Taffe Mädels (2013)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Frauen in Aktion

Der früher in erster Linie durch Fernseharbeiten in Erscheinung getretene US-Regisseur Paul Feig landete 2011 mit Brautalarm einen veritablen Erfolg an den Kinokassen. Seine gewollt derbe Komödie rund um eine Frauengruppe, die sich auf eine Hochzeit vorbereitet, wurde sicherlich auch als eine Art weibliche Antwort auf den männlich konnotierten Hangover-Trend konzipiert. Feigs neue Regie-Arbeit knüpft in gewisser Weise an den Geist seines Vorgängers an. Schließlich greift Taffe Mädels auf die vor allem von Männerbeziehungen dominierte Filmgattung des Buddy-Cop-Movie zurück, um von zwei durchsetzungsfähigen Frauenfiguren zu erzählen. Leider verfällt die starbesetzte Krimikomödie, von einigen gelungenen Szenen abgesehen, immer wieder in klischeehaft überzeichnete Strickmuster.

Wie es das Handbuch der Buddy-Geschichten und das Genre des Polizeifilms vorschreiben, werden zwei grundverschiedene Protagonistinnen schicksalhaft zusammengeführt: Die in New York tätige FBI-Ermittlerin Sarah Ashburn (Sandra Bullock) ist ambitioniert und geht in der von Männern beherrschten Polizeiwelt ihren eigenen Weg. Ihre Aufklärungsquote ist derart phänomenal, dass sie sich längst für höhere Weihen empfohlen hat. Sarahs einziges Problem stellt ihre chronische Unbeliebtheit dar. Unter den Kollegen gilt sie als arrogant und sozial unverträglich. Und doch darf die ehrgeizige Beamtin ihre Beförderungswürdigkeit unter Beweis stellen. Ihr Vorgesetzter Captain Hale (Demián Bichir) schickt sie nach Boston, um einen geheimnisvollen, bislang unbekannten Drogenbaron aufzuspüren.

Eigentlich geht Sarah von einem weiteren Routinefall aus, doch schließlich kommt es anders, als sie denkt. Die Ankunft der FBI-Agentin ruft die burschikose Streifenpolizistin Shannon Mullins (Melissa McCarthy) auf den Plan, die aufgrund ihres ungestümen Verhaltens nicht nur unter Kollegen gefürchtet ist. Sarah gibt ihr unmissverständlich zu verstehen, dass sie sich aus ihren Ermittlungen heraushalten soll. Andernfalls wird sie Shannon vom Dienst suspendieren lassen. Die hemdsärmelige Beamtin lässt sich von diesen Drohungen jedoch nicht beeindrucken. Denn schnell wird deutlich, dass Sarah auf Shannons Insiderwissen und ihre Ortskenntnisse angewiesen ist. Nach einem offen ausgetragenen Kompetenzgerangel raufen sich die beiden Frauen widerwillig zusammen.

Wie so oft in Buddy-Filmen ist die Geschichte an sich wenig interessant – ein austauschbarer, künstlich in die Länge gezogener Krimiplot, der vor allem einen Zweck erfüllt: den beiden Hauptdarstellerinnen eine große Bühne zu bereiten. Allein optisch entsprechen Bullock und McCarthy der genre-immanenten Forderung nach Gegensätzlichkeit. Hier die schlanke, gut aussehende und stets perfekt gekleidete FBI-Agentin, dort die korpulente, gedrungene und einfaches Outfit bevorzugende Straßenkämpferin. Ähnlich asymmetrisch verhält es sich mit den Charaktereigenschaften der beiden Frauen. Während Sarah strebsam, kalkuliert und analytisch auftritt, präsentiert sich Shannon als waschechte Rampensau – eine Rolle, die Melissa McCarthy zunehmend abonniert zu haben scheint. Ständig überschreitet die von ihr gespielte Streifenpolizistin Grenzen, stößt Flüche aus und beleidigt die Menschen in ihrer Umgebung.

Deutlicher und zugleich plumper kann man den Kontrast zwischen den beiden Hauptfiguren wahrlich nicht hervorheben. Nuancierte Zwischentöne kommen angesichts dieser oberflächlichen Zeichnung nur selten zu ihrem Recht. Eine Feststellung, die auch für das komische Potenzial des Films Gültigkeit besitzt. Natürlich sorgen die unterschiedlichen Verhaltensweisen und das konträre Erscheinungsbild der Protagonistinnen für einige witzige Momente, variiert werden die Motive und Situationen allerdings nur selten. Vorhersehbare Pointen und nicht zuletzt Shannons bewusst provokante Wortwahl wirken ab einem gewissen Punkt eher erschöpfend denn belustigend.

Die im Verlauf der Handlung stattfindende Annäherung der ungleichen Ermittlerinnen vollzieht sich ganz im klassischen Sinne. Sarah und Shannon entdecken die Qualitäten der jeweils anderen und entwickeln sich so zu einem perfekten Team, das von den inkompetenten männlichen Kollegen unterschätzt wird. Drehbuchautorin Katie Dippold, die mit Taffe Mädels ihr Kinodebüt abliefert, räumt der emotionalen Reise ihrer Heldinnen entsprechend viel Raum ein, kann die auf innere Befindlichkeiten abzielenden Nebenplots – insbesondere Shannons Probleme mit ihrer eigensinnigen Familie – aber nur selten überzeugend in das Gesamtbild integrieren. Das Meiste bleibt Stückwerk und damit behauptet, was dem Zuschauerinteresse keineswegs zuträglich ist.
 

Taffe Mädels (2013)

Der früher in erster Linie durch Fernseharbeiten in Erscheinung getretene US-Regisseur Paul Feig landete 2011 mit „Brautalarm“ einen veritablen Erfolg an den Kinokassen. Seine gewollt derbe Komödie rund um eine Frauengruppe, die sich auf eine Hochzeit vorbereitet, wurde sicherlich auch als eine Art weibliche Antwort auf den männlich konnotierten „Hangover“-Trend konzipiert. Feigs neue Regie-Arbeit knüpft in gewisser Weise an den Geist seines Vorgängers an.

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