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Die Gartenzwerge Gnomeo und Julia müssen sich mit einem selbstverliebten Meisterdetektiv herumschlagen, der das rätselhafte Verschwinden zahlreicher Wichte untersucht. Ein Zwergen-Krimi also. Oder doch ein großes Drama im Stile Shakespeares?

Sherlock Gnomes (2018)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Die große Gartenzwerg-Entführung

Im Jahr 2011 erschien in den Kinos die Animationskomödie Gnomeo und Julia, die Shakespeares berühmte Liebesgeschichte in die spießige Welt der Gartenwichte verpflanzte. Die beiden damaligen Titelhelden sind auch im neuen Zwergen-Abenteuer dabei, müssen sich die Bühne dieses Mal aber mit einem arroganten Privatermittler teilen, der Arthur Conan Doyles bekanntester Schöpfung nachempfunden ist.

Obwohl Kung Fu Panda-Regisseur John Stevenson einen quirligen Kriminalfall ins Rollen bringt, fühlt sich Sherlock Gnomes nachlässig zusammengezimmert an und bietet kleinen wie großen Zuschauern nur selten Gelegenheit zum Staunen. 

Nachdem ihre menschlichen Besitzer in die Themse-Metropole London gezogen sind, steht für das Ehepaar Gnomeo (Stimme im Original: James McAvoy) und Julia (Emily Blunt) eine weitere Neuerung an. Schon bald soll die Gartenleitung in ihre Hände übergehen, was Julia umgehend dazu veranlasst, eifrig Pläne zu schmieden, während ihr Gatte ein wenig außen vor bleibt. Als plötzlich alle anderen Gartenzwerge entführt werden, erscheint der berühmt-berüchtigte Meisterdetektiv Sherlock Gnomes (Johnny Depp) mit seinem Assistenten Dr. Watson (Chiwetel Ejiofor), um den Tatort genauestens in Augenschein zu nehmen. Mehr und mehr drängt sich der Verdacht auf, dass Sherlocks totgeglaubter Erzfeind Moriarty (Jamie Demetriou), das Maskottchen eines Kuchenherstellers, hinter dem perfiden Verbrechen steckt. 

Als wenig gewinnbringend erweist sich schon die Entscheidung, eine andere literarische Inspirationsquelle zu wählen, die Figuren aus Gnomeo und Julia aber dennoch fast gleichberechtigt im neuen Film zu platzieren. Der Titel legt den Fokus auf den Zwergen-Detektiv, der als genialischer Kombinierer und wenig rücksichtsvoller Zeitgenosse der klassischen Holmes-Darstellung entspricht. Tatsächlich versuchen sich die Macher allerdings daran, zwei – wenngleich thematisch verbundene – Geschichten über zwei unterschiedliche Partnerschaften zu erzählen.

Sowohl das schwierige Zusammenspiel zwischen dem ichbezogenen Sherlock und dem bemitleidenswerten Dr. Watson als auch die Beziehung zwischen Gnomeo und Julia werden im Drehbuch untersucht. Im Fall des frisch verheirateten Ehepaars wirkt der angestoßene Konflikt jedoch arg erzwungen und entfaltet daher keine starke emotionale Wirkung. Überhaupt fehlt es dem recht formelhaft erzählten, mit einigen Popsongs garnierten Geschehen an ehrlich herzerwärmenden Momenten.

Dass auch der Witz nur bedingt funktionieren will, ließ sich während der von einigen Kindern besuchten Pressevorführung gut beobachten. Viel zu oft bewegt sich der Humor auf überschaubarem Niveau, was nicht zuletzt bei den eher plumpen, für erwachsene Zuschauer gedachten Anspielungen auf Arthur Conan Doyles Holmes-Kosmos deutlich zutage tritt. Der Ermittlungsplot gestaltet sich trotz eines netten, kleinen Schlenkers recht unspektakulär, ist aber immerhin mit ordentlichem Tempo inszeniert. Einige Verfolgungsjagden machen durchaus Laune. An manchen Schauplätzen gibt es skurrile Details zu entdecken. Und recht überzeugend spiegelt sich in der Optik der Protagonisten ihre tönerne Beschaffenheit. Gelungen ist außerdem der Einfall, Sherlocks komplexe Denkprozesse als Schwarz-Weiß-Cartoons zu illustrieren. Pfiffige Ideen wie diese hätte es jedoch weitaus häufiger gebraucht, um den bunten, leider zu schematischen Zwergen-Krimi in mitreißende und ergreifende Familienunterhaltung zu verwandeln.

Sherlock Gnomes (2018)

Nachdem der Streit zwischen den beiden Gartenzwerg-Familien Zinnoberrot und Blaublut beigelegt werden konnte und Gnomeo seine Julia heiraten durfte, ziehen die Rivalen von früher nach London und leben dort einträchtig in direkter Nachbarschaft. Doch dann verschwinden plötzlich überall in der Stadt Gartenzwerge, was die Welt der Gnome in ziemliche Aufruhr versetzt. Aber zum Glück gibt es ja den berühmten Meisterdetektiv Sherlock Gnomes und seinen getreuen Assistenten Watson. Gemeinsam mit Gnome und Julia machen sie sich daran, dem Geheimnis auf die Schliche zu kommen …

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