The Flock – Dunkle Triebe

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Gere am Abgrund

Ein Richard Gere-Film mit rotem FSK Stempel? Das gab es ja noch nie. Sollte es sich tatsächlich um einen, wie der Titel andeutet; harten, düsteren und gewalttätigen Film handeln? Das Richard Gere trotz fehlender (Kino-) Hits noch immer gut im Geschäft ist, ist das Eine. Das seine Filme immer anspruchsvoller und „erwachsener“ werden, das Andere. Gerade im Interview in der Bonussektion ist zu spüren, dass der Buddhist in sich ruht und nur noch das macht, was er wirklich will. Im Falle von The Flock – Dunkle Triebe ist das ein Film, der aufrütteln und schockieren will. Das gelingt ihm, trotz kleinerer Schwächen, auch.
Nach 20 Jahren als Bundesagent zuständig für die Überwachung einiger, auf freiem Fuß befindlicher Sexualstraftäter, wird Erroll Babbage (Richard Gere) von seiner Behörde gegangen. Seine Verbissenheit, der offensichtliche Burnout und seine ruppigen Methoden sind seinen Vorgesetzten nicht mehr geheuer. Drei Wochen hat er noch und in dieser Zeit soll er seine unbedarfte Nachfolgerin Allison (Claire Danes) einarbeiten. Als ein junges Mädchen verschwindet, verbeißt sich Babbage in die Idee, dass es nur einer „seiner“ Klienten gewesen sein kann. Doch nicht nur seine Abteilung, auch Allison schenken ihm kein Vertrauen in diesem letzten Fall. Erst als Babbage Allison in die tiefsten Abgründe des Kaninchenbaus mitnimmt, hat er eine Mitkämpferin für seine letzte Schlacht gefunden.

Richard Gere überrascht mit einem psychisch harten Film, der sich ohne weiteres neben David Finchers nihilistischem Sieben und Joel Schumachers 8 Millimeter einreihen kann. Wobei Schumachers Abstieg in die Hardcore-Snuff-Pornoindustrie nie so richtig schockieren konnte. Dazu hätte er härter und vor allem konsequenter sein müssen. Doch die Richtung ähnelt der von The Flock – Dunkle Triebe. Je tiefer die Ermittler graben, desto schmutziger werden ihre Hände und auch ihre Seelen. Dramaturgisch stand Thriller-Meilenstein Sieben eindeutig Pate und das weiß durchaus zu gefallen. Das es letztendlich zum großen Kracher fehlt, liegt hauptsächlich an manchem Klischee, das bemüht wird und diversen Over-the-Top-Momenten. Doch das ist nicht weiter schlimm. Denn The Flock – Dunkle Triebe schafft, was vielen Filmen in dieser Art abgeht: Eine bedrückende Atmosphäre baut sich den Film über auf, Abgründe werden ausgelotet, die viele sich nicht antun können und wollen. Dabei wird gefoltert, gelitten und geschrieen.

Richard Gere-Fans, die im Kino bei Die Braut, die sich nicht traut und Darf ich bitten vor Vergnügen gejauchzt haben, sollten es sich zwei Mal überlegen, The Flock – Dunkle Triebe eine Chance zu geben. Und dann besser nicht alleine. Das Popsternchen Avril Lavigne eine kleine Rolle als Kanonenfutter mit traurigem Ende spielt, dürfte für manchen auch interessant sein. Respekt an Richard Gere, der sich an solch einen Stoff heran wagt und mit Claire Danes eine hervorragende Leistung abliefert. Freunde psychologisch harter Thriller sollten mindestens ein Auge riskieren.

The Flock – Dunkle Triebe ist Wai Keung Laus Hollywood-Debüt. Zuvor hatte er sich mit seinem viel gerühmten Infernal Affairs einen Namen gemacht. Die DVD hat neben Trailern und einem Feature vom Set noch zwei kurze, aber interessante Interviews zu bieten.

The Flock – Dunkle Triebe

Ein Richard Gere-Film mit rotem FSK Stempel? Das gab es ja noch nie. Sollte es sich tatsächlich um einen, wie der Titel andeutet; harten, düsteren und gewalttätigen Film handeln?
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