Spartan

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Allein gegen alle

Covermotiv und Titel versprechen einiges: Val Kilmer in Ledermontur, mit Sonnenbrille und geschulterter Großkalibriger. Puh, hier brennt die Luft, möchte man meinen. Doch was nach guter alter 80er Jahre Actionkost aussieht, entpuppt sich als ein spannendes Psychogramm eines Elitesoldaten. Der lässt es natürlich auch ordentlich krachen, doch dient die Action hier keinem Selbstzweck.
Die Unbestechlichen und Glengarry Glen Ross sind die bekanntesten Filme, die David Mamet, Regisseur von Spartan, gedreht hat. Als Drehbuchautor erregte er wesentlich mehr Aufsehen: Wenn der Postmann zweimal klingelt, Ronin, Hannibal… Mit Spartan legt der Regisseur, Drehbuch-, Theater- und Buchautor einen, auf den ersten Blick, kommerziellen Film vor, der offensichtlich auf ein Action begeistertes Publikum zielt. Dass das Erwachen für manchen Filmfreund böse gewesen sein dürfte, muss nicht extra erwähnt werden. Wenn man mit oben genannten martialischen Mitteln wirbt, ist klar, welche Zielgruppe man anspricht – und diese sich danach verschaukelt fühlt.

Das alles wusste der Rezensent natürlich schon vorher und konnte sich so darauf einstellen. Und eins muss man David Mamet zugute halten: Er ist nicht der beste Regisseur, aber einer der besseren Regisseure Hollywoods. Er versteht zu entertainen, bei der Stange zu halten und Action wohldosiert und effektiv einzusetzen.

Val Kilmer spielt Scott, einen Mann mit vielen Namen und keinen Freunden. Als Special Agent und Ausbilder drillt er bis zur Erschöpfung, Dankesbekundungen oder Zuneigung werden mit ruppigen Worten gekontert und abgeblockt. Als Laura (Kristen Bell), die Tochter des Präsidenten, entführt wird, ist beim Geheimdienst guter Rat teuer. Richtig schlimm wäre es aber, wenn die Presse etwas davon mitbekommen würde. Ansage von oben! Unser Held wird darauf angesetzt, die Präsidententochter zu finden und zurück zu holen. Schon bald wird klar, dass ein Mädchenhändlerring hinter der Entführung steckt. Und der weiß anscheinend gar nicht, wer ihm da ins Netz gegangen ist. Zusammen mit dem Frischling Curtis (Derek Luke) macht sich Scott auf die Jagd. Dass er dabei auch nicht vor äußerst rabiaten Methoden zurückschreckt, auch gegenüber Frauen, wird von allen wegsehenderweise gebilligt. Kurze Zeit später wird die Leiche der Präsidententochter angespült. Für Scott könnte der Fall nun erledigt sein, doch Newbie Curtis ist sich sicher, dass Laura noch lebt. Scott will davon nichts wissen, besteht darauf, dass dies nicht mehr sein Problem sei. Als kurz darauf Curtis bei einem Anschlag ins Gras beißt und Scott nur knapp mit dem Leben davon kommt, muss der abgebrühte Kämpfer plötzlich seine Einstellung überdenken…

Ein Mann gegen das System! Die Amerikaner hatten schon immer ein Faible für solche Typen. In Spartan darf Val Kilmer endlich wieder so richtig aufdrehen. Ihm zur Seite wurden einige bekannte Namen gestellt. Neben dem kaum zu erkennenden und großartig spielenden Ed O’Neill (bekannt als Al Bundy), ist es vor allem William H. Macy, der zeigt, was er drauf hat. Der Ärmste wird zwar immer ein Nebendarsteller bleiben und wird auch in Spartan leider viel zu wenig gezeigt, dennoch gehören die Szenen, in denen er auftritt nur ihm. Jetzt, wo er endlich mal den harten Hund geben darf, nutzt er jede Sekunde seiner Screen-Time.

Für Freunde des guten Thrills mit ordentlichen Actioneinlagen und spannenden Wendungen ist Spartan die richtige Adresse — vielleicht vergleichbar mit Basic oder Der Einsatz. Wer ein Dauerfeuer an Explosionen und Schießereien erwartet, wird höchstwahrscheinlich enttäuscht werden, aber als Kompromiss für einen Filmabend mit der Liebsten dürfte es langen.

Spartan

Covermotiv und Titel versprechen einiges: Val Kilmer in Ledermontur, mit Sonnenbrille und geschulterter Großkalibriger.
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