Sweet Sixteen

Eine Filmkritik von Mike Swain

It's not my day today

Liam (Martin Compston) ist zwar noch keine sechzehn Lenze alt, doch ein geschäftstüchtiger Kerl ist er schon lange. Zusammen mit seinem Kumpel Pinball (William Ruane) macht er in den Straßen Glasgows alles zu Geld, was ihm in die Hände fällt. Seine Handelsware sind unverzollte Zigaretten oder auch nur ein Blick durch ein Teleskop – Hauptsache, der Rubel rollt. Denn Liam hat einen einzigen Traum: er möchte der trostlosen Welt der Armenghettos mit all ihren Problemen entfliehen und endlich ein richtiges Zuhause sein Eigen nennen. Dazu muss allerdings erstmal seine heiß geliebte Mutter aus dem Knast kommen. Die sitzt ein, weil sie mit ihrem Freund Stan (Gary McCormack), einem richtigen Ekel, gedealt hat. Und natürlich fehlt Liam auch noch die Kohle, die er braucht, um die begehrte Immobilie, einen Wohnwagen an den Ufern des Clyde, zu kaufen.
Gemeinsam mit Pinball stiehlt Liam Stans gebunkerte Drogenvorräte und wird so selbst zum Hehler. Trotz einiger kleinerer Rückschläge läuft das Geschäft prächtig. So prächtig, dass bald der örtliche Drogenbaron auf Liam und Pinball aufmerksam wird. Doch anstatt die unliebsame Konkurrenz einfach aus dem Werk zu räumen, fördert der Herrscher der Glasgower Unterwelt Liams Karriere. Bald beginnt der kometenhafte Aufstieg des Jungen aus der Gosse. Schnell nennt Liam mehr als nur ein miesen Wohnwagen sein Eigen – ein Haus in einer guten Wohngegend, ein eigener Pizzaservice mit mehreren Angestellten, die nicht nur italienische Köstlichkeiten ausliefern — die Welt scheint Liam offen zu stehen. Nur der einstige Freund Pinball muss auf der Strecke bleiben — und das wird sich noch bitter rächen.

Mit Sweet Sixteen kehrt Ken Loach in die graue Tristesse des sozialen Wohnungsbaus in Glasgow zurück, die er schon in My Name is Joe als Kulisse verwendete. Wieder dreht sich alles um die schier unerreichbaren Träume der Armen und Ärmsten nach schlichter, kleinbürgerlicher Normalität — eine intakte Familie, ein ordentlicher Beruf, ein geregeltes Einkommen – mehr wünscht sich Liam nicht. Doch der einzige Weg, den er kennt, um diese Ziele zu erreichen, ist die Kriminalität —  ein Weg, der letztendlich zum Scheitern verurteilt ist.

Wie in den meisten seiner Filme arbeitete Loach mit einem Cast, das hauptsächlich aus Laiendarstellern besteht. Mit Martin Compston gelang ihm dabei ein veritabler Glücksgriff. Compston spielt den Liam mit einer gelungenen Mischung aus Härte, Kaltschnäuzigkeit und Kindlichkeit, die schlicht und ergreifend beeindruckt. Für den zum Zeitpunkt des Drehs achtzehnjährigen Compston war Sweet Sixteen tatsächlich der Anfang einer beachtlichen Schauspielkarriere.

Sweet Sixteen ist ein geradliniger Coming-of-age Film. Glaubwürdig thematisiert Loach die Verlockungen des schnellen Geldes für Jugendliche, die in einer Umgebung ohne Vorbilder und moralische Grundsätze aufwachsen müssen. Auch wenn schlussendlich nur die Plattitüde „Unrecht Gut gedeihet nicht“ bemüht wird.

Sweet Sixteen

Liam (Martin Compston) ist zwar noch keine sechzehn Lenze alt, doch ein geschäftstüchtiger Kerl ist er schon lange. Zusammen mit seinem Kumpel Pinball (William Ruome) macht er in den Straßen Glasgows alles zu Geld, was ihm in die Hände fällt.
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