Szenen einer Ehe & Sarabande

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Es ist der präzise betrachtete Mikrokosmos einer Paarbeziehung, der hier bis in die intimsten Winkel hinein so ausführlich wie schonungslos beleuchtet wird. Das international viel beachtete und mit einigen Preisen – unter anderem 1975 mit einem Golden Globe als Bester ausländischer Film – ausgezeichnete Drama Szenen einer Ehe und seine dreißig Jahre später entstandene Fortsetzung Sarabande richten ihren Fokus ganz auf die Kommunikationen ihrer Protagonisten, die ihre Geschichte transportieren. Die Arthaus Premium Edition zum legendären schwedischen Regisseur Ingmar Bergman enthält insgesamt fünf Scheiben: Zwei DVDs der ausführlichen Fernsehfassung von Szenen einer Ehe mit den Teilen 1-6, die Kinofassung desselben, den Spielfilm Sarabande sowie eine CD mit dem Hörspiel „Fisch“ nach einer Farce für den Film von Ingmar Bergman in der Übersetzung von Renate Bleibtreu und unter der Bearbeitung und Regie von Kai Grehn.
Präsentieren sich Marianne (Liv Ullmann) und Johan (Erland Josephson) zu Beginn der Geschichte für ein Porträt in einer Zeitschrift einer Journalistin gegenüber auch als geradezu perfektes, harmonisches Ehepaar mit zwei Töchtern, erfolgreich im Beruf und nach 12jähriger Beziehung noch bestens verbunden miteinander, beginnt sich diese Situation anfangs unmerklich zu verändern. Zunächst ist es das befreundete Paar Katarina (Bibi Andersson) und Peter (Jan Malmsjö), das sich während eines geselligen Abendessens als zutiefst zerrüttet echauffiert, doch bald entpuppt sich auch die Ehe von Marianne und Johan als längst nicht so glücklich und stabil, wie es den Anschein hat. Eines Abends gesteht Johan seiner Frau nicht nur, dass er eine junge Geliebte hat, mit der er bereits am nächsten Tag ein neues Leben in Paris beginnen will, sondern berichtet auch unumwunden von dem schon Jahre schwelenden Wunsch, aus der zunehmend als Qual empfundenen Ehe mit ihr auszubrechen. Diese Geständnisse treffen Marianne mit gewaltiger Wucht, die sich verzweifelt bemüht, trotz dieser Katastrophe an den alltäglichen Ritualen festzuhalten, aber sie bittet Johan vergebens darum, die Angelegenheit noch einmal zu überdenken, denn euphorisiert von der neuen Liebe hat der Mann seine Entscheidungen bereits getroffen.

Doch nach gar nicht allzu langer Zeit kehrt Johan nach Schweden zurück, desillusioniert von der neuen Liebe, und als er Marianne, die mittlerweile vor allem sexuell orientierte Beziehungen einging, wieder näher kommt, wird der Wert ihrer Verbindung deutlich, und Szenen einer Ehe endet mit einer intimen Offenheit, die jedoch eher einen Abschied als einen Neubeginn markiert. Sarabande setzt dort ein, wo Marianne sich nach dreißig Jahren Distanz dazu entschließt, Johan spontan in der Abgeschiedenheit seines Alterswohnsitzes aufzusuchen. Es gelingt den beiden, ihre alte Vertrautheit rasch wieder aufzunehmen, und sie reflektieren ohne Groll ihre einstige Verbindung, doch der Fokus verschiebt sich allmählich auf die nachfolgenden Generationen, die ihre ganz eigenen Schwierigkeiten haben. Dennoch erleben Marianne und Johan eine kleine Weile der tröstlichen Innigkeit, die allerdings nicht mehr von Dauer sein kann.

Während Sarabande sich noch für die Geschichten anderer Protagonisten öffnet, funktionalisiert Szenen einer Ehe all seine Aspekte für das intensive Kammerspiel der Paarbeziehung. Hier wie dort läuft alles über die ausführlichen Dialoge, was vor allem bei letzterem Film mitunter beinahe unerträgliche Ausmaße annimmt. Regiemeister Ingmar Bergman zwingt seine Figuren ebenso wie seine Zuschauer in das minimalistische Redeuniversum einer keineswegs ungewöhnlichen Ehe, in die Abgründe von Banalem und Bedeutsamem, die kaum jemandem fremd sein dürften. Unausgesprochen bleibt dabei wenig, und selbst die Frage, ob eine derart rücksichtslose Offenheit wünschenswert ist, wird innerhalb der mitunter bis ins Lächerliche ausufernden Dialoge thematisiert. Wer sich mit nachhaltigen, nicht selten quälenden Beziehungsreflektionen à la Ingmar Bergman mit nicht geringem Wiedererkennungswert erschöpfend beschäftigen will, findet in dieser Edition einen umfangreichen Schatz mit ansprechendem Begleitmaterial.

Szenen einer Ehe & Sarabande

Es ist der präzise betrachtete Mikrokosmos einer Paarbeziehung, der hier bis in die intimsten Winkel hinein so ausführlich wie schonungslos beleuchtet wird. Das international viel beachtete und mit einigen Preisen – unter anderem 1975 mit einem Golden Globe als Bester ausländischer Film – ausgezeichnete Drama Szenen einer Ehe und seine dreißig Jahre später entstandene Fortsetzung Sarabande richten ihren Fokus ganz auf die Kommunikationen ihrer Protagonisten, die ihre Geschichte transportieren.
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