The Black Power Mixtape 1967-1975

Eine Filmkritik von Lida Bach

Black and proud

„America is a dumb puppy with big teeth that hurt and bite. But we took care of it“, beschreibt ein afroamerikanischer Dichter die ambivalente Beziehung zu seinem Heimatland. Seine Worte eröffnen The Black Power Mixtape 1967-1975. Einige der bedeutendsten amerikanischen Bürgerrechtler wie Stokley Carmichael und Angela Davies, schwarze Künstler der Sechziger und Siebziger und der Gegenwart wie Danny Glover und Harry Belafonte, Augenzeugen und Historiker sprechen über die Zeit, in der die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung die US-Gesellschaft für immer veränderte.
16-mm-Format, Dutzende packender Interviews, unzählige Meter Archivmaterial und Originalaufnahmen. Das sind die Eckdaten des unvergesslichen Zeitdokuments, welches der Schwede Göran Hugo Olsson von seiner 1967 angetretenen USA-Reise gewann. Über dreißig Jahre später lässt Olsson die Bewegung, welche das Land prägte wie kaum eine andere politische Strömung, auf Zelluloid wieder lebendig werden. In neun Kapiteln spielt der Dokumentarfilmer in der Reihe Panorama The Black Power Mixtape 1967-1975 vor. Die eindrucksvollen Originalaufnahmen vibrieren vor Leidenschaft. Rau, ungeschönt und mit abrupten Schnitten in hautnahe Momentaufnahmen geteilt, besitzt Olssons filmische Chronik die rhythmische Intensität, die ihr Titel verspricht. Die in neun Kapitel gegliederte Reportage beweist einmal mehr die ungebrochene Aktualität und Qualität der Berlinale-Dokumente.

Mehr als ein Jahrzehnt nachdem der Montgomery Bus-Boykott 1956 zur Aufhebung der so genannten Segregation, der Trennung farbiger und weißer Schüler, führte, waren die Vereinigten Staaten immer noch ein vom Rassismus geprägtes Land. Eine Interviewpartnerin des Dokumentarfilmers Göran Hugo Olsson erinnert sich an ein patriotisches Loblied auf die USA, das sie als Kind in der Schule singen musste. Dass sie von klein auf gelehrt wurden, ihre Benachteiligung hinzunehmen, macht die Formen des Protests, welche sich nicht auf Boykott und Demonstrationen beschränkten, umso bemerkenswerter. Die Umsicht und Großherzigkeit, die ein friedlicher Widerstand erfordert, wecken wiederum Ehrfurcht vor dem gewaltfreien Protest. The Black Power Mixtape 1967-1975 konstruiert nicht das hehre Bild einer geeinten schwarzen Protestkultur, sondern zeigt die Bewegung so kontrovers, vielgesichtig und mitunter gespalten, wie es nahezu jede politische Großbewegung ist.

Vor einem vollen Saal gebannt lauschender Zuhörer hält Stokley Carmichael eine Rede, die ihn in einem kleinen Ort in den Südstaaten das Leben hätte kosten können. Lynchmorde, Bombenanschläge, Polizeigewalt zählten zu den Erfahrungen, mit denen Schwarze aufwuchsen. Wie alltäglich die Diskriminierung war, führt eine Szene im Heim von Carmichaels Mutter vor Augen. Erst durch wiederholtes Nachhaken kann der erwachsene Sohn sie auf der Archivaufnahme dazu bringen, den Grund zu nennen, warum sein Vater weniger verdiente: „Weil er ein Farbiger war.“ Doch The Black Power Mixtape 1967-75 erzählt keine Geschichte der Angst. Mitreißend, hintergründig und energetisch dokumentiert die packende Momentaufnahme die wohl bewegtesten Jahre des farbigen Widerstands gegen soziale Unterdrückung und Diskriminierung.

Ausgefochten ist der Kampf gegen den Rassismus nicht. Daran erinnern die Worte von Angela Davies, die noch lange nach Filmende nachklingen: „Racism is a much more clandestine, much more hidden kind of phenomenon, but at the same time it’s perhaps far more terrible than it’s ever been.“

The Black Power Mixtape 1967-1975

„America is a dumb puppy with big teeth that hurt and bite. But we took care of it“, beschreibt ein afroamerikanischer Dichter die ambivalente Beziehung zu seinem Heimatland. Seine Worte eröffnen „The Black Power Mixtape 1967-1975“. Einige der bedeutendsten amerikanischen Bürgerrechtler wie Stokley Carmichael und Angela Davies, schwarze Künstler der Sechziger und Siebziger und der Gegenwart wie Danny Glover und Harry Belafonte, Augenzeugen und Historiker sprechen über die Zeit, in der die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung die US-Gesellschaft für immer veränderte.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Eily · 16.12.2011

Äh verdammt. Nochmal durchlesen vor dem Abschicken wär von Vorteil. ;) 1965 geboren meinte ich.

Eily · 16.12.2011

War es nicht das schwedische Fernsehen, das die Aufnahmen machte und Olsson hat sie nur im Archiv wiederentdeckt? Der ist nämlich 1964 geboren und kann 1967 noch gar keine Aufnahmen gemacht haben. ;)