Shnat Effes - Die Geschichte vom bösen Wolf

Leben und Lieben in Tel Aviv

Irgendwie sind sie alle zeitgleich an einem Schlusspunkt angelangt. Und mehr noch — anscheinend hängen auch all ihre Probleme auf seltsame Weise miteinander zusammen: Da ist beispielsweise Anna (Sarah Adler), die allein erziehende Mutter eines 10-jähirgen Sohnes (Zuki Ringart), der wegen Mietschulden gekündigt wird. In ihrer Verzweiflung – sie ist gerade arbeitslos geworden – sieht Anna nur noch eine Möglichkeit, sich und ihr Kind durchzubringen, die Prostitution. Doch dann läuft ihr Matti (Dan Toren) über den Weg. Und der hat noch heftigere Probleme als sie selbst – nämlich einen echten Killer, der ihn verfolgt.

Der Hausverwalter Ruven (Menashe Noi), der Anna rausgeschmissen hat, gerät außer sich, als er erfährt, dass seine Frau Michal (Keren Mor) schwanger ist – leider ist Ruvens Reaktion nicht auf bevorstehende Vaterfreuden, sondern auf das blanke Entsetzen zurückzuführen. Für einen Moment unachtsam überfährt der sichtlich überforderte Ruven einen Blindenhund, doch wenig später bedauert er bereits seine Fahrerflucht und sucht den Besitzer des Hundes auf. Ohne den blinden Eddi (Moni Moshonov) darüber aufzuklären, was er von ihm will, geht Ruven ihm zur Hand. Währenddessen vertreibt sich Michal die Zeit mit dem Radiotechniker Kagan (Danny Geva), der neben seinem Job eine Sendung über seinen verstorbenen Vater, einen der Gründer der israelischen Punk-Musik, produziert. Urplötzlich taucht ein altes Bandmitglied der Gruppe seines Vaters in Kagans Leben auf und beginnt mehr und mehr Besitz zu ergreifen von ihm…

Das Leben ist die Summe aller unvorhergesehenen Dinge, so fasst der israelische Spielfilmregisseur Joseph Pitchhadze (Under Western Eyes, Besame Mucho) die Quintessenz seines Episodenfilms Shnat Effes – Die Geschichte vom bösen Wolf (auf Deutsch: Jahr Null) zusammen.

Sein Film ist eine zufällige Momentaufnahme von Israel zu Beginn des 21. Jahrhunderts, und ohne sich explizit politisch zu gerieren, verrät der Film doch viel über den Zustand der israelischen Gesellschaft, deren Probleme bei genauerem Betrachten ziemlich sind unseren gleich: Hier wie dort sind Entfremdung und Vereinzelung, mangelnde Kommunikation und das zunehmende Unvermögen, Gefühle auszudrücken oder sie überhaupt noch zu empfinden, die Crux des modernen Menschen. Auch wenn nicht alle Episoden gleichermaßen zu überzeugen wissen und der Film manchmal seinen leichten und beinahe träumerischen Duktus zu verlieren droht, hält er doch Szenen und Geschichten bereit, die nur das Leben schreiben kann.

Shnat Effes - Die Geschichte vom bösen Wolf

Irgendwie sind sie alle zeitgleich an einem Schlusspunkt angelangt. Und mehr noch — anscheinend hängen auch all ihre Probleme auf seltsame Weise miteinander zusammen.

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Meinungen

· 26.07.2006

Super Film! Erschütternd und weise.