Spring Fever (2009)

Eine Filmkritik von Red.

Die Presseschau zum Film

Lou Ye ist wahrlich kein Unbekannter in Cannes: 2006 sorgte sein Film Summer Palace an der Croisette für Aufregung, da der Film ohne Erlaubnis der chinesischen Zensurbehörden eingereicht worden war. Ein Akt des Widerstandes, der prompt mit fünf Jahren Berufsverbot in der VR China geahndet wurde. Nach den Querelen um Suzhou River (1997) bereits das zweite Berufsverbot, mit dem Ye konfrontiert ist. Dieses Berufsverbot war der Grund dafür, dass Lou Ye für die Realisierung seines neuen Films nicht mit der Unterstützung der chinesischen Filmförderung rechnen konnte und sich nach anderen Quellen umschauen musste. Erst als die französische Filmförderung einstieg, konnte Spring Fever überhaupt erst gedreht werden.

Der Film, der nun zum Wettbewerb bei den Filmfestspielen von Cannes eingeladen wurde, erzählt die Geschichte einer Dreiecksbeziehung: Ein Mann wird von seiner Frau verdächtig, eine Affäre zu unterhalten. Als sie einen Privatdetektiv damit beauftragt, der Sache auf den Grund zu gehen, findet der heraus, dass es tatsächlich jemanden gibt – allerdings ist es ein Mann, den Wang Ping liebt. Der Privatdetektiv und seine Freundin beginnen eine gemeinsame Affäre mit dem Liebhaber, die Eifersucht und Besessenheit bei allen Beteiligten hervorruft.

Hanns-Georg Rodek schreibt in Die Welt „Sein Spring Fever sieht aus wie eine chinesische Variante von Truffauts Jules und Jim, mit zwei entscheidenden Unterschieden: Das Dreieck aus zwei Männern und einer Frau dreht sich nicht mehr um eine hetero-, sondern um eine homosexuelle Liebesgeschichte. „Spring Fever“ ist nicht nur die erste explizit schwule Kinogeschichte aus der Volksrepublik, sie zeigt auch die Tristesse der unteren Mittelklasse. Die Arbeit ist unerfüllend oder illegal, die Städte sind menschenfeindlich, die Familien brechen zusammen — in Nanking wie in Buenos Aires.“

Sein Kollege Daniel Kothenschulte von der Frankfurter Rundschau war wenig überzeugt von Spring Fever. Zwar habe Lou Ye ein Tabu in seinem Land gebrochen. „Doch die daraus abgeleiteten Konflikte wirken überinszeniert, während die lustvoll gedachten Sexszenen Leidenschaft mit Ernst verwechseln. So interessant es ist, einen solchen Film vor dem Hintergrund der chinesischen Lebenswelt zu sehen, so wenig schafft er das, was großes Kino leisten sollte: Eine eigene, filmische Lebenswelt.“

Howard Feinstein von Screendaily.com sieht vor allem ein Potential für schwullesbische Festivals und merkt weiter an, dass das Script sehr viele lose Enden beinhalte, dass der Kamerastil die gelegentlichen Inkohärenzen noch weiter verstärke. Derek Elley von Variety.com findet das Drehbuch weitaus besser als jenes zu Summer Palace, doch reiche der Film bei weitem nicht an Suzhou River heran.

Auch Maggie Lee vom Hollywood Reporter findet den Film gelungener als Summer Palace und lobt die gelegentlich aufblitzende visuelle Virtuosität des Films, die an Lou Yes frühere Werke erinnere.
 

Spring Fever (2009)

Lou Ye ist wahrlich kein Unbekannter in Cannes: 2006 sorgte sein Film „Summer Palace“ an der Croisette für Aufregung, da der Film ohne Erlaubnis der chinesischen Zensurbehörden eingereicht worden war. Ein Akt des Widerstandes, der prompt mit fünf Jahren Berufsverbot in der VR China geahndet wurde.

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