The Blair Witch Project (1999)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Die Legende lebt

Da begeben sich die drei US-amerikanischen Filmstudenten Heather Donahue, Joshua Leonard und Michael C. Williams im Oktober 1994 in die Kleinstadt Burkittsville – einst Blair – in Maryland, zwei Stunden von Washington D.C. entfernt, um einen Dokumentarfilm über die so genannte Blair Witch zu drehen, die im 18. Jahrhundert dort gelebt haben soll, mit dem blutrünstigen Verlangen nach einigen Kindern aus der Gegend in Verbindung gebracht und daraufhin aus dem Ort verbannt wurde, so dass sie vermutlich im harten Winter verstarb und einen grausamen Fluch hinterlassen hat. Für dieses Filmprojekt am Montgomery College befragen die Studenten zunächst die Einwohner der Region um Burkittsville nach dem damals entstandenen Kult um die Hexe von Blair, um dann zu einer Expedition an die originären Schauplätze dieser Legende in die weiten Wälder der Umgebung aufzubrechen. Von dort werden Heather, Joshua und Michael nie mehr zurückkehren, und die akribische Suche nach ihnen durch Truppen der Polizei, speziell ausgebildete Hunde und Hubschrauber bleibt ergebnislos, so dass dieser mysteriöse Fall als ungelöst in die Akten eingeht.

Ein Jahr später wird unter einer alten Hütte in den Wäldern ein Seesack mit der Ausrüstung der Filmstudenten und Heathers Tagebuch aufgefunden, und aus diesem Material, das schließlich den Familien der Verschwundenen übergeben wird, entsteht auf Initiative von Heathers Mutter der Film The Blair Witch Project, der durch komplexe kriminalistische Hintergrundinformationen die Chronik dieser rätselhaften Ereignisse dokumentiert.

Fröhlich brechen die Studenten mit zwei Kameras und einer Camping-Ausrüstung in Joshuas Auto zur Umsetzung ihres Projekts nach Burkittsville auf, filmen sich selbst, die Umgebung, inszenieren ihre kleinen Interviews und sammeln Anhaltspunkte und Ansichten an authentischen Orten, um Bilder einer modernen Reportage zum Blair Witch Mythos entstehen zu lassen. Anhand einer Karte, die später noch verschwinden wird, lotst Heather ihre Crew durch das gewaltige Waldgebiet zum Coffin Rock, und im Szenario der unwegsamen, undurchdringlichen und letztlich unentrinnbaren Natur entwickelt sich für die drei Studenten ihre ganz persönliche, unauslotbare Horror-Geschichte, die mit seltsamen nächtlichen Geräuschen beginnt und sich zu einem angsterfüllten Alptraum der Orientierungslosigkeit und Panik auswächst. Unsichtbare Mächte attackieren die Filmemacher anscheinend mit gleichermaßen schlichten wie höchst schreckenerregenden Zeichen ihrer Präsenz und zermürben auf diese Weise langsam, aber todsicher die jungen Gemüter, die hier offensichtlich in eine Sphäre eingedrungen sind, die keine Störungen duldet …

Ein sorgfältig geplanter, pfiffig inszenierter und effektvoll bis ins Detail durchkonstruierter Schelmenstreich ist den einstigen Filmstudenten Daniel Myrick und Eduardo Sánchez mit The Blair Witch Project gelungen, der nach einer überwältigend erfolgreichen und werbewirksamen, als authentische Geschichte getarnten Ankündigungspräsenz im World Wide Web auf dem Sundance Film Festival uraufgeführt wurde und bei Produktionskosten von ungefähr 30 000 Dollar bei acht Drehtagen letztlich weltweit 250 Millionen eingespielt hat. Da seien drei Studenten während der Realisierung eines Filmprojekts über die Blair Witch verschwunden, streuten die beiden Regisseure und Drehbuchautoren glaubwürdig im Internet aus, die sowohl die Hexe als auch das Projekt sowie seine Hintergründe und Folgen frei erfunden hatten und den drei Schauspielern beim unheimlichen Wandern durch die Wälder eine nicht existente Legende beigesellt hatten, deren vermeintliche Authentizität hier ganz hervorragend suggeriert wird.

Eine fiktive Dokumentation über eine ebensolche Reportage stellt The Blair Witch Project somit dar, der gezielt und gewieft mit subtilem Grauen jongliert und dadurch unmittelbar sowie durch seine geschickt installierten Meta-Ebenen als innovativer und bestens funktionierender Horror-Schocker berührt und bewegt. Das ansprechende Bonusmaterial der Blu-ray enthält neben Alternativen Enden auch ein Interview mit Daniel Myrick und Eduardo Sánchez sowie die „Dokumentation“ Curse of the Blair Witch, und „Neu entdecktes Filmmaterial“ führt begibt sich schalkhaft daran, dieses markante Projekt erneut anzuheizen.
 

The Blair Witch Project (1999)

Da begeben sich die drei US-amerikanischen Filmstudenten Heather Donahue, Joshua Leonard und Michael C. Williams im Oktober 1994 in die Kleinstadt Burkittsville – einst Blair – in Maryland, zwei Stunden von Washington D.C. entfernt, um einen Dokumentarfilm über die so genannte Blair Witch zu drehen, die im 18. Jahrhundert dort gelebt haben soll, mit dem blutrünstigen Verlangen nach einigen Kindern aus der Gegend in Verbindung gebracht und daraufhin aus dem Ort verbannt wurde, so dass sie vermutlich im harten Winter verstarb und einen grausamen Fluch hinterlassen hat.

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