The Expendables 2 (2012)

Eine Filmkritik von Bastian Glodnick

Im Museum der Actionikonen

Stallone. Statham. Li. Lundgren. Norris. Van Damme. Willis. Schwarzenegger. Das sind acht namhafte Gründe, die für oder gegen den Kinobesuch von Simon Wests The Expendables 2 sprechen. Wie man sich hier nun entscheidet, hängt wohl davon ab, ob man sich gelegentlich auch für ein solch nostalgisches Zerstörungsfest, wie man es eben aus den Achtzigern kennt, begeistern kann. Wer den von Hauptdarsteller Sylvester Stallone höchstpersönlich inszenierten Vorgänger von 2010 gesehen hat, wird ahnen, was auch dieses Mal auf einen zukommt: Die Stars der Genregenerationen versammeln sich vor der Kamera, um mit großkalibrigen Waffen und vollem Körpereinsatz gegen Horden gesichtsloser Schurken ins Feld zu ziehen. The Expendables 2 ist eine Arbeit der Güteklasse A – und das A steht hier ganz bestimmt nicht für Anspruch, sondern für Action. Mit zwei Ausrufezeichen!!

Das Actionkino selbst hat sich im Laufe der Filmgeschichte stets gewandelt. Während der Vierziger und Fünfziger Jahre haben etwa die klassischen Abenteuer von Cowboys und Soldaten stark das Leinwandgeschehen dominiert, bis in den Sechzigern schließlich ein gewisser James Bond im Auftrag Ihrer Majestät einer Vielzahl gefährlicher Krimineller mit allerlei hochmodernen Spielsachen das Handwerk legte und das Genre in eine amüsante Comicrichtung trieb. Dann die Siebziger, in denen ein grimmiger Ernst in Form von Werken wie William Friedkins French Connection, Don Siegels Dirty Harry oder Michael Winners Ein Mann sieht rot auf die Zuschauer herabprasselte und oftmals Probleme des Alltags reflektierte.

Die Achtziger waren die unbestrittene Dekade der Actionikonen — die Ära, in der die bereits eingangs erwähnten Namen in noch immer kultisch verehrten Krachern wie Phantom Kommando, Die City-Cobra, Missing in Action oder Bloodsport so ziemlich alles und jeden ohne mit der Wimper zu zucken in Schutt und Asche legten. Dem Publikum hat das wüste Treiben gefallen, die Lichtspielhäuser waren stets gut gefüllt. Anschließend, in den Neunzigern, sind dann oftmals bekannte Themen erneut aufgewärmt oder fortgesetzt worden. Filme wie Jan de Bonts Speed oder Renny Harlins Cliffhanger griffen das Prinzip des widerwilligen Helden in der Falle auf, wie es John McTiernan mit seinem Blockbuster Stirb langsam eindrucksvoll vorgemacht hat. Es folgte das neue Millenium. Und mit diesem die bis heute anhaltende, exzessive Flut der Remakes, Reboots und Zitate. Quentin Tarantino etwa bastelte aus Elementen unzähliger Lieblingsfilme seinen ureigenen Doppelschlag Kill Bill zusammen.

The Expendables 2 stellt schließlich, wie schon Teil 1, kaum etwas anderes dar als den Versuch, die Uhr noch einmal fast dreißig Jahre zurückzudrehen und ein Gefühl zu reproduzieren, das damals die Massen in Begeisterung versetzt hat. Die früheren Stars sind trotz ihres hohen Alters wieder an Bord und reichen hier sozusagen das Zepter an Nachfolger wie The Transporter-Darsteller Jason Statham weiter. Funktioniert das, darf das funktionieren – dieser eigentlich plumpe Rückschritt zum dekadenten Radaukino?

Über den Inhalt von The Expendables 2 gibt es zunächst bemerkenswert wenig zu berichten: Bei einem weiteren Einsatz wird ein Mitglied des titelgebenden Söldnerteams auf grausame Weise von dem brutalen Vilain (Jean-Claude Van Damme) und dessen Männern getötet, weshalb es Barney Ross (Sylvester Stallone) und seinen übrigen Expendables nach blutiger Rache dürstet. Das ist im Grunde schon der ganze Plot. Der Rest besteht aus perfekt inszenierten Actioneinlagen und gealterten Mimen, die sich hier auf sympathische Weise selbst aufs Korn nehmen. Die Fortsetzung startet mit einer halsbrecherischen Rettungsaktion, die in eine atemlose Verfolgungsjagd mündet, während der so viel Blei und Kunstblut durchs Bild schießen, wie seit den beliebten Achtzigern nicht mehr. Nach dem furiosen Start beruhigt sich das Geschehen kurz ein wenig, um dann bis zum Schluss noch einmal alle Genreregister zu ziehen. Hirn aus, Augen auf – nur lässt sich der menschliche Denkapparat natürlich nicht so einfach auf Befehl abschalten. Man könnte sich somit sehr über den Blödsinn ärgern, den einem Regisseur West (Con Air) und seine Besetzung hier so auftischen. Aber man tut es nicht. Vermutlich einfach, weil einem bereits klar ist, warum diese Filme in erster Linie existieren.

