Sinking of Japan

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Ein Nummer-Eins-Hit aus Fernost

Was Hollywood mit Erdbeben, Deep Impact, Armageddon, The Core und The Day After Tomorrow kann, können die Japaner jetzt auch — den glaubwürdig herbei geredeten Untergang der Welt. Oder zumindest einem Teil von ihr. Ohne das Zutun eines Monsters! Sinking of Japan führt mit ungeheurem Materialaufwand, sehenswerter Darstellerriege und weitestgehend stimmiger Regie vor, wie ein einheimischer Katastrophenfilm ohne Godzilla und ohne all die anderen Monster aus dieser Ecke der Welt, auszusehen hat.
Nachdem Toshio Onodera (Tsuyoshi Kusanagi) während einem gewaltigen Erdbeben mit der hübschen Reiko (Kou Shibasaki) ein kleines Mädchen aus einer Feuersbrunst rettet, entdecken Wissenschaftler ein ziemlich großes Problem: Binnen weniger Jahre wird Japan versinken. Die geologische Erklärung ist zwar hanebüchen und äußerst abenteuerlich, aber so ist das nun mal im Katastrophenfilm. Premierminister Yamamoto (Koji Ishizaka) beginnt sofort mit Evakuierungsmaßnahmen für die Millionen von Menschen, verhandelt mit den USA und China. Als der kettenrauchende Dr. Yusuke Tadokoro (Etsushi Toyokawa) herausfindet, dass es sich nicht um Jahre, sondern um Monate handelt, bis das Land versinkt, will ihm niemand Glauben schenken. Erst als sich immer verheerendere Erdbeben und Vulkanausbrüche mehren und der Bodycount in die zig Tausende geht, will man ihm Glauben schenken. Nur ist es da schon reichlich spät. Da hat der Doc einen tollkühnen Plan. Doch dafür benötigt er sämtliche Bohrschiffe, die es auf der Welt gibt. Und selbst wenn er diese bekommen sollte, würde sein Plan überhaupt funktionieren?

Klar, die Story klingt hanebüchen und man ist geneigt, sich grinsend abzuwenden. Doch Regisseur Shinji Higuchi und sein Drehbuchautor Masato Kato nehmen sich viel Zeit, um ihre Charaktere und ihr jeweiliges Umfeld vorzustellen. Dass dies gerade die Achillesverse ihres großen Vordenkers Jerry Bruckheimer ist, weiß der Zuschauer natürlich. Dieses sich-Zeit-nehmen führt zwar zu einer Länge von 130 Minuten und dem einen oder anderen Leerlauf, dennoch ist es gerade dieser Kniff, der Sinking of Japan von der Masse der üblichen Katastrophenfilme der jüngeren Zeit abhebt. Die Actionszenen, also die Katastrophenszenen, bieten zum Großteil internationalen Standard. Die gewaltigen Untergangsszenarien könnten direkt aus einer amerikanischen Großproduktion stammen. Nur gelegentlich, wenn man nah bei den Helden im Chaos ist, ist der Einsatz von Greenscreen oder Rückprojektion zu bemerken.

Leider ist das Ende dann doch zu stark von Blockbustern wie den genannten The Core und Armageddon beeinflusst, was jedoch nicht den Unterhaltungswert und den Spaß schmälert. Freunden großer Katastrophenszenarien und zwischenmenschlicher Dramen kommen bei Sinking of Japan definitiv auf ihre Kosten. Und das ist doch auch eine Kunst, diese beiden Besuchergruppen zu vereinen.

Sinking of Japan

Was Hollywood mit Erdbeben, Deep Impact, Armageddon, The Core und The Day After Tomorrow kann, können die Japaner jetzt auch — den glaubwürdig herbei geredeten Untergang der Welt.
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