Testament of Youth

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Nie wieder Krieg

Mit ihren Memoiren über die Kriegsjahre 1914 bis 1918 wurde die britische Schriftstellerin Vera Brittain zur Stimme einer ganzen Generation. Nicht nur, weil sie die Begeisterung der jungen Männer einzufangen wusste, sondern auch die eigene Naivität, die mit Kriegsbeginn noch vorherrschte. Vier Jahre später war alles anders und die junge Frau, die eine Poetin werden wollte, schien allen Enthusiasmus für das Schreiben verloren zu haben.
Ihr Vater ist dagegen, aber Vera (Alicia Vikander) möchte unbedingt nach Oxford und studieren. Für Frauen war dies damals höchst ungewöhnlich, aber sie erhält die Unterstützung ihres Bruders Edward (Taron Egerton) und ihres Freundes Roland (Kit Harrington). Mit Fortschreiten des Kriegs verlässt Vera das College und wird Krankenschwester. Ihr Weg führt sie bis nach Frankreich, wo sie erkennt, dass der Feind auch nicht anders ist als Ihresgleichen.

Nachdem Saoirse Ronan kurzfristig aussteigen musste, übernahm Alicia Vikander die Hauptrolle. Als Britin ist die Schwedin makellos – ihr Akzent ist fehlerfrei. Als Schauspielerin trägt sie Testament of Youth, während ihre männlichen Ko-Stars wechseln und nur bisweilen im Bannkreis der eigenwilligen, jungen Frau stehen. Aber ihre Worte verhallen nicht.

Was anfangs die Geschichte einer Frau ist, die sich gegen Konventionen stemmt, aber auch von einer zarten Romanze geprägt ist, wird zusehends düsterer. Mit jeder verstreichenden Minute wird Testament of Youth schwerer. Die Leichtigkeit der Jugend schwindet. Hoffnungen werden zerschmettert, Träume bleiben unerfüllt und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Der Film illustriert, wie eine ganze Generation verheizt wird – in den Schützengräben, aber auch zuhause. Wie jugendlicher Esprit von der Realität niedergerungen wird, sich verändert, aber nicht gänzlich erlischt.

Am Beispiel der Hauptfigur wird auch das Ende einer Ära gezeigt, waren die Kriegsjahre doch auch Jahre des Wandels, und das nicht nur für das britische Empire, sondern auch den Rest der Welt. Die sah nach dem Krieg gänzlich anders aus als davor, im Kleinen, aber auch im Großen. Auch die Menschen änderten sich, aber nicht genug. Eine warnende Stimme wie die von Vera Brittain war nicht genug, der Kreislauf aus Töten und Hassen und dem Durst nach Rache konnte noch lange Zeit nicht durchbrochen werden. Es war die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, der eine noch viel schrecklichere folgen sollte.

Testament of Youth ist ein beeindruckender, akkurat gestalteter Film, der Vera Brittains Memoiren zum Leben erweckt. Das im Grunde Bedrückendste daran ist, dass fast einhundert Jahre nach diesem Krieg die menschliche Natur noch immer dieselbe und Testament of Youth so aktuell wie eh und je ist.

Testament of Youth

Mit ihren Memoiren über die Kriegsjahre 1914 bis 1918 wurde die britische Schriftstellerin Vera Brittain zur Stimme einer ganzen Generation. Nicht nur, weil sie die Begeisterung der jungen Männer einzufangen wusste, sondern auch die eigene Naivität, die mit Kriegsbeginn noch vorherrschte. Vier Jahre später war alles anders und die junge Frau, die eine Poetin werden wollte, schien allen Enthusiasmus für das Schreiben verloren zu haben.
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