Sein letztes Rennen (2013)

Eine Filmkritik von Melanie Hoffmann

Laufschuhe geschnürt und auf geht's

Palim Palim? Nein! Weit gefehlt. Dieter Hallervorden wird in hohem Alter „erwachsen“ und will über seine Karriere als Blödelkomiker hinauswachsen. Und eine ganz großartige Altersrolle fand er in diesem Film.

Paul Averhoff (Dieter Hallervorden) und seine Frau Margot (Tatja Seibt) leben ein liebevolles Eheleben und sind ein gutes Team. Eigentlich. Denn Margot hat in letzter Zeit immer wieder Schwächeanfälle, stürzt, verliert kurz das Bewusstsein. Tochter Birgit (Heike Makatsch) ist Stewardess und kann nicht immer wieder Urlaub nehmen, um nach einer verletzten Mutter im Krankenhaus zu sehen. Also scheint der einzig vernünftige Weg, dass die beiden alten Leute ins Altersheim ziehen. Doch da fühlen sie sich erst so richtig alt.

Von wegen da wird alles besser. Zwischen Singkreis und Bastelstunden findet sich Margot ja noch einigermaßen zurecht, Paul kann das aber nicht als sinnvolle Beschäftigung für sich akzeptieren. Das kann es nicht gewesen sein! Also packt der ehemalige Langstreckenläufer und Olympiasieger im Marathon von Sidney 1958 seine ollen Laufschuhe wieder aus und joggt frohen Mutes durch den Park des Altenheims. Weder die Pfleger noch die anderen Heimbewohner können damit so recht umgehen. Nach kurzer Verunsicherung macht sich statt Anerkennung eher Spott breit. Und als Paul auch noch verkündet, er trainiere für den Berlin-Marathon, halten die anderen ihn endgültig für übergeschnappt.

Dieter Hallervorden glänzt in der Rolle des Sportlers, der noch nicht zum ganz alten Eisen gehören will. Zwar setzt er sich als Paul auch ein bisschen dem Spott aus, doch hat seine Rolle das höhere Ziel, zu beschreiben, dass Senioren noch Ziele im Leben haben und diese auch erreichen dürfen. Missstände in Altenheimen aufzuzeigen geschieht en passant, auch der Missstand, wie einige erwachsene Kinder mit den lästig werdenden Eltern umgehen. Dabei macht es Spaß die anderen Heimbewohner zu beobachten, die alle etwas überzogen, etwas karikativ angelegt sind. So hat Paul die Ernsthaftigkeit umso mehr auf seiner Seite. Die traurigen, schicksalsgebeutelten Figuren sind die beiden Frauen in Pauls Leben: Seine Frau Margot, mit viel Liebe verkörpert von Tatja Seibt und seine Tochter Birgit, gespielt von Heike Makatsch, die eine große innere Zerrissenheit auf die Leinwand bringt. Die Gegenspieler sind die Herrschaften der Heimleitung, doch auch hier findet keine reine Schwarz-Weiß-Malerei statt. Der junge Pfleger Tobias, gespielt von Frederick Lau, kann sich in die Situation seiner Schützlinge hineinversetzen und nimmt daher auch gerne mal deren Partei ein.

Regisseur Kilian Riedhof (Grimme-Preis für Homevideo) ist mit seinem Kinodebüt ein toller Film über die Liebe, das Alter und Vertrauen gelungen. Die Gratwanderung zwischen Humor und Ernsthaftigkeit wird von Drehbuch und Team wunderbar bewältigt. Dieter Hallervorden als Sturkopf hat die Sympathien absolut und von Anfang bis Ende auf seiner Seite. Und er zeigt auch den jüngeren, wie leicht man aus dem Fahrwasser der Erwartungen anderer herauskommen kann. Einfach nur die Laufschuhe angezogen und ab ins Kino.
 

Sein letztes Rennen (2013)

Palim Palim? Nein! Weit gefehlt. Dieter Hallervorden wird in hohem Alter „erwachsen“ und will über seine Karriere als Blödelkomiker hinauswachsen. Und eine ganz großartige Altersrolle fand er in diesem Film.

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Meinungen

s.leinung · 28.09.2017

ein super berührender Film tolle Schauspiele toll gespielt von didi hallerforden

strolchi · 15.11.2013

IEs war wirklich ein sehr sehenwerter Film!!! Vor allen Dingen, daß ausgerechnet der Komiker Hallervorden in so einem sehr bewegenden und gleichzeitig traurigen Film eine Hauptrolle spielt!!!! In dem Film geht es unter anderem um die Zustände in unseren Altenheimen!!! Und die sind wahrlich erschreckend!!! In dem Film geht es um ein Ehepaar, dass in ein Altenheim kommt und Didi Hallervordern lässt sich aber nicht in das Schema pressen, das in dem Heim schon seit Jahren praktiziert wird!!

