Seit Otar fort ist - Depuis qu’ Otar est parti

Tiflis, mon amour

Die junge Ada (Dinara Droukarova) wohnt mit ihrer Mutter Marina (Nino Khomassouridze) und ihrer Großmutter Eka (Esther Gorintin) zusammen in einer Wohnung in Tiflis, Georgien und kämpfen dort – jede auf ihre Weise – ums Überleben. Marina lebt trotz ihres Ingenieurdiploms mehr schlecht als recht von geborgtem Geld, Lottogewinnen und dem Verkauf abgelegter Sachen auf dem Flohmarkt. Ada, die intellektuelle Tochter, deren Liebe zur Literatur und zur französischen Sprache von der Großmutter gefördert wurde, weiß sich zu helfen, indem sie kurzerhand eine wertvolle Vase mitgehen lässt, als ihrer Chef ihr nicht den ausgemachten Lohn auszahlen will. Eka, die Großmutter, zu alt, um noch etwas von dieser neuen Welt zu erwarten, lebt in Erinnerung an ihren verstorbenen Mann und an ihren geliebten Sohn Otar, der nach Paris ausgewandert ist und von dort aus die Familie regelmäßig mit Geldsendungen versorgt. Sehnsüchtig wartet sie auf die einzige Abwechslung: Otars Briefe aus Paris.

Doch eines Tages bleiben auch die ersehnten Nachrichten aus, denn Otar ist in Frankreich tödlich verunglückt. Ada und Marina, die der alten Eka diese Nachricht nicht überbringen können, beschließen, auf ihre Art Otar weiterleben zu lassen. So fälschen Otars Briefe und fantasieren ein neues, besseres Leben zusammen, das in der alten Frau die Hoffnung weckt, es möge sich alles zum Besseren wenden. Ein Gespinst von Lügen, das schließlich auch Ada und Marina von einem besseren Leben träumen lässt, eine Flucht aus dem tristen Alltag. Mühsam hüten sie das Geheimnis, bis Eka beschließt, nach Paris zu reisen, um ihren Lieblingssohn noch einmal zu sehen. Und so fliegt schließlich das Komplott der beiden Verschwörerinnen auf, wenngleich ganz anders als erwartet.

Julie Bertucelli ist mit ihrem Debütfilm ein einfühlsames und liebevolles Porträt dreier Frauen gelungen, die unter einem Dach zusammenleben und deren Leben sich durch eine Lüge radikal verändern wird. Und zugleich ist der Film eine wunderbare Liebeserklärung an die georgische Hauptstadt Tiflis, die langsam aus den Fugen zu geraten scheint und deren Bewohner sich trotzdem nicht entmutigen lassen, es trotzdem immer wieder aufs Neue zu versuchen. Behutsam umschifft die junge Regisseurin, die bislang viel im Dokumentarfilm-Bereich gearbeitet hat und die Iosseliani, Finkiel und Panh als ihre Bezugsgrößen nennt, alle Klischees und setzt auf eine gelungene Gratwanderung aus Melodram und Komödie, die gespickt ist mit genauen Beobachtungen der ganz alltäglichen Begebenheiten und kleinen Gesten. Ein großer kleiner Film, der im Jahr 2003 den Großen Preis der Filmkritik in Cannes erhielt und 2004 mit dem César für das beste Spielfilm-Debüt ausgezeichnet wurde.

Seit Otar fort ist - Depuis qu’ Otar est parti

Die junge Ada (Dinara Droukarova) wohnt mit ihrer Mutter Marina (Nino Khomassouridze) und ihrer Großmutter Eka (Esther Gorintin) zusammen in einer Wohnung in Tiflis, Georgien und kämpfen dort, jede auf ihre Weise, ums Überleben.

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Meinungen

· 09.12.2005

Ich habe selten einen so schönen Film gesehen.