Shortcut to Nirvana – Kumbh Mela

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Die größte Pilgerfahrt der Welt

Alle zwölf Jahre treffen sich sage und schreibe 70 Millionen Menschen nahe der Stadt Allahabad zu einer gigantischen Zusammenkunft, die weltweit ihresgleichen sucht. Ihr Ziel ist eine Stelle am Flussufer, kurz bevor sich Indiens heilige Ströme Ganges, Yamuna und Saraswati vereinigen. Für zwölf Wochen entsteht hier die größte Stadt der Welt, ein riesiges Durcheinander vom Menschen, Klängen und Gerüchen, ein Gebilde, das selbst aus dem Weltall noch zu erkennen ist.
Im Mittelpunkt der gewaltigen Zusammenkunft steht das rituelle Bad. Die Kumbh Mela beruht auf der Legende, dass etwa 1500 Jahre vor Christus die hinduistischen Halbgötter und Engel, die Devas, ihren heiligen Honig auf die Erde tropfen ließen, genau an die Stelle der Kumbh Mela. Die Pilger baden in den Gewässern des Ganges, des Yamuna und des Saraswati und hoffen damit, spirituelle Reinigung und Segnung zu erlangen, die sie unsterblich werden lässt und den ewigen Kreislauf von Geburt, Leben, Sterben und Wiedergeburt durchbricht. Für sie ist die Kumbh Mela eine Abkürzung auf dem Weg zum Nirvana, ein „Shortcut“.Doch es sind nicht nur Hindus, die sich zum Großereignis des Kumbh Mela an den Ufern des Ganges versammeln, sondern Pilger aus aller Welt und mit verschiedenen Religionen, ein gigantisches Gewimmel von Sprachen, Kulturen und Religionen, bei dem selbst der Dalai Lama nicht fehlen darf.

Die beiden Filmemacher Maurizio Benazzo und Nick Day haben die Kumbh Mela mit der Kamera begleitet und zeigen eine fremde und faszinierende Welt, die bisweilen an einen fremden Planeten erinnert, ein Gegenentwurf zu der Gesellschaft, in der wir heute größtenteils leben, eine Welt voller Spiritualität, Zusammengehörigkeitsgefühl und Farbenpracht, voller Gerüche, Gesänge und seltsamer Riten. Die Kumbh Mela ist ein Ereignis, ein gewaltiges, wogendes Gemälde, das es in dieser Form und Intensität nur an den Ufern des Ganges gibt. Wer nach den berückenden Bildern von Maurizio Benazzo und Nick Day Lust hat, selbst bei diesem Fest der Kulturen dabei zu sein, muss übrigens nur noch sieben Jahre warten – die nächste Kumbh Mela findet nämlich 2013 statt. Und mit Sicherheit wird sie ebenso faszinierend, bunt und vielschichtig wie der Film. Allerdings kann das echte Ereignis eben nichts ersetzen.

Shortcut to Nirvana – Kumbh Mela

Alle zwölf Jahre treffen sich sage und schreibe 70 Millionen Menschen nahe der Stadt Allahabad zu einer gigantischen Zusammenkunft, die weltweit ihresgleichen sucht.
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