Sita Sings the Blues

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Donnerstag, 3. Mai 2012, 3sat, 22:25 Uhr

Sie finden, dass sich die Filmbeschreibung „herzzerreißende Trennungsgeschichte im animierten Bollywood-Gewand mit Jazz- und Blues-Songs aus den 1920er Jahren“ nach einer kruden und unerwarteten Mixtur anhört? Da könnten Sie Recht haben. Und dennoch (oder meinetwegen genau deshalb) ist Nina Paleys Film Sita Sings the Blues ein echtes Kleinod des Animationsfilms und zeigt die Vielfalt und ungestüme Fantasie, die der Trickfilm auch jenseits der großen Hollywood-Studios auszeichnet.
In dem Film geht es um die Filmemacherin Nina (durchaus als autobiografischer Verweis gemeint), deren Partner Dave für einen beruflichen Aufenthalt für sechs Monate nach Indien fliegen muss. Nach einem kurzen Besuch und der Rückkehr nach San Francisco folgt eine Mail aus dem fernen Indien, in der Dave ihr in aller Kürze und Härte mitteilt, dass sie fortan wieder Single sei. Um die Trauer zu verarbeiten, flüchtet sich Nina in die Songs der Jazzsängerin Anette Hanshaw und entdeckt das indische Epos Ramayana für sich, in dem die Hindugöttin Sita ebenfalls die Schmerzen verschmähter Liebe durchleben muss. Die Liebe, so scheint es, ist in allen Kulturen und zu allen Zeiten nicht nur verantwortlich für das größte Glück, sondern auch für das tiefste Leid. Und darin liegt für Nina (und die Zuschauer) immerhin ein gewisser Trost.

Aufsehen erregte der Film nicht nur durch seine ungewöhnliche und liebevolle Machart und durch die Tatsache, dass er einer der ersten (und erfolgreichsten) Filme überhaupt war, der mittels Crowdfunding realisiert wurde, sondern auch durch einen handfesten Streit zwischen der Filmemacherin und der deutschen GEMA. Paley nämlich hatte den Film via youtube frei im Netz zugänglich gemacht, was die teutonische Verwertungsgesellschaft gar nicht lustig fand – sie ließ den Film kurzerhand sperren. Und das, obwohl Paley, wie sie in einer Videobotschaft beteuerte — über internationale Verträge verfüge, die Deutschland ausdrücklich einschließen würden.

Und noch etwas: Wer zur TV-Ausstrahlung keine Zeit hat, sich den Film anzuschauen, kann sich den Film vollkommen umsonst und ganz legal auf der Website Nina Paleys anschauen oder ihn sich dort herunterladen.

Sita Sings the Blues ist Bestandteil der 3sat-Filmreihe TrickReich, die vom 2. bis zum 6. Mai Highlights des animierten (hier durchaus auch im Sinne von „beseelten“) Kinos vorstellt. Neben dem bereits erwähnten Film von Nina Paley sind dabei unter anderem Summer Wars (Mittwoch, 2.5., 22:25 Uhr), Mary & Max – oder: schrumpfen Schafe, wenn es regnet? (4.5., 22:25 Uhr), Kiriku und die wilden Tiere (4.5., 16:15 Uhr), Esterhazy (5.5., 17:25 Uhr), The Green Wave (5.5., 22:15 Uhr), Sindbad – Herr der sieben Meere (6.5., 17:15 Uhr), Die Rotkäppchen-Verschwörung (6.5., 20:15 Uhr) sowie als Abschluss Die Trickfilmnacht (in der Nacht vom 6. auf den 7.5. um 1:55 Uhr) mit zwei langen und fünf kurzen Filmen zu sehen. Wenn man so will, gilt unsere Empfehlung deshalb nicht nur für Sita Sings the Blues, sondern für die gesamte Filmreihe, von der man sich wünscht, sie würde noch ein wenig länger andauern.

Sita Sings the Blues

Sie finden, dass sich die Filmbeschreibung „herzzerreißende Trennungsgeschichte im animierten Bollywood-Gewand mit Jazz- und Blues-Songs aus den 1920er Jahren“ nach einer kruden und unerwarteten Mixtur anhört? Da könnten Sie Recht haben.
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Meinungen

Christian Streichert · 05.05.2012

Genial gut! 6 Sterne