Shocking Shorts 2015 (DVD)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Kurz und schmerzvoll

Wer sich für Kurzfilme interessiert, hat es hierzulande schwer. Fernsehsender verstecken das Format meist im Spätprogramm, wenn sie überhaupt Kurzfilme zeigen. Bleiben also Festivals und der Griff ins DVD-Regal. Bereits ein Klassiker: die Shocking Shorts.
Einer der vielen Kurzfilmpreise in Deutschland ist der Shocking Shorts Award. Der Bezahlsender 13th Street verleiht ihn seit Beginn des neuen Jahrtausends. Gleich der erste Gewinner sollte eine traumhafte Karriere hinlegen. Im Jahr 2000 erhielt Florian Henckel von Donnersmarck den Preis für Dobermann, sieben Jahre später den Oscar für Das Leben der anderen. (Dobermann bekam freilich nicht nur den Shocking Shorts Award verliehen.)

In diesem Jahr ging die Auszeichnung an Maximilian Niemann für Five Minutes. Der Gewinnerfilm setzte sich gegen circa 200 Einsendungen durch und ist nun gemeinsam mit den anderen neun Nominierten auf DVD zu haben. Eins vorab: Die Preisvergabe ist vertretbar, zählt Niemanns kleines Zombie-Drama gemeinsam mit Timo von Guntens Mosquito, Tim Dünschedes Venusfliegenfalle und Holger Schumachers In sieben Tagen zu den besten Beiträgen. Das Niveau der zehn Nominierten variiert jedoch gewaltig. Keine Frage: Ambitioniert sind alle. Was die technische, schauspielerische und dramaturgische Umsetzung angeht, klaffen allerdings große Lücken. Beiträge wie Dogs, Jealous Jenna und auch REM fallen gegenüber der Konkurrenz stark ab. Hier, wie bei einigen anderen Beiträgen, wäre es vielleicht besser gewesen, wenn der Regisseur nicht auch noch das Drehbuch übernommen hätte.

Insgesamt ist aus den Bereichen Krimi, Thriller, Mystery und Horror erneut für jedermann etwas dabei. Blutig geht es fast in allen Beiträgen zu, absurd wird es hingegen in Mosqito, wenn ein Mann seine Privatfehde mit der titelgebenden Stechmücke ausficht, oder in Sweet Sweet Clara, wenn es statt des erwarteten Bluts plötzlich Konfetti regnet. Richard & Gilbert punktet mit der ambitioniertesten Ausleuchtung und einem Bildaufbau, der sich an den Gemälden alter Meister orientiert. Leider ist das Ende allzu vorhersehbar und das getragene Voice-over des Erzählers allzu geschwätzig.

Was also bleibt vom Jahrgang 2015? In erster Linie viele überzeugende Bilder, die nach großem Kino aussehen, ihre Geschichte über einen eigenen visuellen Stil erzählen und nicht vor Genrekino zurückschrecken. Etwas, das dem deutschen Kino (immer noch) abgeht. Es bleibt zu hoffen, dass die Nominierten sich diesen Stil auch für das abendfüllende Format bewahren.

Shocking Shorts 2015 (DVD)

Wer sich für Kurzfilme interessiert, hat es hierzulande schwer. Fernsehsender verstecken das Format meist im Spätprogramm, wenn sie überhaupt Kurzfilme zeigen. Bleiben also Festivals und der Griff ins DVD-Regal. Bereits ein Klassiker: die „Shocking Shorts“.
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