Sleepless - Eine tödliche Nacht

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Schlaft gut!

Schon der Anfang weist die Richtung von Sleepless: Bilder des nächtlichen Las Vegas, unterlegt mit spannungsgeladener Musik sind zu sehen. Auf für eine amerikanische Casino-Stadt erstaunlich leeren Straßen findet eine Verfolgungsjagd zwischen zwei Auto statt. Es kommt zum Zusammenstoß, es folgt ein Schusswechsel, dann kommt ein drittes Auto hinzu und einem der Beteiligten wird die Maske heruntergerissen – es ist Jamie Foxx alias Vincent.
Irgendwann sind Polizeisirenen zu hören, alle fliehen – Vincent und sein Kumpan entkommen mit der Beute. Sie haben mehr Drogen gestohlen als sie erwartet haben. So weit, so konventionell. Allerdings ist Vincent nicht einfach ein kleiner Gauner. Wieder in seiner Wohnung angekommen, wirft er erst eine Polizeimarke schwungvoll auf den Tisch, dann blickt er bedeutungsschwanger auf ein Diagramm an seiner Wand. Es zeigt Fotos von finster blickenden Männern mit Namen und Verbindungsfäden. Also hat wenigstens Vincent nicht nur selbst bereichernde Motive, sondern ist auf einer Mission. Damit sind die Fronten erstmals geklärt. Dann wird die zweite Hauptfigur eingeführt: die interne Ermittlerin Jennifer „ich hasse korrupte Polizisten“ Bryant (Michelle Monaghan), die mit stets wallendem Haar durch diesen Film geht, von allen Kollegen misstrauisch beäugt und zu Beginn in ihrem Büro von einer Psychologin erwartet wird. Offenbar war sie übereifrig, man weiß nicht, ob sie alles richtig einschätzt, aber sie hat ja einen Job zu tun! Das betont sie, schließlich sind so viele Polizisten in Las Vegas korrupt! Dann wird sie auf die Schießerei angesetzt, an der Vincent beteiligt war, während er dafür sorgt, dass er ebenfalls für die Ermittlungen zuständig ist. Ihre Wege kreuzen sich also – und sie ahnt auf den ersten Blick, dass er Dreck am Stecken hat.

Sleepless wird nun aber nicht zu einer Katz-und-Maus-Jagd zwischen interner Ermittlerin und korruptem Cop, sondern auch Gangster spielen dabei eine Rolle: Die 25 Kilogramm Kokain, die Vincent mit seinem Partner bei dem Raub erbeutet hat, gehören nämlich dem Casino-Betreiber Stanley Rubino (Dermut Mulroney), der sie wiederum Rob Novak (Scoot McNairy), dem brutalen Sohn eines Drogenbarons, versprochen hat. Also lässt Rubino kurzerhand Vincents 16-jährigen Sohn Thomas entführen (Octavius J. Johnson), damit Vincent ihm das Kokain zurückgibt. Er reagiert auf den ersten Blick erstaunlich vernünftig und will die Drogen einfach zurückbringen. Es kommt zu einem Treffen in Stanleys Casino, von dem auch Jennifer Wind bekommt. Und sie durchkreuzt nun Vincents Plan, indem sie die Drogen kurzerhand „sicherstellt“, d.h. in dem Casino versteckt. Daraus entwickelt sich nun eine blutige Jagd zwischen drei Parteien, die aufgrund des begrenzten Raumes, der leuchtend-glitzernden Umgebung und des Plots sicherlich spannend, stylish und klaustrophisch hätte werden können. Allerdings ist erstens allzu schnell zu durchschauen, wer tatsächlich für welche Partei spielt, zweitens ist allzu erstaunlich, zu welch körperlichen Höchstleistungen Vincent trotz eines Messerstichs in den Bauch fähig ist – und drittens hat man zu diesem Zeitpunkt längst sämtliches Interesse an den Figuren verloren.

Denn trotz der soliden visuellen Inszenierung sind die Charaktere viel zu schwach entwickelt. Vincent soll möglichst „tough“ und maskulin wirken. Deshalb ist er persönlich beleidigt, als er sieht, dass seine Ex-Frau sich mit einem anderen Mann verlobt hat und ist natürlich wieder einmal zu spät, um seinen Sohn abzuholen. Diesem Sohn wirft er dann vor, er habe ihm nichts von dem neuen Mann im Leben seiner Mutter erzählt, aber das sei seine Aufgabe als Mann gewesen. Daraufhin antwortet der Sohn, sein Vater sei ja nie da gewesen. Natürlich hat er dafür einen guten Grund, den er aber nicht sagen darf. Bei der Figur Jennifer Bryant ist das Bemühen zu spüren, eine starke weiblichen Part zu schaffen. Tatsächlich hat sie auch einige gute Dialogzeilen, in denen sie in testosterongeschwängerter Umgebung auf die unterschiedlichen Maßstäbe für Männer und Frauen gerade in Bezug auf die Ausübung von Gewalt hinweist. Insgesamt aber agiert sie viel zu hysterisch und fahrig. Zumal auch die Schauspieler diesen Schwächen in der Anlage allenfalls Routine entgegensetzen.

Deshalb ist das Remake des französischen Nuit blanche allenfalls halbgare Genrekost. Es ist schade, dass der Schweizer Regisseur Baran bo Odar (Who Am I – Kein System ist sicher) kein besserer Einstand in Hollywood gelungen ist. Denn wenn am Ende von Sleepless die Möglichkeit eines Sequels angedeutet wird, denkt man sich nur eines: Bitte nicht.

Sleepless - Eine tödliche Nacht

Schon der Anfang weist die Richtung von „Sleepless“: Bilder des nächtlichen Las Vegas, unterlegt mit spannungsgeladener Musik sind zu sehen. Auf für eine amerikanische Casino-Stadt erstaunlich leeren Straßen findet eine Verfolgungsjagd zwischen zwei Auto statt. Es kommt zum Zusammenstoß, es folgt ein Schusswechsel, dann kommt ein drittes Auto hinzu und einem der Beteiligten wird die Maske heruntergerissen – es ist Jamie Foxx alias Vincent.
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