Son of a Gun

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Ein gefährlicher Plan

Wenn ein Film den Titel Son of a Gun trägt, was sowohl als Synonym der Anerkennung als auch als Schimpfwort für eine Person zu verstehen ist, kann es nicht verwundern, wenn im Handlungsverlauf Waffen aller Arten und Größen zum Einsatz kommen. Doch zu Beginn schlägt das Regiedebüt des Australiers James Avery eine andere Stoßrichtung ein. Der Prolog um das erste Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher Charaktere, die zu Komplizen in einem riskanten Spiel werden, verspricht ein hartes Knastdrama im Stil von Mauern der Gewalt, das sich ebenfalls um einen Vater-Sohn-Konflikt dreht.
Jenseits aller Actioneinlagen aus Faustkämpfen, Schusswechseln und Verfolgungsjagden konzentriert sich Son of a Gun auf die schwierige Beziehung des jungen Kriminellen JR (Brenton Thwaites) zu dem älteren Gangster Brendan Lynch (Ewan McGregor), der für ihn bald eine Art Vaterersatz verkörpert. Der zu einer halbjährigen Haftstrafe verurteilte 19-jährige entgeht hinter Gittern nur einer versuchten Vergewaltigung durch drei Muskelberge, indem er mit dem geachteten Brendan in Kontakt tritt. Natürlich ahnt der misstrauische Schachexperte sofort das Kalkül und geht auf Distanz. Zugleich ahnt er, dass ihm der unerfahrene, naive Jungspund später noch nützlich sein könnte.

Keineswegs hat der schottische Kriminelle vor, seine 20 Jahre abzusitzen. Nach seiner Entlassung soll JR deshalb Kontakt zu Gangsterboss Sam Lennox (Jacek Koman) aufnehmen und ihn unterstützen, Brendans Flucht zu organisieren. In Freiheit lernt JR nicht nur die Vorzüge des kriminellen Luxuslebens kennen, sondern trifft zugleich auf Sams attraktive Gespielin Tasha (Alicia Vikander), die ihm zunächst aus dem Weg geht. Doch die Schöne bildet JRs Antriebsmotor, sich zusammen mit Mentor Brendan nach dessen erfolgreicher Befreiung an einem lukrativen Coup zu beteiligen. Gemeinsam mit Lennox‘ Bande hat man es auf frisch gegossene Barren einer Goldmine abgesehen.

Neben dem Tauziehen der beiden Männer um Schutzbedürfnis, Vertrauen und wechselseitiges Misstrauen taucht wiederholt das Schachmotiv auf. Schnell stellt sich die Frage, ob die Charaktere ihr Schicksal selbst lenken oder nur Schachfiguren im Spiel anderer Strippenzieher sind. Dabei verlässt sich Regisseur und Autor Avery auf ein aus zahlreichen Gangsterdramen bewährtes Arsenal vom zwielichtigen Boss über dessen cholerischen Neffen, der schnell zum Sicherheitsrisiko eines gut geölten Plans wird, über alte Verbrecherkumpane aus der Vergangenheit bis hin zur osteuropäischen Prostituierten in Bedrängnis, die möglicherweise ihr eigenes Süppchen kocht.

Immerhin versteht es Ewan McGregor, den undurchsichtigen, einsamen Berufsverbrecher mit physischer Präsenz zu verkörpern und dessen Ambivalenz zu bewahren. Mit Brendan Thwaites (Hüter der Erinnerung – The Giver) und Alicia Vikander (The Seventh Son) stand ihm ein attraktives junges Paar zur Seite, denen Son of a Gun unter anderem den Weg nach Hollywood ebnete. Allerdings wirkt Vikanders Akzent aufgesetzt, weshalb man ihn in der Synchronisation schlicht wegließ. Dank seiner Akteure gelang Avery ein solides, rasant in Szene gesetztes Actionvehikel, das die Erwartungen erfüllt, darüber hinaus aber wenig Überraschungen bietet. Ohnehin konnte sich das australische Genrekino zuletzt wenig aus dem Schatten des großen Vorbildes Hollywood lösen. Son of a Gun bildet hier keine Ausnahme.

Neben Trailern bieten DVD und Blu-ray lediglich ein 18-minütiges Interview mit Hauptdarsteller Ewan McGregor, in dem er unter anderem auf autobiografische Elemente des Regisseurs zum aufgeworfenen Vater-Sohn-Konflikt verweist.

Son of a Gun

Wenn ein Film den Titel “Son of a Gun” trägt, was sowohl als Synonym der Anerkennung als auch als Schimpfwort für eine Person zu verstehen ist, kann es nicht verwundern, wenn im Handlungsverlauf Waffen aller Arten und Größen zum Einsatz kommen. Doch zu Beginn schlägt das Regiedebüt des Australiers James Avery eine andere Stoßrichtung ein.
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