Strohfeuer

Eine Filmkritik von Stefan Otto

Strohfeuer (1972) ist einer jener Schlöndorff-Filme, an denen Margarethe von Trotta großen Anteil hat. Sie spielt die Hauptrolle und sie schrieb weite Teile des Drehbuchs, dessen Stoff zudem auf ihrer persönlichen Biografie gründet. Wie Elisabeth Junker, die Hauptfigur des Films, war auch von Trotta mit einem Lektor verheiratet, hatte einen Sohn mit ihm und ließ sich von ihm scheiden. Die Erfahrungen, die sie in diesem Prozess machte, führten letztendlich zum Buch und zum Film.
Elisabeth lässt sich scheiden und beendet ihr Dasein als Nur-Hausfrau und Mutter. Sie beginnt, Japaner durch Messehallen zu führen und wird nacheinander Verkäuferin im Pelzhandel, Assistentin eines Galeristen und Schreibkraft im Büro. Sie nimmt Gesangsstunden und Tanzunterricht. Ihr Streben nach Selbstbestimmung und Emanzipation wird nur von einigen ihrer Mitmenschen mit Verständnis aufgenommen. Mit ihrem geschiedenen Gatten streitet sie um das Sorgerecht für den gemeinsamen, kleinen Sohn Nikki (der immer im Cowboy-Kostüm herumrennt), wobei ihre neuen Orientierungsversuche und die Veränderungen ihr zum Nachteil ausgelegt werden.

Wie leider die meisten Filme, bei denen Margarethe von Trotta Regie führte, ist Strohfeuer ein programmatisches, thesenhaftes Werk, in dem jede Sequenz die gesellschaftliche Unfreiheit der Frau darstellt und die Notwendigkeit der Emanzipation der Frau bebildert.

„Ich bin kein Lustobjekt und auch kein Repräsentationsstück / Mann ist Mann, doch Frau ist nicht Frau“, singt Elisabeth in einer schönen Musicalsequenz im Pelzhaus, „Ist sie vornehm, sagt man Dame / Macht sie Dreck weg, heißt sie Putzfrau / Nie ist eine Frau eine Frau / Nur Mann ist Mann / Ich will kein Vamp sein / Erst recht kein Aschenbrödel sein / Weder Betthäschen noch Blaustrumpf / Auch Dame will ich keine sein / Ich will einfach Frau sein wie ein Mann ein Mann sein kann.“ Für andere schöne Momente des Films sorgen tatsächlich zwei Männer: Walter Sedlmayr als blasierter Pelzhändler und Georg Marischka als Kunsthistoriker Schmollinger, der Elisabeth absichtsvoll ins Schlafwagenabteil folgt.

Die DVD enthält neben dem Film ein halbstündiges Interview mit Volker Schlöndorff und ein zwanzigminütiges mit dem Produktionsleiter Eberhard Junkersdorf.

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