Song from the Southern Seas

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Mittwoch, 2. März 2011, ARTE, 22:50 Uhr

In einem kleinen Dorf in Kasachstan, dessen karge Landschaft das rauhe Leben dort widerspiegelt, brodelt eine tragische Konstellation vor sich hin, die das Leben zweier Familien zutiefst belastet: Nach der Geburt seines Sohnes Viktor verfällt der russische Bauer Ivan (Vladimir Yavorsky) angesichts des Säuglings auf den Gedanken, dass seine Frau ihn betrogen haben müsse. Denn der kleine Junge weist so gar keine typischen Familienähnlichkeiten auf, sondern gleicht vielmehr dem Nachbarn Asan (Dzaidarbek Kunguzhinov) – zumindest behauptet Ivan das. Als bald darauf Asans Sohn Ilim geboren wird, passt dieser optisch augenscheinlich eher zur Nachbarfamilie, so dass sein Vater wiederum seine Frau Aisha (Ayzhan Ajtenova) verdächtigt, mit dem Kasachen Ivan intim gewesen zu sein. Eigentlich waren Asan und Ivan ja in guter Nachbarschaft befreundet, doch nun toben fünfzehn Jahre lang Misstrauen, Zwistigkeiten und Gewalt in den beiden Familien, bis die beiden Männer sich jeder für sich dazu entschließen, die Ihrigen für eine Weile zu verlassen, um Abstand und Klarheit zu erlangen …
Aus Kirgistan stammt der Regisseur Marat Sarulu, dem es hier auf ebenso einfühlsame wie pointierte Weise gelingt, die vordergründigen familiären und nachbarschaftlichen Konflikte mit den kulturellen und religiösen Hintergründen zu verknüpfen. Song from the Southern Seas, der beim Eurasia International Film Festival 2008 seine Premiere feierte und den Preis für die Beste Schauspielerin erhielt, zeichnet sich durch ein engagiert agierendes Ensemble aus, das es ganz hervorragend versteht, das schwerlastige Szenario zwischen Zugehörigkeit und Zerrissenheit mit glaubwürdigen Emotionen auszugestalten. Letztlich geht es bei diesem kleinen, aber bewegenden Film um Identität und Selbstbehauptung jenseits traditioneller Grenzziehungen und manifester Glaubenssätze, deren unterschwellige, zaghafte Aufweichung einer jungen Generation geschuldet ist, deren Aufbruch zu neuen Identifikationsmustern unaufhaltsam voranschreitet, auch wenn es die Väter sind, die hier nach langen, zermürbenden Jahren ausbrechen, um endlich einen versöhnlichen Ansatz für ihre Familien zu heimzutragen.

Song from the Southern Seas

In einem kleinen Dorf in Kasachstan, dessen karge Landschaft das rauhe Leben dort widerspiegelt, brodelt eine tragische Konstellation vor sich hin, die das Leben zweier Familien zutiefst belastet: Nach der Geburt seines Sohnes Viktor verfällt der russische Bauer Ivan (Vladimir Yavorsky) angesichts des Säuglings auf den Gedanken, dass seine Frau ihn betrogen haben müsse.
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