Scenic Route

Eine Filmkritik von Martin Beck

Gestrandet im Tal des Todes

Eigentlich wäre es kein Problem, Scenic Route als Theaterstück aufzuführen. Über weite Strecken sieht man hier lediglich zwei Personen und einen Schauplatz. Die zwei Personen sind Mitchell (Josh Duhamel) und Carter (Dan Folger), inzwischen entfernte Freunde, die ganz furchtbar viel reden und dabei aufarbeiten, warum sie nur noch entfernte Freunde sind. Die Zeit dafür haben sie, weil nämlich ihr Auto seinen Geist aufgegeben hat. Mitten im Death Valley. Auf einer spärlich befahrenen Nebenstrecke.
Scenic Route verbreitet tatsächlich Theatergefühl, das durch die karge Wüste sowohl verstärkt als auch aufgelockert wird. So weit das Auge reicht, ist nur Sand, Straße und Geröll zu sehen, doch immerhin hat man überhaupt einen Ausblick. Die Regisseure Kevin und Michael Goetz inszenieren im Grunde ein intimes Kammerspiel, das sich aber immer ein befreiendes Hintertürchen offenhält. So lange die beiden Männer reden, gibt es auch Rückblenden, räumliche Fluchten und sogar den einen oder anderen Autofahrer. Irgendwann dann schlägt das Reden in Gewalt um und das Hintertürchen erweitert sich um Genre-Elemente, die wohl der Grund dafür waren, dass der Film letztes Jahr auf dem Fantasy Filmfest lief.

All das, was gegen Ende passiert, kriegt Scenic Route sehr gut hin und entlässt den Zuschauer mit einer dezent offenen Konsequenz, die man nach dem beizeiten etwas zäh geratenen „Vorlauf“ gar nicht mehr erwartet hätte. In aller Ausführlichkeit wird hier nämlich eine auseinandergelaufene Freundschaft geschildert, die auf der einen Seite (=Mitchell) in ein gutbürgerliches Vorstadtleben und auf der anderen Seite (=Carter) in ewige Slacker-Jugend gemündet ist. Nichts liegt also näher, als viel Zeit im Death Valley zu haben und alles in Kreisbewegung aufzudröseln. Die beiden Freunde pflaumen sich an, ziehen sich zurück, entschuldigen sich und pflaumen sich dann erneut an. Irgendwann hat Mitchell einen Iro und kommt ins Grübeln. Da, ein anderes Auto naht heran!

Scenic Route schafft es zwar, seine beiden Charaktere gut herauszuarbeiten, doch ihr Potential ist ziemlich schnell erschöpft…und der Gewaltausbruch dann viel zu unmotiviert, zumindest für zwei doch eigentlich beste Freunde. Solche Filme, die eine Extremsituation schildern, müssen damit leben, dass das Publikum gerne eigene Parallelen zieht. Auf dieser Basis kommt man kaum umhin, einige der hier getroffenen Entscheidungen als extrem dämlich einzustufen, angefangen mit dem Verrecken des Autos und aufgehört bei dem Verhalten gegenüber anderen Autofahren und dann eben dem Übergang in die Genreabteilung. Die Dramatik wird dadurch nicht in dem Maße angehoben wie der Zuschauer sich zunehmend entfremdet. Irgendwann muss man schließlich erkennen, dass da einfach nichts Entscheidendes mehr passieren wird.

Vor ein paar Jahren gab es schon einmal einen zwei-Personen-stranden-in-der Wüste-Film namens Bone Dry, der jedoch den entscheidenden Vorteil hatte, die beiden Personen als Gegner aufzubauen und einen roten Mystery-Faden durch das Geschehen zu legen, der am Ende in ein packendes Finale mündet. Bei Scenic Route dagegen passiert erst lange sehr wenig und dann spitzt sich die Situation auf eine so überschaubare Weise zu, dass man kaum überlegen muss, was hier für (zwei) Lösungsmöglichkeiten übrigbleiben. Auf Festivals um ca. 15:30h kommt so etwas immer noch gut rüber, weil die Produktion und die beiden Hauptdarsteller durchaus Qualität absondern, doch auf freier Wildbahn wünscht man sich dann doch, dass die Genre-Einflüsse deutlich mehr Gewicht bekommen hätten. Oder alternativ irgendeine Kreuzung erscheint, bei der man sich dann nicht für die geteerte Schnellstraße, sondern den rumpeligen, von Kakteen gesäumten Feldweg entscheidet.

Scenic Route

Eigentlich wäre es kein Problem, „Scenic Route“ als Theaterstück aufzuführen. Über weite Strecken sieht man hier lediglich zwei Personen und einen Schauplatz. Die zwei Personen sind Mitchell (Josh Duhamel) und Carter (Dan Folger), inzwischen entfernte Freunde, die ganz furchtbar viel reden und dabei aufarbeiten, warum sie nur noch entfernte Freunde sind. Die Zeit dafür haben sie, weil nämlich ihr Auto seinen Geist aufgegeben hat.
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