Schlaflos verliebt - Shaandaar

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein hybrider Kuddelmuddel mit kruder Komik

Sich von den Ereignissen des Tages oder auch einer längeren Vergangenheit zu lösen und abends im Bett schlichtweg einzuschlafen, um am Morgen danach erholt aufzuwachen, ist für viele Menschen keine Selbstverständlichkeit. Die Schwierigkeit einer solch simplen wie effektiven Bettbenutzung hat der Schriftsteller Steffen Kopetzky bereits gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts in Zuverlässiger Bericht über die Schlaflosigkeit ausführlich betrachtet, und auch schon Philosophen wie Arthur Schopenhauer haben sich ernsthaft mit diesem Phänomen beschäftigt. Dass dieses Thema in Schlaflos verliebt – Shaandaar nun als Aufhänger für einen turbulenten Klamauk à la Bollywood fungiert, ist zweifellos ein ansprechender Ansatz, zumal das Komödienfach in Bezug auf Verliebtheiten durchaus schon mit der Schlaflosigkeit liebäugelt hat.
Die faktische Unmöglichkeit, am Abend in das berühmte Reich der Träume und Bewältigungen der alltäglichen Last zu entschlummern, begleitet die aparte Alia Arora (Alia Bhatt) bereits Zeit ihres Lebens, das von einer ganz besonderen Herkunftsgeschichte zugleich beseelt und belastet ist. Ihr Vater Bipin (Pankaj Kapur), mit dem sie ein besonders inniges Verhältnis verbindet, hat schon seit ihrer Kindheit vergeblich Himmel und Hölle bemüht, um dieser Qual ein Ende zu bereiten, während Alia selbst sich offensichtlich beinahe damit arrangiert hat und ihre Nächte regelmäßig in wachsamer Einsamkeit verbringt. Doch die Familie Arora ist gerade von ganz anderen Zusammenhängen absorbiert, denn die zweite Tochter Eesha (Sanah Kapoor) ist gerade im Begriff, den ausgekochten Robin Fundwani (Vikas Verman) zu ehelichen, dessen abgebrühter Vater Harry (Sanjay Kapoor) dieses Arrangement gemeinsam mit der selbstherrlichen Mummiji (Sushma Seth) ausgeklügelt hat, der hartgesottenen Familienpatriarchin der Aroras. Hier tritt nun angelegentlich der smarte Hochzeitsplaner Jagjinder Joginder (Shahid Kapoor) auf den Plan, um die feisten Feierlichkeiten angemessen zu organisieren. Auch er leidet unter dauerhafter Schlaflosigkeit, und so ist es nur eine Frage der Nachtzeit, dass Jagjinder und Alia sich auf ganz anderem, gleichgesinntem Territorium begegnen …

Die absurde, entlarvende Rekonstruktion einer geschäftlich orientierten Zweck-Ehe-Anbahnung, eine komplizierte Vater-Tochter-Beziehung, ein Wirrwarr an familiären Unterschwelligkeiten sowie die Entstehung einer freundschaftlich basierten Liebesgeschichte versammeln sich in der verschlungenen Dramaturgie von Schlaflos verliebt – Shaandaar, und das bei einem rasanten Tempo voll kruder Komik. Derbe Albernheiten gängiger Klischees dominieren die mitunter lapidare Lustigkeit, doch wenn es dann zu einem großartigen, allgemeinen Outing kommt, setzen sich die hintergründigen satirischen Sequenzen dieser Komödie durch, die es in ihrer durchwachsen differenzierten Struktur schwer hat, die unterschiedlichen Publikumsinteressen angemessen zu befriedigen. So verzettelt sich und verebbt der hybride Ansatz in einem schrägen Kuddelmuddel, dessen Romantik nahezu in der vorherrschenden Hektik destilliert. Vage Tendenzen von Emanzipation und systemischer Familienbetrachtung fallen dann doch der dominanten Heiterkeit zum Opfer, die es gemeinsam mit den Songs und Choreographien immerhin doch vermag, das indische Komödiengenre gar nicht übel zu bedienen.

Schlaflos verliebt - Shaandaar

Sich von den Ereignissen des Tages oder auch einer längeren Vergangenheit zu lösen und abends im Bett schlichtweg einzuschlafen, um am Morgen danach erholt aufzuwachen, ist für viele Menschen keine Selbstverständlichkeit. Die Schwierigkeit einer solch simplen wie effektiven Bettbenutzung hat der Schriftsteller Steffen Kopetzky bereits gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts in „Zuverlässiger Bericht über die Schlaflosigkeit“ ausführlich betrachtet, und auch schon Philosophen wie Arthur Schopenhauer haben sich ernsthaft mit diesem Phänomen beschäftigt.
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