Suite Havanna

Eine Ode an eine Stadt

Suite Havanna ist der neueste Film von Fernando Pérez, der in Deutschland durch Hello Hemingway und La Vida es Silbar (Das Leben, ein Pfeifen) bekannt wurde. In Kuba sorgte der Film bereits für tumultartige Szenen, denn die Menschen erstürmten förmlich die Kinos und in Miami prügelten sich Exilkubaner um die ersten verfügbaren Raubkassetten. Auf dem Filmfestival von Havanna im letzten Jahr wurde das lebendige und poetische Porträt einer Stadt mit Preisen förmlich überschüttet.

Fernando Pérez lässt uns 24 Stunden am Leben in seiner Heimatstadt teilhaben. Der Film zeigt uns ein Dutzend ganz normale Kubaner an einem Tag vom Aufstehen bis zum Schlafengehen und bietet damit zugleich ein intimes Porträt der Stadt Havanna: Der Bahnarbeiter Heriberto, der gerne Musiker wäre; der Arzt Juan Carlos, der als Clown auftritt; ein Vater, der sich liebevoll um seinen behinderten Sohn Francisquito kümmert; ein pensionierter Professor für Marxismus, dessen 79jährige Frau an der Ecke der einstigen Prachtstraße Prado Erdnüsse verkauft, um die karge Rente aufzubessern; Jorge Luis, der in die USA auswandert…

Die einzelnen Geschichten — jede für sich eigentlich unabhängig — überkreuzen sich in dieser Stadt, die trotz ihres Verfalls vor Lebensfreude nur so strotzt. Pérez beobachtet seine Helden während des Tages in einer faszinierenden Montage und lässt sie am Abend die überraschendsten Wandlungen vollziehen. Nach der Arbeit beginnt die Welt der Nacht, in der die Träume zu den Sternen wachsen und Musik, Rhythmus und Tanz das Sein bestimmen.

Pérez komponiert aus Beobachtungen, Klängen, Musik, Gesichtern, Geräuschen, Gesten, Rhythmen seine visuelle Suite und ein damit eine Art sinfonische Dichtung, wie man sie in solcher Intensität bislang im Kino nur selten gesehen hat. Auf Dialoge kann er dabei getrost verzichten, den die Bilder, Geräusche und allgegenwärtigen Rhythmen sprechen für sich. Suite Havanna erinnert dabei an ein frühes Meisterwerk des Films, an Walter Ruttmanns Berlin, Sinfonie einer Großstadt von 1927 — das Porträt einer Metropole im Verlauf eines Tages.

Ein Verdienst des Films ist es, die widersprüchliche kubanische Realität mit all ihren Schattierungen eingefangen zu haben: vom mit Unerbittlichkeit gefilmten Verfall von Teilen der Stadt bis hin zur Liebe und Hingabe, mit der der Regisseur seine Habaneros zeichnet, die inmitten schwieriger Lebensumstände nicht aufhören zu träumen und ihr Leben in Würde zu führen. Suite Havanna ist die mitreißende Liebeserklärung an eine Stadt und ihre Bewohner — und an das Kino.

Suite Havanna

Suite Havanna ist der neueste Film von Fernando Pérez, der in Deutschland durch Hello Hemingway und La Vida es Silbar (Das Leben, ein Pfeifen) bekannt wurde.

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Meinungen

Kathi · 14.09.2005

Ein wundervoller Film. Man kann sich hinsetzen, die Bilder an sich vorbeiziehen und die Musik auf sich wirken lassen... und nachher ist man traurig, dass es nicht noch viel länger so weitergeht.

Kathi · 14.09.2005

Ein wundervoller Film. Man kann sich hinsetzen, die Bilder an sich vorbeiziehen und die Musik auf sich wirken lassen... und nachher ist man traurig, dass es nicht noch viel länger so weitergeht.