The Backyard

Life is hard

Auf den ersten Blick wirkt das Ganze wie eine Mischung aus Fight Club und MTV’s Jackass: Überall in den USA treffen sich Jugendliche auf Hinterhöfen, um sich nach allen „Regeln der Kunst“ und mit allen möglichen Waffen zu bekriegen – Backyard Wrestling nennt sich das blutige Spiel. Eine Subkultur, die nur aus den USA kommen kann, denn dort ist Wrestling so etwas wie der heimliche Nationalsport des „White Trash“, zur besten Sendezeit flimmern hier die Schaukämpfe über den Bildschirm. Allerdings gehen die mehr oder weniger inszenierten Schaukämpfe der hoch bezahlten Gladiatoren mit ihrem Pomp und den einstudierten Bewegungsabläufen viele echten Fans gehörig auf die Nerven. Davon mal ganz abgesehen, dass sich die besten jungen Wrestling-Fans die teure Ausbildung in den exklusiven Wrestling-Schulen eh nicht leisten können.

So entwickelte sich in den letzten Jahren in den Hinterhöfen die Subkultur des Backyard Wrestling, für die der deutsche Begriff Risikosportart geradezu lächerlich verharmlosend wirkt. Denn was hier passiert, erfüllt den Tatbestand der schweren Körperverletzung, wenngleich sich die Kombattanten den Gefahren bewusst aussetzen. Gekämpft wird nicht nur mit bloßen Fäusten, sondern auch mit Stacheldrahtkeulen, Rasierklingen, Glühbirnen und abgebrochenen Flaschen, ein Kampf bis aufs Blut und manchmal auch ein Kampf ums Überleben. Zwar versichern die Kämpfer mit Namen wie Scar, Lizard oder Chaos den Showcharakter der Fights, doch zugleich zählen vor allem Schmerzen und sichtbare Kampfspuren – Showbusiness in seiner härtesten Form. Auf seine Weise ist das Backyard Wrestling eine schrille Karikatur des großen Bruders Wrestling, gemein, brutal und ohne jeglichen Glamour. Fast scheint es so, als wollten die Backyarder den Showgiganten einen Spiegel vorhalten, um sie an ihre Wurzeln zu erinnern, doch die Wahrheit sieht anders aus: Der Traum der meisten Kämpfer ist es immer noch, eines Tages aus den namenlosen und hässlichen Hinterhöfen den Weg ins gleißende Licht der Showbühnen zu finden.

Der Regisseur Paul Hough kam schon früh mit den dunklen Seiten des Filmbusiness in Berührung, den sein Vater John Hough ist ein bekannter Horrorfilm-Regisseur. Der Horror von The Backyard liegt allerdings nicht im literweise verströmten Kunstblut, sondern darin, dass Backyard Wrestling in den USA ein reales Phänomen ist. Zwar behaupten die Akteure, die Kämpfe seien gestellt, doch die Narben und das echte Blut vermitteln ein etwas anderes Bild. Kein Wunder, besagen doch die Regeln, dass ein Kampf vor allem dann „Hardcore“ im positiven Sinne ist, wenn das Risiko einer Verletzung möglichst hoch ist.

Houghs quasi-anthropologische Studie dieser jugendlichen Subkultur wirft ein weiteres Schlaglicht auf das Land der unbegrenzten Möglichkeit – erschreckend, schockierend und demaskierend. Obwohl es verdammt einfach wäre, die jugendlichen Machos dem Gespött des Publikums preiszugeben, vermeidet Hough geradezu traumwandlerisch jedes Vorführen und vollbringt es, dass zum Schluss sogar Verständnis aufkommt für die Kämpfer und ihre Motive. Denn eines eint alle Backyarder – die Liebe zum Kampf und die Hoffnung auf ein besseres Leben.

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Auf den ersten Blick wirkt das Ganze wie eine Mischung aus Fight Club und MTV’s Jackass: Überall in den USA treffen sich Jugendliche auf Hinterhöfen, um sich nach allen Regeln der Kunst und mit allen möglichen Waffen zu bekriegen.

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