Inge R. · 06.11.2013

Ein wunderbarer Film! Er hat mich sehr berührt!! Absolut sehenswert für jung und alt!!! Ich kann nur danke sagen an alle Akteure dieses Filmes. Es ist ein sensibles Thema, welches uns irgendwann mehr oder wenig alle angeht.

Gerd S. · 31.10.2013

für mich ein herausragender, gesellschaftskritischer Film über das Alter im weiteren Sinne, über die Wertschätzung der Alten und über die Ressourcen die ihnen unsere Gesellschaft zubilligt um würdig zu leben. (Menschen und Mittel)
Meine größte Hochachtung vor Dieter Hallevorden.
Bestnoten an Drehbuch und Regie, und an alle Beteiligten.
Man spürt was Filmkunst ist.

Ulrike · 27.10.2013

Ein berührender Film, der mir noch lange nachgehen wird. Er sticht heraus aus der derzeitigen Inflation von Altenheimfilmen (die uns wohl die Angst vor dem Altern nehmen sollen, aber das leisten sie nicht). Und ein grandioser Dieter Hallervorden.

Die Charaktere der Heimbewohner sind ein bisschen karikiert, aber das ist gut, denn das nimmt dem Film die Schwere. Mit mir saßen fast nur ältere Besucher im Kino, die am Anfang die Szenen noch witzig kommentiert haben ( es gibt ja auch etwas zum Lachen), aber dann gemerkt haben, dieser Film ist ernst gemeint und gar nicht witzig - von traurigen, verzweifelten über komischen bis hoffnungsvollen Gefühlen ist alles dabei.

Es wäre schön, wenn dieser Film zur Diskussion anregen würde, was denn die "Würde des Alters" wirklich ist und man in Gesellschaft und Politik darüber nachdenkt, wie man alten angewiesenen Menschen Respekt entgegenbringt - und denen, die sie begleiten und pflegen.

Bernd "BAERnd" Dee · 14.10.2013

Wir (drei Erw. um die 50 und ein 16-j.) waren gestern abend im Kino und haben diesen Film gesehen.
Ich hatte mich im Vorfeld ausnahmsweise mal noch gar nicht mit dem Film beschäftigt, da es ein spontaner Einfall unseres Freundes war, ins Kino zu gehen.
Erwartet hatte ich Didi, wie man ihn von früher kennt, mit dem Thema rund um das Thema Sport im Alter.
Gesehen habe wir einen grandiosen, ernsthaften, traurig-machenden, und dennoch in einzelnen Szenen witzig angelegten Film, in dem man Dieter Hallervorden einmal ganz anders erlebt und bei dem das Lachen manchesmal im Halse steckenbleiben kann.
Die leider allzu wirklichkeitsnahe Schilderung der Lebensumstände der "Alten" in so manchem Seniorenheim, die wir leider schon selbst kennenlernen durften, wo doch so sehr auf das selbstbestimmte Leben der Bewohner geachtet wird macht den Film zu einem Meisterwerk der Filmkunst, bei dem der Titel eigentlich eine völlig untergeordnete Rolle spielt. Das Thema des Films ist ein ganz anders, und das ist durch die Darsteller rührend umgesetzt.
Bei so manchen Charakteren glaubt man, ihnen im entsprechenden Umfeld bereits real begegnet zu sein und gerade sein deja-vu zu erleben.
Die Rolle des Pflegers Tobias scheint mir sehr irreal, da vermutlich die meisten Arbeitskräfte in der Pflege und Betreuung nicht die Traute haben, mit ihrer Heimleitung so zu sprechen. Verständlicherweise, da ihnen ihr sicherer Arbeitsplatz mehr wert sein dürfte. Aber wer weiß, ich kenne genügend Pflegekräfte, die in "ihrem" Heim gekündigt und das Haus gewechselt haben. Was dort hinter verschlossenen Türen gesprochen wurde, entzieht sich der Kenntnis der Öffentlichkeit.
Absolut sehenswerter Film!

Rita K. · 11.10.2013

Ich habe heute den Film gesehen und bin tief beeindruckt.

Die Schauspieler waren alle sehr gut....aber Dieter Hallervorden...hat mich zu Tränen gerührt....so eindrucksvoll und glaubwürdig hat er diese Rolle gespielt.

Einerseits war das Thema beängstigend,andererseits machte er Mut...Mut auch noch im Alter seine Würde zu behalten und sich zu wehren!

Dieser Film ist absolut sehenswert...für Jung und Alt,denn beide Generationen können etwas daraus lernen.