The Age of Shadows

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein elegant-rasanter Spionagethriller

Kim Jee-Woon gilt im an Talenten nicht gerade armen Südkorea als einer der Superstars unter den Filmemachern und hatte mit The Last Stand (mit Arnold Schwarzenegger) bereits mehr als nur einen Fuß in der Tür der großen Hollywood-Studios. Im Vergleich zu seinen bisherigen in seiner Heimat realisierten Filmen wie A Bittersweet Life, The Good, the Bad, the Weird, A Tale of Two Sisters und dem furiosen I Saw the Devil geriet The Last Stand recht zahm und wurde den Erwartungen nicht gerecht. Mit The Age of Shadows ist Kim Jee-Woon nach Korea zurückgekehrt und damit hat sich auch die alte Form wieder eingestellt: Sein opulent-eleganter Spionagethriller ist ein Fest fürs Auge.
The Age of Shadows spielt in den 1920er Jahren und damit in der gleichen Zeit, die schon Park Chan-Wooks Die Taschendiebin Gelegenheit gab, in aufwendigen Dekors und Kostümen zu schwelgen. Damals war Korea von den Truppen des kaiserlichen Japans besetzt, eine Zeit, die von 1905 bis zum Endes des Zweiten Weltkrieges andauerte und die immer wieder in südkoreanischen Filmen thematisiert wird. Was unter anderem auch daran liegen mag, dass die Teilung des Landes als eine indirekte Folge aus der Besatzungszeit angesehen wird. Ein also gleich doppeltes nationales Trauma, das noch lange nicht überwunden scheint. Kim Jee-Woon erzählt in seinem Film vom heroischen Widerstand gegen die verhassten Besatzer.

Gleich zu Beginn gibt es eine eindrucksvoll inszenierte Sequenz, in der einer der Widerstandskämpfer von einer ganzen Kompanie unter Führung des koreanischen Kollaborateurs Lee Jung-Chool (Song Kang-Ho) gejagt wird. Trotz Lee Jung-Chools Befehlen, den Flüchtigen lebendig zu fassen – was vielleicht auch darin begründet liegt, dass er den Mann von früher aus seiner Schulzeit kennt –, feuern seine Soldaten immer wieder auf den Mann, der schließlich schwer verletzt wird und sich seiner Gefangennahme durch Selbstmord entzieht. Schon hier ist deutlich zu spüren, dass der Kampf zwischen den Besatzern und den aufständischen Koreanern mit aller Härte geführt wird. Und der koreanische Polizist in Diensten der Japaner, der anfangs als gnadenloser Opportunist und gewissenloser Karrierist eingeführt wird, wird im weiteren Verlauf zu einem immer ambivalenteren Charakter, der seine Sympathien für die Freiheitskämpfer nicht länger verhehlen mag. Als der neue Anführer des Widerstands Kim Woo-jin (Gong Yoo) einen großen Anschlag in Seoul plant, soll ihm ausgerechnet Lee dabei helfen, die Bomben aus Shanghai in die Hauptstadt zu befördern – und wie die Akteure weiß auch der Zuschauer lange Zeit nicht, wie sich Lee Jung-Chool entscheiden wird. Und dann gibt es noch den gnadenlosen japanischen Agenten Hashimoto (Um Tae-goo), der buchstäblich über Leichen zu gehen bereit ist, um auch nur einen einzigen Widerstandskämpfer auszuschalten. Außerdem scheint es in den Reihen der Widerstandsgruppe einen Verräter zu geben, der die verhassten Japaner mit Informationen versorgt, so dass bald auf beiden Seiten niemand mehr weiß, wem er trauen kann und wem nicht …

Mit 140 Minuten Laufzeit ist The Age of Shadows nicht frei von Längen und Redundanzen, dramaturgisch hätte manches innerhalb des verschlungenen Plots eine Straffung nötig gehabt, um die Spannungskurve nicht immer wieder jäh zu unterbrechen. Manchmal erweist sich aber auch gerade die Zeit, die sich Kim Jee-Woon für manche Passagen lässt, als echter Pluspunkt: So gehört etwa die zentrale Sequenz der Zugreise nach Seoul mit zum Beeindruckendsten, was es in den vergangenen Jahren aus dem an Action nicht gerade armen südkoreanischen Kino zu sehen gab. Ein Film also, der durchaus seine Schwächen hat und der als historische Aufarbeitung aufgrund seiner Klischees und Stereotypen über den Sadismus der Japaner kaum taugt – obwohl er angeblich auf wahren Begebenheiten beruht. Stellenweise aber lässt Kim Jee-Woons Gespür für Atmosphäre und überzeugende Actionszenen all diese kleinen Fehler schnell vergessen.

The Age of Shadows

Kim Jee-Woon gilt im an Talenten nicht gerade armen Südkorea als einer der Superstars unter den Filmemachern und hatte mit „The Last Stand“ (mit Arnold Schwarzenegger) bereits mehr als nur einen Fuß in der Tür der großen Hollywood-Studios. Im Vergleich zu seinen bisherigen in seiner Heimat realisierten Filmen wie „A Bittersweet Life“, „The Good, the Bad, the Weird“, „A Tale of Two Sisters“ und dem furiosen „I Saw the Devil“ geriet „The Last Stand“ recht zahm und wurde den Erwartungen nicht gerecht.
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