Tai Chi Zero

Eine Filmkritik von Martin Beck

Voll Null auf Held

Wenn ein Film die Lebensgeschichte der Tai-Chi-Legende Yang Luchan erzählt, könnte man eigentlich ein sonores Epos zwischen Hero und Ip Man erwarten. Und ganz sicher kein überbordendes Action-/ Comedy-Wirrwar mit Anleihen bei vielem zwischen Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt, Kung Fu Hustle und Wild Wild West.
Im Kern ist Tai Chi Zero eigentlich eine klassische Martial-Arts-Veranstaltung, die mal wieder von einem einsamen Helden im Kampf gegen einen übermächtigen Feind erzählt. Der natürlich lange Nasen hat, wahrer Kampfkunst lediglich Waffen entgegensetzt und erst nach intensivem Training bei einem altehrwürdigen Meister bezwungen werden kann.

Da so eine Geschichte, sofern sie denn im Zentrum eines Films steht, nur noch lautes Gähnen verursacht, kam Regisseur Stephen Fung (House of Fury) auf die Idee einer enervierend modernen Verpackung. Die zwar im Kern immer noch jenen tausendmal durchgekauten Inhalt besitzt, doch außen dafür möglichst zappelige neue Kleider trägt. Die wohl darauf hinauslaufen sollen, das altehrwürdige Martial-Arts-Genre ins jugendliche Zockerbewusstsein zu bugsieren.

Und so ist auf einmal die Rede von Steampunk-Martial-Arts, die Ästhetik erinnert an Animes, Comics und Games, jovialer Humor unterwandert jeden Anflug echter Dramatik und die Action flackert in zerschnittener Videoclip-Manier. Tai Chi Zero ist rastlos, gnadenlos verspielt und hektisch – ganz so, als wolle man der postulierten Coolness des jugendlichen Publikums vorauseilen und über eine flashige Oberfläche keinerlei Angriffspunkte zulassen.

Als Rückschluss kann so natürlich kaum eine Bindung zum Geschehen entstehen. Das präsentierte Durcheinander lässt keine fokussierte Dramatik zu, die Charaktere prallen am müden Drehbuch ab und die Überstilisierung der Actionszenen zerschießt jeden Anflug mitfiebernder Dynamik. Was hier gleich doppelt schade ist, denn viele der Akteure sind richtige Kampfkünstler und die Choreographie der (grundsätzlich sehr guten) Action obliegt niemand geringerem als Sammo Hung.

Wenn am Ende von Tai Chi Zero ein kolossaler Roboter auftritt, der ein Dorf für den Fortbau der bösen Eisenbahn plattmachen soll, fühlt man sich tatsächlich ein bisschen wie bei Wild Wild West – leider keine allzu positive Assoziation. Einen gewissen Unterhaltungswert kann man dem Film nicht absprechen, weil einfach ständig irgendwo gezappelt, herumgeulkt oder mit Effekten geworfen wird, doch richtig glücklich wird man mit dieser Melange aus zu Altem und zu Neuem auch nicht.

Das Cliffhanger-Ende von Tai Chi Zero verspricht bereits Teil 2, Tai Chi Hero, der zumindest den Ausschnitten nach zu urteilen mehr in Richtung eines klassischen Martial-Arts-Epos gehen wird. Stephen Fung hat ja wiederholt die mimischen und kämpferischen Qualitäten von Hauptdarsteller Jayden Yuan gelobt, so dass wenigstens ihm, dem blass bleibenden Newcomer, etwas mehr Fleisch auf die charakterlichen Knochen zu gönnen sei. Nochmal so ein kindischer und überproduzierter Mischmasch wie hier dürfte die tatsächlich als Trilogie angelegte Veranstaltung nur schwer verkraften können.

Tai Chi Zero

Wenn ein Film die Lebensgeschichte der Tai-Chi-Legende Yang Luchan erzählt, könnte man eigentlich ein sonores Epos zwischen „Hero“ und „Ip Man“ erwarten. Und ganz sicher kein überbordendes Action-/ Comedy-Wirrwar mit Anleihen bei vielem zwischen „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“, „Kung Fu Hustle“ und „Wild Wild West“.
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