The Colony

Eine Filmkritik von Martin Beck

Alles zu Ende, schon wieder

Aufblende, ein strammes Wetterchen und eine deklamierende „voice over“-Stimme, die vom Ende der Menschheit berichtet. Genau dieser Beginn war in den letzten Jahren schon x-mal zu sehen und bekommt nun in The Colony einen weiteren Auftritt. Im Rahmen einer weiteren Science-Fiction-Dystopie, die die Stimmung in Nullkommanichts in den Keller treibt. Es kann verdammt anstrengend sein, der Welt beim wiederholten Scheitern zuzusehen.
Und Winter ist ja auch noch, eine ewige Eis- und Schneewüste, die die Menschen ganz klein macht und sie in unterirdische Betonkolonien verbannt, wo alle Zeichen natürlich auf Lagerkoller stehen. Hoffnung heißt hier ein kleines Tomatenpflänzchen, fast so wie in Silent Running, und Realität bedeutet einen Marsch zu einer weiteren Kolonie, die nur leider überrannt ist von Zombie-ähnlichen Kannibalen. Die fast so aussehen wie die Reaver in Serenity.

Und sogar fast dazu beitragen, dass The Colony doch noch irgendwann zu einem guten Film wird. Einem Film, der am Anfang immerhin starke Bilder besitzt, vor allem bedingt durch die Ansiedlung der Kolonie in der CGI-freien NORAD-Basis in Ontario, und dann aber ganz schnell in ein freudlos-düsteres Mischmasch aus allen möglichen anderen Filmen abdriftet. Die allesamt beweisen, dass sich Nachplappern und Science Fiction auf jeden Fall ausschließen.

Wenn die Kannibalen auftauchen, ist zumindest mal etwas Action angesagt, doch gleich nach dem ersten Angriff fällt man schon wieder in die große Déjà-vu-Mühle: Serenity kommt in den Sinn, wie bereits gesagt, aber auch I am Legend und zig Zombie-Filme standen hier offensichtlich Pate. Die weit entfernte Oase kennt man aus Resident Evil und 28 Days Later, The Day After Tomorrow sorgt für die Eiszeit und der grundsätzliche Plot, allerdings minus Eiszeit, erinnert verdächtig an Mad Max 2.

Und das ist noch längst nicht alles. Der letzte Terminator-Film lässt ebenfalls schön grüßen, Aliens schimmert sowieso an jeder zweiten Ecke durch und über allem wabert der Schatten von The Thing. The Colony ist von vorne bis hinten ein Gemischtwarenladen besserer Genrefilme, zwar durchaus kompetent und mit ausreichend Geld inszeniert, aber auch völlig redundant und bar jeder richtigen Spannung. Die nur dann entstehen kann, wenn man nicht aufgrund dramatischer Einfallslosigkeit auf Durchzug schaltet.

Vielleicht zündet ja The Colony besser, wenn die aufgeführten Zitate nicht bekannt sind, doch ansonsten ist hier leider wenig zu holen. Ein kleiner Gummipunkt könnte an Larry Fishburne und Bill Paxton gehen, die aber beide mit dünnen Rollen zu kämpfen haben und dann auch noch, besonders wenn Fishburne im Bild ist, von Matrix-gleichem Grünlicht umgeben sind. Was natürlich auch ein auf der Kenntnis der jüngeren Genre-Filmgeschichte beruhendes Problem ist, aber noch viel stärker auf der wie immer falschen Annahme beruht, dass ein bestimmter Look und bestimmte „production values“ bereits Garanten für eine sichere Investition sind.

Dass man mit Science Fiction und Schnee sehr wohl noch begeistern kann, wird sehr bald Snowpiercer zeigen, das aktuelle Werk von Bong Joon-ho. Wenn dieser Film startet, wird The Colony bereits seinen Platz auf den „nice price“-Schütten der Welt eingenommen haben. Fürwahr, dystopische Aussichten.

The Colony

Aufblende, ein strammes Wetterchen und eine deklamierende „voice over“-Stimme, die vom Ende der Menschheit berichtet. Genau dieser Beginn war in den letzten Jahren schon x-mal zu sehen und bekommt nun in „The Colony“ einen weiteren Auftritt. Im Rahmen einer weiteren Science-Fiction-Dystopie, die die Stimmung in Nullkommanichts in den Keller treibt. Es kann verdammt anstrengend sein, der Welt beim wiederholten Scheitern zuzusehen.
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