The Assassins

Eine Filmkritik von Martin Beck

Same same, but different

Eine der großen „was wäre wenn“-Geschichten der letzten Jahre, zumindest aus chinesischer Sicht, ist die geplante Besetzung von Chow Yun-fat in John Woos Red Cliff-Zweiteiler. Kurz vor Drehbeginn stieg Chow aus, Tony Leung Chiu-wai übernahm die Hauptrolle und der Film, der als Grund für die Kursänderung galt, war Dragonball Evolution. Ja, wirklich.
Dass dieser Lauf der Dinge Chow Yun-fat selber nicht ganz geheuer war, merkt man spätestens bei The Assassins, der in gewisser Weise als Fortsetzung zu Red Cliff fungiert und erneut das mit Abstand bekannteste literarische Werk Chinas bemüht: The Three Kingdoms – das hier anno 198 vor Christus aufgeschlagen wird und von den zahlreichen Intrigen handelt, die sich nach der Schlacht am Roten Felsen um Premierminister Cao Cao gerankt haben.

Cao Cao alias Chow Yun-fat herrscht nämlich über ganz China, weil der Kaiser Xian (Alec Su) kaum Einfluss besitzt und somit ein vielschichtiges Stuhlsägen auf höchster Machtebene ermöglicht. Die titelgebenden Attentäter sind nur eine von vielen Parteien, die dem Minister auf den Leib rücken, daneben spielen auch noch z.B. der Kaiser selbst, Cao Caos Sohn (Qiu Xin-Zhi), die Frau des Kaisers (Annie Yi) und Cao Caos Geliebte (Liu Yifei) eine Rolle.

Zwischen all diesen Personen entspinnt sich ein intrigantes Geflecht, das immer wieder neue Allianzen und Feindschaften offenbart und dabei mitunter, wie so häufig bei The Three Kingdoms, den Überblick verabschiedet. Um The Assassins voll aufzunehmen, bedarf es entweder profunder Kenntnisse der chinesischen Geschichte oder zumindest eifrige Notizen – nicht unbedingt ideale Voraussetzungen für packende Spannung.

Die Geschichte, die hier erzählt wird, lebt vorzugsweise von Dialogen, die vorzugsweise in den Räumlichkeiten des kaiserlichen Palastes vorgetragen werden und so den Eindruck eines überdimensionalen Kammerspiels vermitteln. Das Problem nun ist, dass einem die Figuren um Cao Cao kaum wirklich nahe kommen, was spätestens dann nach hinten losgeht, wenn man in die aufkochenden Emotionen investieren soll.

The Assassins bleibt über weite Strecken eine historisch verbürgte Seifenoper, die dem Zuschauer sehr viele Informationen aufbürdet und darüber zu einer mühsamen Angelegenheit wird. Chow Yun-fat macht seine Sache durchaus gut, wenngleich diese Rolle kaum eine wirkliche Herausforderung darstellt, und ansonsten muss man sich halt auf schöne Bilder (von Zhao Xiao-Ding), ein paar okaye Schlachtenszenen und natürlich all das einstellen, was man seit Crouching Tiger, Hidden Dragon und Hero schon viel zu oft gesehen hat.

Das wirkliche Problem von The Assassins sind nämlich nicht seine eigentlich gute Produktion oder die dicht gestaffelten Rückenstiche, sondern die ganzen weiteren The Three Kingdoms-Epen, die im Sog der beiden genannten Hits bis heute aufs chinesische Bombast-Fließband geschoben wurden. Ein bisschen fühlt man sich dabei an unsere Nazi-Vergangenheit erinnert, die ebenfalls immer wieder auf Film gebannt werden muss, weil das nunmal ein wichtiger Teil deutscher Vergangenheit ist und das grundsätzliche Interesse daran anscheinend unversiegbar ist – ganz ähnlich wie eben alles rund um die Han-Dynastie und die drei Königreiche für das chinesische Volk.

The Assassins ist ein regional begrenzter Film, zum Glück mit Chow Yun-fat in der Hauptrolle. Kann man sich nach Curse of the Golden Flower, The Banquet, The Lost Bladesman, Three Kingdoms, Red Cliff und x weiteren Filmen wirklich noch für dieses Thema begeistern? Das äußerst magere Box Office-Ergebnis in seinem Heimatland besagt: eher nein.

The Assassins

Eine der großen „was wäre wenn“-Geschichten der letzten Jahre, zumindest aus chinesischer Sicht, ist die geplante Besetzung von Chow Yun-fat in John Woos „Red Cliff“-Zweiteiler. Kurz vor Drehbeginn stieg Chow aus, Tony Leung Chiu-wai übernahm die Hauptrolle und der Film, der als Grund für die Kursänderung galt, war „Dragonball Evolution“. Ja, wirklich.
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