Schwarze Katze, weißer Kater

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Eine Feier des (Über)Lebens

Eigentlich hatte Emir Kusturica nach den Diskussionen und der harschen Kritik wegen der vorgeblich „proserbischen“ Haltung seines letzten Filmes Underground (1995) beschlossen, künftig keine Filme mehr zu drehen, doch der Sinneswandel folgte binnen kurzer Zeit. Zuerst plante der in Bosnien-Herzegowina geborene Regisseur einen Dokumentarfilm über Zigeuner-Hochzeiten zu drehen, dann faszinierte ihn das, was er im Laufe der Recherchen zu sehen bekam, so sehr, dass er daraus einen Spielfilm entwickelte, der vor Lebensfreude, wunderlichen Episoden und schrägen Handlungsverläufen nur so strotzt.
Der reichlich ungeschickte Zigeuner Matko Destanov (Barjram Severdzan) ist ein charmanter Gauner und Loser, der sich mehr schlecht als recht mit Schwarzhandel und Schmuggel über Wasser hält. Zwar träumt er vom großen Coup, doch dafür fehlt es am benötigten Startkapital. Mit einer kleinen Lüge gelingt es ihm schließlich doch, den Paten Pitic (Sabri Sulejmani) zur Bereitstellung des Kredites zu überreden. Mit Hilfe von Pitics Sohn, dem Halunken Dadan (Srdan Todorovic) macht sich Matko an die Durchführung des Plans, doch im entscheidenden Moment wird Matko niedergeschlagen, dem Räuber die Beute geraubt, so dass dieser nun noch größere Schulden hat als zuvor. Als der unberechenbare Dadan dann noch auf die Idee verfällt, seine Schwester (Salija Ibraimova) mit Matkos Sohn Zare (Florijan Ajdini) zu verheiraten, ist das Chaos perfekt, zumal während der Feierlichkeiten eigentlich alles schief geht, was schief gehen kann.

Schwarze Katze, weißer Kater / Black Cat, White Cat ist unter den auch sonst wenig zurückhaltenden Filmen Emir Kusturicas derjenige, der die meiste Lebensfreude ausstrahlt. Anders als in seinen vorhergegangenen Filmen und wohl auch aufgrund der negativen Erfahrungen mit Underground spart sich der Regisseur hier direkte Bezüge auf die politische Situation Ex-Jugoslawiens und die Auswirkungen der Kriege auf dem Balkan. Stattdessen setzt er den Menschen seiner Heimat, die immer wieder Rückschläge einstecken müssen und die doch immer wieder aufstehen und weitermachen, ein lebensfrohes, pralles, vor Vitalität und Musikalität strotzendes Denkmal voller magischem Realismus – ein Film, dessen Optimismus ansteckend wirkt.

Schwarze Katze, weißer Kater

Eigentlich hatte Emir Kusturica nach den Diskussionen und der harschen Kritik wegen der vorgeblich „proserbischen“ Haltung seines Filmes Underground (1995) beschlossen, keine Filme mehr zu drehen, doch der Sinneswandel folgte binnen kurzer Zeit.
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