Swinger Club

Alles nur Theater?

Anlässlich ihres fünften Hochzeitstages laden Albert (Stephan Schad) und Birgit (Susanne Wolff) ihre besten Freunde zu sich in ihr Häuschen auf dem Lande ein. Was als gemütliches und entspanntes Beisammensein geplant ist, läuft aber schnell aus dem Ruder, was vor allem an Albert liegt. Der nämlich lässt durchblicken, dass es um die Ehe nicht zum Besten bestellt ist und er eine Affäre unterhält, was unter den Gästen für böses Blut sorgt. Zumal die auch nicht gerade zimperlich sind, so dass die ach so liberalen und gesetzten Mittdreißiger auf einmal feststellen müssen, dass es im eigenen Freundeskreis kaum besser zugeht als in einem belächelten Swinger Club.

Als sich die Clique eineinhalb Jahre später zu einer Hochzeit wieder trifft, sind die einmal geschlagenen Wunden kaum verheilt. Außerdem zeigt sich schnell, dass die Hochzeit nur eine Farce ist, denn das frisch getraute Paar Dagmar (Anne Weber) und Vadim (Juri Schrader) empfindet rein gar nichts füreinander – kein Wunder, denn Vadim ist der Lover des gemeinsamen Freundes Eddie (Ole Schlosshauer) und braucht dringend eine Aufenthaltsgenehmigung. Schnell brechen die alten Gegensätze wieder auf, und es zeigt sich erneut auf drastische Weise, dass Liebe und Zuneigung die absolute Ausnahme und ein großes Glück sind, auf das man aber besser nicht bauen sollte.

Swinger Club ist ein filmisches Experiment, das auf den Prinzipien des Improvisationstheaters beruht. Der Regisseur Jan Georg Schütte gab dem siebenköpfigen Schauspielerensemble lediglich die Grundsituation vor und ließ die Schauspieler selbst an zwei Tagen den Stoff und die Dialoge entwickeln, ohne dass diese schriftlich fixiert wurden. Anschließend wurde das so entstandene Stück live performt und von drei Kameras aufgezeichnet, ohne Wiederholungen und Unterbrechungen.

Streckenweise erinnert der Film an Alexander Schülers Rendezvous, der erst vor kurzem im Kino zu sehen war und der sowohl von der Thematik her als auch von der schauspielerischen Konzeption einen ähnlichen Weg beschreitet wie Swinger Club. Hier wie dort geht es um die Lebens- und Liebeslügen der Generation zwischen Dreißig und Vierzig, die zwischen Eigenheim und Jobstress, Affäre und Nachdenklichkeit versuchen, die Balance des Lebens wieder zu finden. Offensichtlich ein Thema, das die Menschen und vor allem die Regisseure und Autoren des deutschen Kinos bewegt. Während Rendezvous aber in manchen Momenten von geradezu schmerzhafter Brillanz ist und schonungslos in den Gefühlen und Wunden der Figuren wühlt, ergeht sich Swinger Club über weite Strecken in geschwätzigen Plattitüden, die allesamt nett aufgesagt sind, aber vollkommen unauthentisch wirken. Hinzu kommen technische Unzulänglichkeiten, die sich in einem enervierenden Kameragewackel und Unsauberkeiten beim Ton äußeren, so dass man mitunter seine liebe Not hat, den ohnehin nicht sonderlich ausgefeilten, weil improvisierten Dialogen zu folgen. Statt der angestrebten Nähe zu den Akteuren und ihren Problemchen stellen sich schnell Langeweile und Desinteresse ein. Schade um die gute Idee, die allzu schnell zu einer Seifenoper für Akademiker am Rande der Midlife-Crisis gerät. Wer’s mag…

Der Film wird übrigens eine Fortsetzung ganz besonderer Art erleben – auf der Bühne. Einen Tag nach der Premiere des Films werden der Regisseur Jan Georg Schütte und sein Ensemble auf der Bühne des Thalia in der Hamburger Gaußstraße die Geschichte von Swinger Club live weiterspinnen und improvisieren. Die Zuschauer sind dabei gegenüber den Schauspielern im Vorteil, denn sie wissen um die Anweisungen, die Schütte seinen Mitstreitern auf den Weg gegeben hat.

(Joachim Kurz)

Alle Fotos Copyright Justin Winz (www.justinwinz.com)

Swinger Club

Anlässlich ihres fünften Hochzeitstages laden Albert (Stephan Schad) und Birgit (Susanne Wolff) ihre besten Freunde zu sich in ihr Häuschen auf dem Lande ein.

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Meinungen

Christian · 08.10.2006

Super! Endlich mal etwas Spezielles. Gute Darsteller, gute Idee. Ist überhaupt nicht Lars von Trier abgeschaut! Der Stil ist ähnlich, aber man muss das Rad nicht neu erfinden. Wurde alles improvisiert ausser ein paar Eckpunkte der Geschichte, die waren vorgegeben. Der Film wurde an 2 Nachmittagen gedreht. Im Prinzip ist er ein Theaterstück, das auf der Leinwand statt findet. Sicher nichts für Leute mit einem 08-15 Filmverständnis

Sedat · 22.09.2006

Blöd bei Lars von Trier abgeguckt, ansonsten einfallslos und völlig sinnfrei. Lassen wir das...

Flo · 11.09.2006

Absolut ätzender und langweiliger Film. Pseudolustig und absolut nicht zu empfehlen! Wackelige und nervige Kameraführung.

Andreas · 11.09.2006

SCHLEEEEEECHT!!!!
wer sich den film anguckt, ist es selber schuld