Staatsfeinde - Mord auf höchster Ebene

Eine Filmkritik von Martin Beck

Jeder ist korrupt

Mal wieder ein Politthriller, mal wieder aus Frankreich. Ein Genre, das seine Blütezeit bereits in den siebziger Jahren hatte und es trotzdem nach wie vor auf die große Kinoleinwand schafft. Zumindest in Frankreich, wo die filmische Thematisierung politischer Abgründe noch nicht hinter schwedischen Krimis oder deutschen Tatort-Nebenplots abgetaucht ist.
Staatsfeinde fährt das ganze Programm eines „typischen“ Vertreters seines Genres auf: Blaustichige Scopebilder, hochrangige Gesetzesbrüche, nuttiges Liebesgeplänkel, ein Wust an Charakteren, Dialoglawinen, wohlgekleidete Gefühlskälte und natürlich Tote. Frankreich kackt seiner Staatsmacht nur zu gerne ans Bein und strickt daraus eisige Geflechte moralischer Niedertracht, die „das System“ mit schöner Regelmäßigkeit von innen heraus zerfleischen.

Der Anlass ist diesmal der Abschuss eines mit illegalen Waffen beladenen Flugzeugs über dem Kongo, was den zuständigen Minister (André Dussollier) seinen bevorzugten Cleaner (Thierry Frémont) in die Spur schicken lässt, dessen Taten wiederum eine junge Polizistin (Rachida Brakni) auf den Plan rufen. Basierend auf dem Buch von Dominique Manotti entfaltet sich so ein wendungsreiches inhaltliches Dickicht, das unweigerlich auf den einzig möglichen Nenner hinausläuft: Jeder ist korrupt.

Wirklich neu ist diese Aussage natürlich nicht, doch das hindert Regisseur Eric Valette (Malefique, On the Run) keineswegs an einer kinetischen Aufbereitung, die fehlende Überraschungen mit deutlichen Action-Akzenten kompensiert. Stunts und Shootouts mischen sich in die beizeiten überladene Geschichte und erwecken den Eindruck, dass eine klare politische Dimension gar nicht so wichtig erscheint. Bezeichnend hierfür ist ein Nebenplot über die bedrohte Wiederwahl des Präsidenten, der kaum von Belang ist und demzufolge nur wenig Interesse wecken kann.

Staatsfeinde möchte „populärer“ wirken als es sein Genre eigentlich gestattet und besteht mindestens als schnelle, aufwendige und elegant inszenierte Unterhaltung — der allerdings eine inhaltliche Entschlackung verbunden mit einer Reduktion der tendenziell übereifrigen Dialogschwälle gutgetan hätte. Nein, wirklich neu ist hier nicht allzu viel, denn auch diese Problempunkte sind bereits wohlbekannt und engen damit den Kreis der Interessierten auf eingeweihte Genrefans ein – die den Film sogar schon kennen könnten, weil er nämlich bereits letztes Jahr im Fernsehen ausgestrahlt wurde.

Bleibt also noch der diffuse „Rest“, für den sich Staatsfeinde aber immer noch lohnen kann, und sei es nur wegen der guten Produktion und der unisono großartigen Darsteller. Ein französischer Politthriller ist und bleibt eine Bank, und besteht mindestens als Gegenentwurf zur betulichen Krimi-Dominanz, die wesentlich öfter mal den entscheidenden Schritt Richtung Polit und/oder Thriller wagen sollte.

Staatsfeinde - Mord auf höchster Ebene

Mal wieder ein Politthriller, mal wieder aus Frankreich. Ein Genre, das seine Blütezeit bereits in den siebziger Jahren hatte und es trotzdem nach wie vor auf die große Kinoleinwand schafft. Zumindest in Frankreich, wo die filmische Thematisierung politischer Abgründe noch nicht hinter schwedischen Krimis oder deutschen Tatort-Nebenplots abgetaucht ist.
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