In einer späteren Szene erhalten die Expendables ein klappriges, neues Flugzeug von ihrem Auftraggeber Mr. Church (Bruce Willis). „Dieses Teil gehört in ein Museum“, merkt einer der Helden beim Blick auf die Maschine an, woraufhin ein weiterer Charakter augenzwinkernd anfügt: „Wir alle gehören ins Museum!“ Und genau so verhält sich The Expendables 2 dann auch – als würde man hier durch eine Halle voller filmhistorischer Requisiten und Figuren schlendern und sich freuen, dass man all das noch einmal an einem Platz versammelt erleben kann. Die „Navy Seals“ stürmen das „Phantom Kommando“ und noch viel mehr. Natürlich wäre das alles nichts wert, würden die Darsteller sich nicht nocheinmal wie in ihren goldenen Zeiten präsentieren. Wenn der nun 66-jährige Sylvester Stallone später gegen den 51-jährigen Jean-Claude Van Damme antritt, vergisst man in Anbetracht der dynamischen Vorstellung, wie viele Jahre doch inzwischen vergangen sind.

Großen Spass macht der Film besonders, wenn sich die Stars schließlich gegenseitig und selbst auf die Schippe nehmen. Der Schwede Dolph Lundgren (Red Scorpion), der in Wahrheit vor seiner Schauspielkarriere einen Master-Abschluss in Chemieingenieurwesen erlangt hat, versucht etwa in einer ausweglosen Situation aus bescheidenen Materialien eine Bombe zu basteln. Das klappt aber nicht, denn mit Grips kommt man in einer solchen Geschichte natürlich nicht voran. Da bedarf es einfach robuster Methoden, um den Weg frei zu machen. In Gestalt von Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger zum Beispiel, der sich mit einem vertrauten „I´m back!“ im Leinwand-Actionmodus zurückmeldet. Doch bevor er sich wieder von der Gruppe lösen und das Spektakel allein auf sein Konto verbuchen kann, quittiert ein verärgerter Bruce Willis dessen „I´ll be back!“ mit einem unmissverständlichen „Now it´s my time to be back!“. Wenn große Egos sich streiten …

Den reizvollsten Auftritt absolviert wohl der unlängst zur unsterblichen Legende aufgestiegene Kampfsportmeister Chuck Norris. Nicht nur rettet er das Team als einsamer Wolf vor einem ganzen Trupp Angreifer, auch zumindest eines der um ihn gesponnenen Internet-Gerüchte erweist sich nach seinen eigenen Worten als wahr: Man mag sich vorstellen, dass der Dreh dieser Szene mehr als einen Anlauf gebraucht hat, da sich die Beteiligten selbst nicht das Lachen verkneifen konnten — man merkt ihnen den kollektiven Spass an diesem Projekt förmlich an.

Letztlich kommt es wohl darauf an, was man sich hier von dem Kinobesuch erhofft hat — es sprechen am Ende sicherlich ebenso viele gute Gründe gegen die Sichtung von The Expendables 2, wie welche dafür sprechen. Wer erstklassig inszenierte Actionszenen, charmante Altstars und ein nostalgisches Flair sucht, liegt mit dieser Wahl absolut richtig. Wem dagegen der Sinn nach intellektueller Herausforderung steht, sollte besser schleunigst den Saal wechseln …
 

The Expendables 2 (2012)

Stallone. Statham. Li. Lundgren. Norris. Van Damme. Willis. Schwarzenegger. Das sind acht namhafte Gründe, die für oder gegen den Kinobesuch von Simon Wests „The Expendables 2“ sprechen. Wie man sich hier nun entscheidet, hängt wohl davon ab, ob man sich gelegentlich auch für ein solch nostalgisches Zerstörungsfest, wie man es eben aus den Achtzigern kennt, begeistern kann. Wer den von Hauptdarsteller Sylvester Stallone höchstpersönlich inszenierten Vorgänger von 2010 gesehen hat, wird ahnen, was auch dieses Mal auf einen zukommt: Die Stars der Genregenerationen versammeln sich vor der Kamera, um mit großkalibrigen Waffen und vollem Körpereinsatz gegen Horden gesichtsloser Schurken ins Feld zu ziehen.

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Meinungen

Zaphod · 01.09.2012

Wer diesen Film wegen der Story sehen will und dann bei einem grünen Tee darüber diskutieren möchte... der ist absolut falsch...

Es ist geil, brutal, blutig, die Bösen sind richtig böse und am meisten Spass macht es, wenn man all die Filme gesehen hat, in denen die Jungs früher mitgespielt haben.
Ich hatte schon Spass am ersten Teil, aber irrerweise konnte dieser den ersten Teil toppen. Popkornkino vom Feinsten.