Sommer

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Von der Unverbindlichkeit vager Sehnsüchte

Der Mathematikstudent Gaspard (Melvil Poupaud) reist in den Sommerferien in die Bretagne, um im Badeort Dinard Urlaub zu machen. Es sind drei Dinge, die der stille junge Mann, der dort im Appartement eines abwesenden Freundes wohnt, für diesen Sommer geplant hat: Er will ein kleines Lied, das er auf der Gitarre komponiert, fertig zu stellen, die Insel Ouessant zu besuchen und vor allem seinen Schwarm Léna (Aurélia Nolin) zu treffen, die zunächst noch anderswo unterwegs ist und später in Dinard aufkreuzen will – möglicherweise. So lässt sich Gaspard durch die Hitze der Tage treiben, verbringt Zeiten im lebhaften Gewimmel am Strand, nimmt in kleinen Cafés einsame Mahlzeiten ein, spielt in seiner Unterkunft auf der Gitarre und harrt der Ankunft Lénas.
Sommer stellt den chronologisch dritten Teil der Erzählungen der vier Jahreszeiten des französischen Filmemachers Éric Rohmer aus dem Jahre 1996 dar. Dieser Zyklus beschäftigt sich mit ebenso unspektakulären wie ausführlich dargestellten und – wie bei Éric Rohmer geradezu unerlässlich – besprochenen Beziehungsgeflechten unterschiedlicher Konstellationen, bei denen es thematisch hauptsächlich um die vielfältigen Erscheinungsformen der Liebe geht. Es ist regelrecht typisch, dass selten etwas Langfristiges dabei herauskommt, und am Ende führen die Figuren nicht selten ihr Leben ohne große sichtbare Veränderungen schlichtweg fort. Es ist die seltsame Kraft der Banalitäten des Augenblicks, von denen auch das Drama Sommer lebt.

Léna wird in diesem Sommer tatsächlich in Dinard auftauchen, doch die arrogante junge Frau wird Gaspard schließlich eröffnen, dass er im Grunde nicht gut genug für sie sei. Allerdings wird dieser zuvor noch nähere Bekanntschaft mit der ernsthaften Ethnologiestudentin Margot (Amanda Langlet) sowie mit der verspielten, freizügigen Solène (Gwenaëlle Simon) machen, und der geplante Ausflug nach Ouessant, den er wechselhaft mal mit dieser, mal jener der drei Frauen verabredet, wird zum symbolträchtigen Entscheidungskriterium für seine temporäre Präferenz. Doch letztlich zeigt sich Gaspard überfordert mit der ungewohnten Situation, gleich drei mehr oder weniger heiße Eisen im Feuer zu haben, und Ouessant sowie der gesamte Sommer destillieren zu einer vagen, unerfüllten Sehnsucht.

Sommer

Der Mathematikstudent Gaspard (Melvil Poupaud) reist in den Sommerferien in die Bretagne, um im Badeort Dinard Urlaub zu machen. Es sind drei Dinge, die der stille junge Mann, der dort im Appartement eines abwesenden Freundes wohnt, für diesen Sommer geplant hat.
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