber anderen, aber auch seiner eigenen Person. Eine Darstellung, wie sie der nicht immer stilsichere Schauspieler nicht häufig zu Tage fördert. Großartig ist er in der Interaktion mit John Goodman, der als einer der Kredithaie nur wenige Szenen hat, dieser aber furios gestaltet. Seine „Fuck You“-Rede ist der Stoff, aus dem die Kino-Mythen sind.

Autor William Monahan hat ein elegantes Skript geschrieben, das Regisseur Rupert Wyatt bis in die Nebenrollen brillant besetzt hat. The Gambler ist spannend, vor allem dramatisch, in erster Linie aber ganz großes Schauspielkino. Es mag bisweilen etwas Leerlauf geben, aber Szenen von immenser Wucht reißen das alles wieder heraus. Wahlberg und Jessica Lange, Wahlberg und John Goodman, Wahlberg und Michael Kenneth Williams – sie alle befeuern einander, bis pure Emotion von der Leinwand über den Zuschauer hinwegschwappt. Dieser Film ist elektrisierend. Weil es so verdammt selten vorkommt, dass man einem Mann beim Abstieg in die Hölle zuschauen kann und nicht sicher ist, ob er diesen überstehen wird.
 

The Gambler (2014)

In „Leaving Las Vegas“ trank sich Nicolas Cage als Säufer zu Tode – ein langsamer Selbstmord auf Raten, wie er eindringlicher nicht hätte sein können. Bei „The Gambler“ fühlt man sich an dessen Figur Ben Sanderson erinnert. Weil der Spieler seine eigene Sucht hat, seinen eigenen Todeswunsch, und nur sieben Tage Zeit.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen