SMS für Dich (2016)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Mit Witz und ganz viel Herz

Schauspieler drängen ja nicht selten im Laufe ihrer Karriere auch auf den Regiestuhl. Dort können sie sich dann beispielsweise selbst als Helden einer romantischen Komödie inszenieren. Was Til Schweiger etwa mit Keinohrhasen und Matthias Schweighöfer mit What a Man und anderen Filmen vormachten, probiert nun auch Karoline Herfurth (Im Winter ein Jahr, Fack Ju Göhte) aus. In ihrem Regiedebüt SMS für Dich nach dem gleichnamigen Roman von Sofie Cramer spielt sie Clara Sommerfeld, eine junge Frau, die auch zwei Jahre nach dem Unfalltod ihres Freundes Ben nicht aus ihrer Trauer herausfindet. Sie beginnt, Handy-Nachrichten an Ben zu schreiben, als Ventil für ihre angestaute Sehnsucht und Liebe. Allerdings wurde Bens alte Handynummer gerade neu vergeben, und so kommt der Sportjournalist Mark Zimmermann (Friedrich Mücke) in den Genuss der romantischen Botschaften der ahnungslosen Clara. Und die verdrehen ihm ganz schön den Kopf …

Eigentlich ist SMS für Dich weniger Komödie als ein waschechter, sogar zum Traurigen neigender Liebesfilm. Aber weil diesem Genre der Ruch des altmodischen Gefühlsüberschwangs anhaftet, macht der Film die Not zur Tugend und spielt ironisch mit der Kitschfalle. Deutschlands angesagteste Schlagersängerin, Henriette Boot (Katja Riemann), wird beispielsweise zur Vertrauten des liebeskranken Mark. Und auch sonst gibt es alle naselang köstlichen, wie beiläufig eingestreuten Humor, der die Gefühlstiefe nicht aushebelt, sondern bekömmlich und damit erst so richtig glaubhaft macht.

Die lebensnah und attraktiv wirkende Mischung aus Ernst und Leichtigkeit, Empathie und Belustigung überzeugt und verblüfft. Denn der Film folgt einem altbekannten Strickmuster des Romantikgenres und mutet dennoch flirrend und aufrichtig an. Da gibt es die Frau mit gebrochenem Herzen, von Karoline Herfurth als reine, etwas verloren wirkende Seele gespielt, die man einfach gern haben muss. Ihr rotes Haar passt so gut zum bunten Herbstlaub, das dem Schauplatz Berlin eine melancholische Stimmung beschert. Und da gibt es den jungen Mann, der ein Problem mit emotionaler Offenheit hat. Aber ist er einmal in Liebe entflammt, mutiert er zur ritterlichen Figur, die bereit ist, eine Frau auf Händen zu tragen. So etwas mögen Zuschauer, wie nicht zuletzt die Twilight-Saga zeigte. Friedrich Mücke hatte wohl noch nie eine so überzeugende Rolle als romantischer Held. Auf die emotionale Annäherung folgt wie so oft auch hier die große Krise, weil sich Mark ja als heimlicher SMS-Leser moralisch schuldig machte. Dann ist Buße gefragt und die Bereitschaft, über den eigenen Schatten zu springen.

Karoline Herfurth scheint ein Händchen für Schauspielerführung zu haben. Nora Tschirner spielt Claras Sidekick und beste Freundin Katja selbstbewusst und gutgelaunt aus der zweiten Reihe. Und Frederick Lau führt als Marks bester Freund David erneut diese verpeilt-prollige Leidensmiene vor, die trotz komischen Gehalts auf ein großes Herz schließen lässt. Katja Riemann spielt den Schlagerstar Henriette Boot als Frau, die Kitsch liebt, aber trotzdem auch Köpfchen besitzen darf und nicht zur reinen Karikatur degradiert werden muss. Cordula Stratmann gibt eine köstliche kleine Vorstellung als vor Energie strotzende Buchverlegerin. Und bevor Samuel Finzi als Marks Chefredakteur Wortmann zu sehr in den Klamauk abrutschen kann, sind seine komödiantisch präzise getimten Auftritte auch schon vorbei.

Viele Details und Nebenszenen setzen hübsche Kontrapunkte zum schwergewichtigen Hauptthema. Stilmittel wie Zeitlupe, Splitscreen, einheizende Popsongs und Abspannwitze werden wohldosiert und sinnvoll eingesetzt. Und wenn beispielsweise David im Unterhemd mit Mark im Gasthaus sitzt, weil der Freund es wieder einmal so eilig hatte, dann bekommt die Handlung etwas Verspieltes, Befreites. In einer solchen Wohlfühlatmosphäre ist das Mitschmachten ausdrücklich erlaubt und verursacht auch keine nachträglichen Schamgefühle.
 

SMS für Dich (2016)

Schauspieler drängen ja nicht selten im Laufe ihrer Karriere auch auf den Regiestuhl. Dort können sie sich dann beispielsweise selbst als Helden einer romantischen Komödie inszenieren. Was Til Schweiger etwa mit „Keinohrhasen“ und Matthias Schweighöfer mit „What a Man“ und anderen Filmen vormachten, probiert nun auch Karoline Herfurth („Im Winter ein Jahr“, „Fack Ju Göhte“) aus.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen