Sammys Abenteuer 2

Eine Filmkritik von Sophie Charlotte Rieger

Viel 3D, wenig Gehalt

Animierte sprechende Tiere haben kleinen und großen Kinozuschauern schon seit den Anfängen des Kinos Freude bereitet. Und so ist es kein Wunder, dass sich zu den Fortsetzungen großer US-Animationen wie Ice Age und Madagascar nun auch der zweite Teil des belgischen Films Sammys Abenteuer gesellt. Erneut muss Schildkröte Sammy ein Abenteuer bestehen und sich und seine Lieben vor großen Gefahren retten.
Während sich der erste Film auf seine Kindheit konzentrierte, zeigt Sammys Abenteuer 2 die liebenswerte Schildkröte als Großvater, der auf das Schlüpfen seiner Enkelkinder wartet. Doch kaum haben die Kleinen das Licht der Welt erblickt, werden sie auch schon von Menschen eingefangen. Sammy und sein bester Freund Ray können den meisten Kindern die Flucht ermöglichen, werden jedoch von den Fischern mit auf ihren Frachter genommen und später an ein nobles Unterwasseraquarium in Sydney verkauft. Die Gesellschaft der Aquariumsbewohner ist bunt gemischt. Sammy und Ray treffen viele liebenswerte, aber auch einige unangenehme Gesellen. Doch viel wichtiger als diese Bekanntschaften ist ihr Fluchtplan, der sie und alle anderen aus dem gläsernen Gefängnis befreien soll.

Auch wenn Sammys Abenteuer 2 optisch nicht zu den großen amerikanischen Animations-Franchises aufschließen kann, ist es den Regisseuren Ben Stassen und Vincent Kesteloot erneut gelungen, den 3D Effekt voll auszukosten und ihrem Publikum das Eintauchen in die Wasserwelt der Protagonisten zu ermöglichen. Zum Teil macht das Spiel mit der dreidimensionalen Animation großen Spaß, zum Teil schießen die Filmemacher ein wenig über das Ziel hinaus und neigen dazu, ihre Zuschauer visuell zu überfordern. Es ist sicher dem vergleichbar kleinen Budget zuzuschreiben, dass Sammys Abenteuer 2 nicht über die Liebe zum Detail verfügt, die andere Tier-Animationen vorweisen können. Nichtsdestotrotz haben Stassen und Kesteloot einige sehr gelungene Figuren erschaffen, allen voran Blobfisch Jimbo, der über sein witziges Aussehen hinaus mit Paul Panzer auch einen markanten Synchronsprecher erhalten hat.

Unter dem Motto „Ohne Futter in der Backe gibt’s auch keine Möwenkacke“ zielt Sammys Abenteuer 2 mit seinem Humor klar auf die jüngere Generation ab. Auf der anderen Seite sind Stassen und Kesteloot so bemüht, das Publikum zu unterhalten, dass sie an diesem Unternehmen scheitern müssen. So wirkt der schizophrene Hummer, der ohne Frage als Running Gag funktionieren soll, eher wie der Klassendepp, der auch dann nicht lustig ist, wenn er die einfallsreichsten Witze erzählt. Für Erwachsene gibt es hier kaum etwas zu lachen.

Ohne einen generationenübergreifend funktionierenden Humor aber wird den großen Zuschauern hier tatsächlich kaum etwas geboten. Die Geschichte entwickelt wenig Dynamik, die Situation, in der sich Sammy und Ray befinden, ist niemals wirklich brenzlig. Die regelmäßig eingestreuten Verfolgungsjagden wirken eher redundant als wirklich aufregend. Leider kann der Film das fehlende Tempo nicht durch Charme, Humor oder die Beziehung zu den Charakteren ausgleichen. Zwar handelt es sich bei Sammy um eine herzensgute und hilfsbereite Schildkröte, doch macht ihn gerade diese Makellosigkeit letztendlich uninteressant. Eine Entwicklung seiner Persönlichkeit ist aufgrund der gleichbleibenden Vorbildfunktion nicht möglich. Auch bei den übrigen Figuren handelt es sich um Typen, die sich klar in „gut“ und „böse“ aufspalten lassen und die im Laufe der Handlung diese Zuordnung nicht ablegen können.

Im Gegensatz zum ersten Teil der Schildkrötensaga, nimmt sich Sammys Abenteuer 2 in seiner ökologischen Botschaft stark zurück. Die Tiere des Meeres werden hier hauptsächlich durch die Dekadenz der Menschen gefährdet, nicht aber durch Umweltverschmutzung, Überfischung oder die Jagd auf vom Aussterben bedrohte Arten. Zudem wird die natürliche Nahrungskette zwar immer wieder thematisiert, letztendlich aber werden alle fleischfressenden Lebewesen – Meeresbewohner wie Menschen – in die Kategorie „böse“ eingeordnet. An dieser Stelle verschenkt der Film leider einen Großteil seines pädagogischen Potentials.

Sammys Abenteuer 2 ist wohl einer dieser Kinderfilme, der seine kleinen Zuschauer so in Watte packt, dass er die Aufmerksamkeit der Großen riskiert. Eine unaufgeregte Geschichte, eindimensional gutmütige Charaktere und ein ungetrübtes Happy End machen ihn zu leichter Kinder-Kino-Kost, bieten aber gleichzeitig wenig pädagogischen Nährwert und keinerlei Anreiz für die Erwachsenen.

Sammys Abenteuer 2

Animierte sprechende Tiere haben kleinen und großen Kinozuschauern schon seit den Anfängen des Kinos Freude bereitet. Und so ist es kein Wunder, dass sich zu den Fortsetzungen großer US-Animationen wie „Ice Age“ und „Madagascar“ nun auch der zweite Teil des belgischen Films „Sammys Abenteuer“ gesellt. Erneut muss Schildkröte Sammy ein Abenteuer bestehen und sich und seine Lieben vor großen Gefahren retten.
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